Hallo!
Unsere Tochter (*02/2016) hat von Anfang an eigentlich immer den ganzen Winter über Husten.
Es gibt zwischen der Mutter (Ärztin, Neurologie) und mir (inzwischen getrennt) häufig unterschiedliche Ansichten darüber, wie damit umzugehen ist.
Dies hat in der Vergangenheit mehrfach auch schon zur Gabe von Salbutamol geführt. Als Tropfen im ersten Winter gab es dadurch Schreikrämpfe mit Ohnmacht. Später inhaliert gab es immer noch extreme Ein- und Durchschlafprobleme, aggressives Verhalten (sogar schlagen) und insgesamt ein Kind in, meiner Wahrnehmung nach, alarmierend orientierungslosem Zustand.
Für mich ist damit die Gabe von Salbutamol ausgeschlossen, die Mutter sieht das jedoch anders und findet, dass die Behandlung wichtiger ist als die Verträglichkeit.
Vereinfacht kann man sagen, dass ich sage: "das Kind hat halt Husten, das geht spätestens im Frühjahr wieder weg" und sie "wir müssen etwas machen - ich möchte nicht verantworten, dass das Kind wegen unserer Untätigkeit Asthma bekommt".
Derzeit ist der Husten auch nur nachts. Allerdings hält er uns vom Schlafen ab. Sie hustet nicht groß was ab, ich finde den Husten eher oberflächlich, weshalb ich Hustensaft geben wollte.
Bei Hustensaft wiederum ist die Mutter der Ansicht, dass das nun das Letzte sei, was man geben sollte :D
Wir bekommen keinen Kinderarzttermin mehr vor Weihnachten weshalb ich mich an Sie wende.
Für mich wichtige Fragen wären zB:
- Kann eine Nichtbehandlung von einer Bronchitis über längere Zeit zu Asthma führen? Ich finde dazu nichts.
- Stimmt die Einschätzung zu Hustensaft? Ist das wirklich Teufelszeug?
- Finden Sie die Behandlung mit Salbutamol hier wirklich angezeigt? Die Symptome sind wirklich ganz klar dem Mittel zuzuordnen durch mehrfachen Versuch...
- Finden Sie überhaupt eine Behandlung angezeigt (irgendwie husten die Kinder im Kindergarten und Bekanntenkreis auch alle und ich finde es schon ein bisschen übertrieben)
- Falls ja: gibt es sinnvolle Alternativen zu Salbutamol, die weniger Probleme machen/weniger gravierend sind?
Vielen Dank für Ihren Rat!
von
gaffa
am 17.12.2018, 10:49
Antwort auf:
Husten/Bronchitis und Therapie
Lieber G.,
Ihre Tochter hat das Salbutamol ja sicher nicht "einfach so" bekommen, sondern weil der Kinderarzt eine obstruktive Bronchitis diagnostiziert und damit entsprechend behandelt hat. Viele Kleinkinder leiden unter einem "hyperreagiblen Bronchialsystem", was die Bronchitis begünstigt und sollten deshalb in der "Reiz-Jahreszeit" zusätzlich ein Medikament gegen die chronische Entzündung an den Bronchien erhalten in Form eines inhalativen Corticoids und/oder Montelukast zum Einnehmen. Nebenwirkungen bei Salbutamol sind vor allem eine Frage der Dosierung, die man individuell anpassen muss, sodass dann praktisch jeder dieses Medikament gut verträgt. Außerdem kann und soll es mit dem zusätzlichen bronchialerweiternden Medikament "Atrovent" ergänzt werden. Wichtig ist immer die konsequente Behandlung, die auch dazu dient, bei entsprechender Veranlagung zu Asthma, dieses zu verhindern oder zumindest seine Langzeitfolgen. "Hustensäfte" sind meistens nutzlos und hier keine Alternative.
Alles Gute!
von
Dr. med. Andreas Busse
am 17.12.2018
Antwort auf:
Husten/Bronchitis und Therapie
Bei einem gewissen Prozentsatz der Kinder, die unter drei Jahren obstruktive Bronchitiden hatten entwickelt sich Asthma. Dass man das mit Salbutamol verhindern kann, habe ich auch noch nie gelesen und kann es mir nicht vorstellen.
Was man mit dem Salbutamol aber verhindern kann, ist, dass sich auf dem Schleim, der aus den “obstruktiven“ = verengten Bronchien nicht herauskommt, Bakterien munter vermehren und eine Lungenentzündung entsteht. Das ist die mögliche Folge einer unbehandelten obstruktiven Bronchitis.
Hustensaft, gerade Ambroxol, ist bei obstruktiven Bronchitiden kontraproduktiv.
Schleim wird verflüssigt. Wie? Indem Wasser daran gebunden wird. D.h., das Volumen des Schleims wird größer. Mehr Schleim sozusagen.
Wenn die Bronchien jetzt sowieso zu eng und ggf. leicht krampfen, dann sind diese mit dem zusätzlichen Schleim überfordert und das Kind hustet bis es Schleim erbricht.
Sehr gut ist auf jeden Fall Atrovent, damit kann man die Salbutamoldosis deutlich reduzieren.
Die Inhalationstechnik kann auch nochmals angeschaut werden. Bei so kleinen Kindern kann Salbutamol und Atrovent auch gut über den Pariboy inhaliert werden. Je mehr direkt lokal ankommt und dort gut wirkt, umso weniger landet im restlichen Körper und kann hier Nebenwirkungen verursachen.
Mitglied inaktiv - 17.12.2018, 13:16
Antwort auf:
Husten/Bronchitis und Therapie
Hier noch ein Auszug aus “Kinderärzte im Netz“
...allerdings nur bis zum Punkt “Therapie“, denn dort wird doch tatsächlich noch Schleimlöser angepriesen ... jeder Kinderpneumologe würde mit dem Kopf schütteln....
“ Nicht selten erkranken Kinder in den ersten drei Lebensjahren an einer sog. obstruktiven (verengenden) Bronchitis. Sie wird durch Viren hervorgerufen und geht mit Atemnot einher, die auch sehr stark bis bedrohlich werden kann. Beim Ausatmen tritt ein typisches, pfeifendes Geräusch auf (Giemen). Die Kinder haben infolge der entzündlichen Schleimbildung in den Bronchien eine erschwerte Ausatmung – vergleichbar mit Asthmapatienten, bei welchen die Verengung der Bronchien infolge des Zusammenziehens des die Bronchien umgebenden Muskelmantels auf allergischer Basis entsteht. Durch die Schädigung der Bronchialschleimhaut wird die Wand der Bronchien dünner. Dadurch können die kleinen Bronchien während des Ausatmens dem Druck im Brustraum nicht mehr standhalten und fallen zusammen, sie kollabieren. Es kommt zu einem Verschluss (Obstruktion) der kleinsten Lungenbronchien. Die Luft in den Lungenbläschen kann daher nicht mehr ausgeatmet werden, ein Aufblähen und Überblähen der Alveolen ist die Folge. Dieses Stadium bezeichnet man als chronisch obstruktive Bronchitis. Diese Veränderungen beeinträchtigen die Sauerstoff-aufnahme ins Blut. Zunehmende Atemnot, zunächst nur bei Belastung, dann aber auch in Ruhe, und ein allgemeiner Leistungsabfall sind die Folgen.
Auswirkungen
Die durch eine akute oder chronische Bronchitis vorgeschädigte Lunge ist anfälliger für zusätzliche Infektionen. Häufige Komplikation ist daher eine durch Bakterien hervorgerufene eitrige Bronchitis. Sichtbares Zeichen hierfür ist eitriger, trüber, gelblich-grüner Auswurf. Schreitet die Entzündung weiter fort, können auch Lungenentzündungen auftreten. Bei Verdacht auf Lungenentzündung sollten Sie unbedingt Ihren Kinder- und Jugendarzt aufsuchen.
Bei einem Teil der Kinder, die an einer obstruktiven Bronchitis erkranken, entwickelt sich später Asthma bronchiale“
... deswegen ist eine Behandlung mit Salbutamol und oder Atrovent auf jeden Fall indiziert bei klarer Diagnose.
Mitglied inaktiv - 17.12.2018, 14:47