Sehr geehrter Herr Dr. Brügel,   ich entschuldige mich zunächst für die lange Frage. Zum Hintergrund: Meine 8 Monate alte Tochter ist ein "zartes" Baby und nach BMI unterwichtig. Sie wiegt knapp 7 kg bei ca 72 cm. Sie wird gestillt und erhält Beikost seit dem Alter von 6 Monaten (Sie isst aber noch keine großen Mengen). Unsere Kinderärztin möchte demnächst Untersuchungen auf gesundheitliche Probleme durchführen, welche die schlechte Zunahme bedingen könnten, wenn die Kleine noch eine Perzentilenkurve nach unten kreuzt.    Nun meine eigentliche Frage: Mir ist aufgefallen, dass sich die verschiedenen Referenzkurven stark unterscheiden. Die deutsche Gewichtskurve, die auch die Kinderärztin nutzt, zeigt bei meiner Tochter einen Verlauf des Gewichts entlang ca. der 25. Perzentile von Monat 1 bis 3 und seit dem 4. Monat ein langsames stetiges Absinken bis hin (fast) zur 5. Perzentile aktuell. Diese wird nun auch noch wahrscheinlich nach unten gekreuzt. Im Gegensatz dazu zeigt die Kurve nach WHO-Referenz ein gänzlich anderes Bild: Ein anfängliches stetiges Absinken von ca. der 50. Perzentile sowie ein Einpendeln ungefähr auf die Kurve der 10. Perzentile seit dem Alter von 6 Monaten. Das heißt, laut WHO wäre es eine "normale" Catch-down-Kurve mit einer eingependelten Gewichtszunahme entlang der 10. Perzentile und laut deutscher Referenzkurve würde meine Tochter nicht genug zunehmen, um auf ihrer eigentlichen Perzentile zu bleiben, was auf ein Problem hindeutet, also ein gesundheitliches Problem oder aber eine zu geringe Kalorienzufuhr.   Wie kommt diese starke Abweichung zustande? Bietet die deutsche Kurve zwangsläufig einen besseren Vergleichswert für deutsche Kinder?   Mich verunsichert und beschäftigt dies sehr. Ich fühle mich als diejenige, die stillt, verantwortlich für das Gewicht meiner Tochter, auch wenn mir klar ist, dass es individuelle genetische Veranlagungen für den Körperbau gibt. Ich fühle mich dadurch auch unter Druck gesetzt und frage mich gleichzeitig, ob dies überhaupt notwendig ist oder ob möglicherweise doch alles normal ist. Kann überhaupt alles normal sein bei BMI-Untergewicht? Ich selbst war als Kind auch untergewichtig und bin noch immer im unteren Normbereich, aber als Baby war ich dicker.   Abschließend möchte ich noch sagen, dass meine Tochter ein aufgewecktes mobiles Baby ist. Sie krabbelt seit dem Alter von 6 Monaten und ist allgemein sehr aktiv.   Vielen Dank für Ihre Einschätzung!