Guten Tag Herr Dr Busse,
Meine Tochter ist nun 7 Monate alt geworden und war immer sehr unproblematisch wenn es ums Schlafen ging. Sie schläft durch, macht 2 Nickerchen am Tag (ein Kurzes am Vormittag und ein Längeres am frühen Nachmittag) und war normalerweise wie eine Puppe, je mehr man sie in die horizontale gebracht hat, desto mehr gingen die Augen zu. (Wir sind wirklich gesegnet mit diesem Kind, was im allgemeinen total unkompliziert und unproblematisch ist)
Seit ca. 1 Woche quält sie sich jetzt regelrecht in den Schlaf. Auf dem Wickeltisch ist sie noch die Fröhlichkeit in Person und sobald man sie ins Bett legt, strampelt und rudert sie mit allem was sie hat. Sie windet und dreht sich, stöhnt und jammert. Aber gleichzeitig reibt sie sich die Augen wie wild und man merkt, dass sie eigentlich gerne schlafen würde. Das geht dann eine halbe Stunde so und irgendwann schläft sie erschöpft ein. So kenne ich mein Kind überhaupt nicht.
Über Tag ist sie superfröhlich, lacht sehr viel, brabbeln und "singt" was das Zeit hält und ist sehr aufgeweckt und neugierig.
Sie hat mittlerweile schon 2 Zähnchen im Unterkiefer, welche absolut problemlos und ohne Qual gekommen sind - wir hätten es fast nicht bemerkt, wenn da nicht die roten Wangen gewesen wären. Jetzt bekommt sie gerade ihr 3. Zähnchen, diesmal im Oberkiefer (62). Auch jetzt ist keine sonstige Veränderung am Kind festzustellen. Kann das der Grund für das veränderte Schlafverhalten sein, obwohl die ersten 2 Zähnchen absolut problemlos waren?
Wie gesagt, ich kenne mein Kind so überhaupt nicht und es tut mir so leid, dass sie sich so quält. Habe auch schon gedacht, dass es Bauchschmerzen sein könnten, aber die wären ja dann auch über Tag da und nicht ausschließlich, wenn es ins Bett geht.
Ich hoffe sie können mir aus der Ferne helfen, denn ich möchte es in der jetzigen Situation (Corona) vermeiden mich in ein Wartezimmer zu setzen, wenn es nicht absolut notwendig ist.
Vielen Dank für Ihre Mühe und bleiben Sie gesund.
Liebe Grüße
von
Kristina_83
am 27.03.2020, 13:49
Antwort auf:
Baby quält sich in den Schlaf
Liebe K.,
das hat mit sich quälen wirklich nichts zu tun und ist deshalb auch kein Anlass zur Sorge. Ihre Tochter ist jetzt in dem Alter, in dem sie sich rasch entwickelt und viele neue Eindrücke verarbeiten muss. Und da fällt das Abschalten einfach etwas schwerer und sie reagiert sich davor ab. Bleiben Sie gelassen bei Ihrem guten Zubettgehritual und nach dem Gutenachtlied oder Ähnlichem bei Bedarf einfach nur leise redend oder singend daneben sitzen bis ihre Tochter zur Ruhe findet.
Alles Gute!
von
Dr. med. Andreas Busse
am 27.03.2020
Antwort auf:
Baby quält sich in den Schlaf
Bin kein Arzt, aber zweifache Mutter und möchte auch gern etwas dazu sagen, wenn ich darf.
Also, ein Baby oder Kleinkind, das dauerhaft gut einschläft, gibt es nicht, ich habe zumindest noch nie eines gesehen. Auch unkomplizierte Schläfer werden oft doch noch schwierige Ein- oder Durchschläfer. Ich habe damals über meine so toll ein- und durchschlafende Tochter auch gejubelt. Wenn ich Freunden davon erzählt haben, haben sie nur nachsichtig gelächelt und gesagt: „Das bleibt nicht so.“ Ich fand das blöd und habe gedacht, sie irren sich. Aber natürlich hatten sie Recht.
Die ersten Lebensjahre schlafen die Kinder einfach nicht dauerhaft, sondern allenfalls für längere Phasen gut ein oder durch. Ich kenne kein Kind im Freundeskreis, für das dies nicht gegolten hätte.
Bei Euch könnte momentan hinzukommen, dass der Gesamtschlafbedarf Deiner Tochter nun etwas abgesunken ist. Sie ist kein Neugeborenes mehr. Zwei Tagschläfchen könnten bald schon zuviel sein. Es ist auch möglich, dass die bisherige Zubettgehzeit abends zu früh ist.
Man kann versuchen, hier anpassen: Das Kind deutlich später hinlegen. Oder einen Tagschlaf streichen. Oder es morgens früher wecken. Man darf aber immer nur eine Maßnahme gleichzeitig machen, nicht mehrere. Dann muss man ca. 7 Tage warten, denn das Gehirn des Babys braucht eine gewisse Zeit, um sich an den neuen Rhythmus zu gewöhnen, bis dahin sieht es so aus, als ob das Ganze nichts bringt.
Generell muss man einfach akzeptieren, dass in Sachen Schlafen die Baby- und Kleinkindzeit meist irre anstrengend ist, entweder früher oder später. Davon können alle Eltern ein Lied singen. Mein Mann und ich haben über lange Zeiträume abends locker ein bis zwei Stunden am Kinderbett gesessen.
Falls das Ganze bei Deiner Tochter auch länger dauert: Im Rückblick geht auch diese anstrengende Zeit recht schnell vorbei, auch wenn man sich das kaum vorstellen kann, wenn man mittendrin steckt. Und man ist dann froh, dass man das für sein Kind gemacht hat, ihm Geborgenheit und Nähe gegeben hat, es nie weinen gelassen hat.
LG
von
Hexhex
am 27.03.2020, 15:31