Mitglied inaktiv
Hallo hab da mal ne Frage: ich lebe im Ausland ( MAlta) und hier wird im Augenblick unheimliche Panik gemacht, dass diesen Winter eine Epidemie mit tausenden Toten durch die Vogelgrippe erwartet wird. Deshalb wird geraten sich mit dem diesjaehrigen Grippeimpfstoff impfen zu lassen - obwohl das eine mit dem anderen doch gar nichts zu tun hat. Auch wird geraten sich ein Medikament reservieren zu lassen, das im Fall der Erkrankung die Krankheit milder ablaufen laesst. Wie sehen sie die Situation? Droht wirkliche Gefahr und Handlungsbedarf oder ist es alles Panikmache und ein gutes Geschaeft? Vielen Dank fuer Ihre Hilfe Michaela P.S. Falls geimoft werden sollte, muss mein 5 Monate altes Baby - noch voll gestillt - auch geimpft werden, kann ich waehrend des Stillens geimpft werden? Danke
Hallo, ich sende Ihnen ausführliche Informationen zum Thema (zitiert aus meinem "Handbuch Kinderimpfung", Hugendubel-Verlag 2004), welche hoffentlich Ihre Fragen beantworten. Stillen ist übrigens KEIN Hindernis für die Grippeimpfung, selbst die Schwangerschaft gilt nicht mehr als absolutes Hindernis (=Einzelfallentscheidung). Die „echte Grippe“ ist eine virale Infektionskrankheit, die Menschen jeden Alters betrifft und in jährlichen Epidemien auftritt Die Viren werden durch Tröpfchen von Mensch zu Mensch, ausnahmsweise auch von Tieren (v.a. Geflügel) auf Menschen übertragen Meistens verläuft die Krankheit als aussergewöhnlich starke Erkältung mit hohem Fieber, Schnupfen und Husten sowie heftigen Kopf- und Gliederschmerzen Komplikationen wie Mittelohr- und Lungenentzündungen sind relativ häufig (bis zu 30%); lebensbedrohliche Verläufe (Herzbeteiligung, Kreislaufversagen) treten gelegentlich bei Kindern und Erwachsenen mit chronischen Grundkrankheiten sowie in fortgeschrittenem Lebensalter auf Die Behandlung mit neueren Virusmedikamenten muss sehr früh (innerhalb von 24 Stunden) einsetzen, um wirksam zu sein Die Impfung schützt zu 70-90% vor der Grippe, insbesondere vor deren Komplikationen! Sie muss jährlich im Herbst wiederholt werden Die Influenza ist eine akute Infektionskrankheit, die bei uns jeden Winter eine Epidemie verursacht, von der Personen jeden Alters betroffen sind. Verschiedene Influenzaviren (Typen A und B, seltener C) sind die Erreger der Krankheit und werden durch Tröpfchen (z.B. beim Niessen) von Mensch zu Mensch übertragen. Die Virusinfektion führt zu einer aggressiven Entzündung der Schleimhäute in den Atemwegen, die häufig mit kleineren Blutungen einher geht. Schon 1-3 Tage nach der Ansteckung beginnt die Erkrankung mit schwerem Krankheitsgefühl, hohem Fieber, Schnupfen und Husten sowie heftigen Kopf- und Gliederschmerzen. Die Zerstörung der Schleimhäute begünstigt nachfolgende Infektionen durch Bakterien, vor allem des Mittelohrs und der Lungen. Auch das Herz kann sich entzünden, eine lebensgefährliche Komplikation! Davon sind vor allem Kinder und Erwachsene mit chronischen Grundkrankheiten betroffen sowie Personen in fortgeschrittenem Lebensalter. Durch enges Zusammenleben von Menschen und Tieren, vor allem in asiatischen Ländern, bilden sich immer wieder neue Influenzaviren, welche sich geringfügig von den bisherigen unterscheiden und die deshalb eine neue Epidemie verursachen können. Dies geschieht jedes Jahr. Von Zeit zu Zeit, zuletzt 1977, verändern sich die Viren so stark, dass sie sich rasant auf der ganzen Welt ausbreiten. Man spricht dann von einer Pandemie. Die schlimmste Pandemie der letzten 100 Jahre war die sogenannte „spanische Grippe“, der im Winter 1918/1919 mehr als 20 Millionen Menschen zum Opfer fielen. Ob die sich gegenwärtig ausbreitende „Vogelgrippe“ (vor allem, wie der Name sagt, bei Vögeln bzw. Geflügel, in einzelnen Fällen auch bei Menschen) für uns in Europa eine Gefahr darstellt, lässt sich momentan nicht sicher abschätzen; wenn es aber zu einer Mischung aus Vogelgrippe und „Menschengrippe“-Viren kommt und somit ein neues Virus entsteht, so kann dies zur befürchteten Katastrophe führen. Neuerdings kann man die Dauer einer Grippe mit Medikamenten, den sogenannten „Neuraminidasehemmern“, um etwa 1-2 Tage verkürzen. Allerdings sind diese Medikamente nur bei sehr frühzeitigem Behandlungsbeginn (am besten binnen der ersten 24 Stunden nach Beginn der Erkrankung) wirksam. Sie können auch vorbeugend eingesetzt werden. Momentan wird eine Bevorratung mit solchen Medikamenten von vielen Ländern für ihre Bevölkerung durchgeführt – für Einzelpersonen wird das aber als private Initiative derzeit NICHT empfohlen. Durch Impfung kann man sich vor der Grippe schützen. Dazu stehen verschiedene Totimpfstoffe zur Verfügung, die ab dem Alter von 6 Monaten zugelassen sind (bis die neuen Impfstoffe für die nächste Saison in wenigen Wochen verfügbar sind wird Ihr Kind dieses Alter erreicht haben). Sie enthalten Antigene der Influenzaviren, die Prognosen zufolge die nächste Winterepidemie verursachen werden. Man führt die Impfung deshalb mit dem jeweils aktuellen Impfstoff im Herbst durch. Bei erstmaliger Anwendung im Kindesalter (in der Schweiz bis zum Alter von 3 Jahren) sollte zweimal im Abstand von 4 Wochen geimpft werden, in den darauffolgenden Jahren genügt jeweils eine Impfdosis. Die Grippeschutzimpfung kann schwere Krankheitsverläufe zu 80-90% verhindern. Ein Effekt zur Verhütung der "Vogelgrippe" ist nach bisherigen Erkenntnissen nicht zu erwarten; jedoch kann durch Schutz möglichst vieler Menschen vor Grippe das Risiko für ein Vermischen von Vogelgrippe und Menschengrippe vermutlich vermindert werden! Zurzeit wird in Deutschland die jährliche Grippeschutzimpfung wegen erhöhtem Komplikationsrisiko für folgende Personen empfohlen: bei chronischen Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems, der Atemwege (z.B. Asthma), oder anderen chronischen Organerkrankungen (z.B. chronische Nierenerkrankungen, Diabetes u.a.) bei angeborener oder erworbene Immunschwäche sowie für deren Familienangehörige ab dem Lebensalter von 60 Jahren sowie für Personen mit erhöhtem beruflichen Ansteckungsrisiko (z.B. medizinisches Personal; beruflich bedingter häufiger Kontakt mit anderen Menschen). In Österreich und der Schweiz gelten sehr ähnliche Empfehlungen. Darüber hinaus kann jeder, der für sich oder seine Kinder das Erkrankungsrisiko verringern möchte, die Grippeschutzimpfung in Anspruch nehmen, wobei allerdings die Kosten ausserhalb der genannten Risikogruppen in der Regel nicht von den Krankenkassen übernommen werden. Die Verträglichkeit der Influenzaimpfung ist sehr gut und entspricht den üblichen Routineimpfungen mit Totimpfstoffen in den ersten Lebensjahren. Wichtig: Weil die Grippeviren für die Impfstoffherstellung in Hühnerembryonen angezüchtet werden, sind Rückstände von Hühnereiweiss im Impfstoff enthalten. Deshalb dürfen Personen mit Hühnereiweissallergie wegen der Gefahr bedrohlicher Reaktionen nicht gegen Influenza geimpft werden. Die üblichen sonstigen Kontraindikationen (akute Erkrankung, Allergien gegen Impfstoffbestandteile) sind ebenfalls zu beachten.
Mitglied inaktiv
Hi Michaela, ich bin zwar kein Doctor aber "witzig"...gerade gestern hat mich mein Freund (Malta) darum gebeten, mich wegen der VG-Schutzimpfung zu erkundigen. Maltas government hat wohl Impfstoff f. die gesamte Bevölkerung beschafft. Ich habe bisher keine Info von meinem Doc, ob es wirklich nötig ist bzw. sein "muss" aber ich kann mich gerne nochmal bei Dir melden. Wüsste gerne mal die Gründe f. diese Panik auf Malta?! Hier in D ist es eigentlich kein grosses Thema. Viele Grüsse cs PS: wo lebst Du denn auf Malta ?