Mitglied inaktiv
S.g. Herr Dr. Heininger! Heute habe ich viele Fragen an Sie, hinsichtlich der Meningokokkenimpfung: • Ich habe aus der englischen Presse über Todesfälle im Zusammenhang mit der Meningokokkenimpfung gelesen. 18 Fälle, davon bei 15 Fälle unwahrscheinlich, 3 möglich und 1 bestätigt. Wissen Sie was davon und wie muß man das einschätzen? • Wir kommen aus Tirol und lt. Meningokokkenzentrale gab es hier in unserer Gegend im Jahr 2002 und 2003 jeweils 1 Erkrankung (kein Todesfall) auf über 700.000 Einwohner. Sollte man die Impfung also auch von der Region abhängig machen, wo man wohnt – oder unabhängig davon? (Nutzen/Risiko) • Es steht im Beipack einiges über Ohnmachtsanfälle und Krämpfe bzw. Fieberkrämpfe. Wie hoch ist hier das Risiko – es steht 0,01% - das wäre 1:10.000 Wie hoch ist das Risiko bei über 4jährigen einen Fieberkrampf zu bekommen und sind irgendwelche Folgeschäden bekannt? • Mein Sohn wurde heuer 2x FSME geimpft – wäre eine zusätzliche Meningokokkenimpfung nicht zuviel für ihn so schnell hintereinander (auch hinsichtlich der ganzen Zusatzstoffe die da drinnen sind?) • Empfehlen Sie die Impfung generell für alle Kinder (ich weiß, in der Schweiz ist die Situation etwas anders als in Ö, da gibt es viel mehr Men. C Fälle), oder eher nur für Gebiete wo viel Typ C vorkommt, immungeschwächte Kinder und Jugendliche ? • Wie hoch ist das Risiko, sich im Kindergarten mit Meninogokokken anzustecken? Ich meine, falls ein Fall auftreten würde, dann bekämen sowieso alle Antibiotika vorbeugend? Und Kinder sind ja anscheinend nur zu 2% stille Träger. Ist das Risiko also eher größer, daß man sich von Erwachsenen bzw. Jugendlichen ansteckt (stille Träger) als Kinder untereinander??? Ich weiß, viele Fragen und ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie mir weiterhelfen könnten, da ich nicht weiß, ob ich impfen soll oder nicht. Danke!
Guten Abend Sabrina, Das sind berechtigte Fragen! • Ich habe aus der englischen Presse über Todesfälle im Zusammenhang mit der Meningokokkenimpfung gelesen. 18 Fälle, davon bei 15 Fälle unwahrscheinlich, 3 möglich und 1 bestätigt. Wissen Sie was davon und wie muß man das einschätzen? Nein, davon weiss ich nicht. Wenn es Grund zur Unruhe gäbe, wüsste ich dies, da ich täglich über einen Informationsdienst über weltweit auftretende Neuigkeiten auf diesem Sektor sehr zuverlässig informiert werde. Meine Interpretation ist folgende: Bei zig Millionen (!) Meningokokkenimpfungen in England sind vereinzelte, zufällig auftretende Todesfälle "nach der Impfung" (in beliebigem Zeitintervall) aus nachvollziehbaren Gründen unvermeidbar. Das heisst ja nicht, dass diese Todesfälle WEGEN der Impfung aufgetreten sind. • Wir kommen aus Tirol und lt. Meningokokkenzentrale gab es hier in unserer Gegend im Jahr 2002 und 2003 jeweils 1 Erkrankung (kein Todesfall) auf über 700.000 Einwohner. Sollte man die Impfung also auch von der Region abhängig machen, wo man wohnt – oder unabhängig davon? (Nutzen/Risiko) Ja, durchaus. Nur, wo beginnt für einen das Risiko "hoch genug" für eine Impfung zu sein. Ab 1 Todesfall in Ihrer Region? 2? 5? 10? - das wird sicherlich von verschiedenen Menschen unterschiedlich gesehen. • Es steht im Beipack einiges über Ohnmachtsanfälle und Krämpfe bzw. Fieberkrämpfe. Wie hoch ist hier das Risiko – es steht 0,01% - das wäre 1:10.000 Wie hoch ist das Risiko bei über 4jährigen einen Fieberkrampf zu bekommen und sind irgendwelche Folgeschäden bekannt? Eine genaue Aufschlüsselung nach Altersgruppen ist sehr schwierig. Da aber Fieberkrämpfe nach dm Alter von 4 Jahren selten werden, ist auch das Risiko nach Varizellenimpfung zwangsläufig gering. Wenn ein Kind Bereitschaft für einen Fieberkrampf zeigt, dann ist jegliches Fieber (ob nach Impfung oder bei einer Krankheit) in der Lage dies auszulösen. Folgeschäden sind extrem selten. • Mein Sohn wurde heuer 2x FSME geimpft – wäre eine zusätzliche Meningokokkenimpfung nicht zuviel für ihn so schnell hintereinander (auch hinsichtlich der ganzen Zusatzstoffe die da drinnen sind?) Nein, das Immunsystem kann mit tausenden von Fremdsubstanzen gleichzeitig "fertig werden". • Empfehlen Sie die Impfung generell für alle Kinder (ich weiß, in der Schweiz ist die Situation etwas anders als in Ö, da gibt es viel mehr Men. C Fälle), oder eher nur für Gebiete wo viel Typ C vorkommt, immungeschwächte Kinder und Jugendliche ? Auch in der Schweiz wird die Meningokokken-Impfung momentan nur für bestimmte Risikopersonen empfohlen. • Wie hoch ist das Risiko, sich im Kindergarten mit Meninogokokken anzustecken? Ich meine, falls ein Fall auftreten würde, dann bekämen sowieso alle Antibiotika vorbeugend? Und Kinder sind ja anscheinend nur zu 2% stille Träger. Ist das Risiko also eher größer, daß man sich von Erwachsenen bzw. Jugendlichen ansteckt (stille Träger) als Kinder untereinander??? Das kann man so nicht pauschal sagen. Das Risiko, sich anzustecken, hat man ein Leben lang. Besonders hoch ist es für Säuglinge, Kleinkinder und Jugendliche - vermutlich wegen der engen sozialen Kontakte. Das Risiko beträgt in diesen Lebensabschnitten in unseren Regionen ca. 5-10 zu 100'000 pro Jahr. Ich persönlich halte die Meningokokken-C-Impfung für eine sinnvolle Ergänzung des individuellen Impfschutzes, insbesondere bei Kindern und Jugendlichen. Alles Gute und schöne Grüsse nach Tirol!