Mitglied inaktiv
Sehr geehrter Herr Dr. Heininger! Nach einem Impfberatungsgespräch mit der Kinderärztin sind noch einige Fragen offen geblieben bzw. neu entstanden. Wann tritt bei der 5-fach Impfung der Impfschutz ein? Erst nach allen 3 Impfungen oder macht es einen Unterschied um welche Krankheit es sich handelt? Sie meinte bei Hib wäre es anders?! Bei Tetanus konnte sie uns gar nichts sagen. Zu den Nebenwirkungen sagte sie uns, dass sowohl Epilepsie als auch Diabetes ausgelöst werden können und es zu Gehirnschäden kommen kann. Wie häufig kommt so etwas vor? Noch ein paar Fragen zu der Hib-Erkankung. In welchem Alter liegt eigentlich der Erkrankungsschwerpunkt? Wie ist Hib übertragbar? Ich habe von einer Bekannten gehört, dass es über Ausscheidungen und die Blutbahn übertragen wird?! Ich habe gelesen, dass die Hib-Impfung, besonders in der Kombination mit Keuchhusten nicht 100% vor einer Erkrankung schützt und dass sie in starkem Verdacht steht Diabetes zu verursachen??! Zu der MMR-Impfung - Ist es korrekt, dass es keine Masern-Einzelimpfung mehr gibt? Gibt es irgendeinen MMR-Impfstoff, der nicht Humanalbumin beeinhaltet? Wie häufig kommt es zu einer Impf-Enzephalitis? Für Ihre Antworten vielen Dank im voraus!! viele Grüße, amanda
Hallo Amanda, hier die Antworten auf Ihre Fragen: Der Impfschutz gegen die in den 5- oder 6-fach-Kombinationsimpfstoffen enthaltenen Bestandteile baut sich allmählich, d.h. von Dosis zu Dosis auf. Zuverlässiger Schutz besteht ca. 2 Wochen nach der 3. Dosis. Dies sind Aussagen, die auf Querschnittsuntersuchungen beruhen und in etwa für alle Impfstoffe gelten. Im Einzelfall ist es unmöglich, die Schutzwahrscheinlichekit nach 1 oder 2 Teilimpfungen anzugeben. Aus diesem Grunde empfehlen wir ja, möglichst zügig die empfohlenen Impfungen zu den angegebenen Zeitpunkten durchzuführen. Weder Epilepsie, noch Diabetes oder Hirnschäden sind Nebenwirkungen unserer Impfungen - auch wenn immer wieder Spekulationen in diese Richtung geäussert werden. Hib ist ein gefährliches Bakterium, es wird durch infektiöse Tröpfchen von Mensch zu Mensch übertragen. Die meisten Infektionen (mehr als 99%) verlaufen als harmlose Erältungskrankheit oder völlig unbemerkt. Bei 1 von 500 Infizierten führt die Hib-Infektion aber - meistens in den ersten 5 Lebensjahren - zu gefährlichen Krankheiten: eitrige Hirnhautentzündung, akute Kehldeckelentzündung mit Erstickungsgefahr, eitrige Knochen- und Weichteilinfektionen und Ausbreitung der Bakterien im Blut („Blutvergiftung“). Die Infektion kann durch Antibiotika behandelt werden; trotz Behandlung bleiben bei 15-20% der schwer Erkrankten Schäden zurück, 5% versterben. Nach Hib-Impfung gemeinsam mit Keuchhusten (azellulär) gibt es im Labor messbar etwa sniedrigere Antikörper im BLut als bei getrennter Impfung. Dies heisst aber NICHT, dass die SChutzrate dadurch geringer wäre. Wir impfen in Deutschland seit etwa 10 Jahren überwiegend mit KOmbinationsimpfstoffen und verfolgen die Epidmeiologie der Hib-Infektionen sehr aufmerksam. Es gibt keinerlei Hinweise auf einen geringeren Impfschutz. Nein, die Hib-Impfung führt nicht zu Diabetes. In Deutschland gibt es meines Wissens nach schon Maserneinzelimpfstoffe. Ob sie auch lieferbar sind weiss ich jedoch nicht (sicher aber Ihr Kinderarzt oder Ihre Apotheke). Soweit ich weiss, enthalten alle Masern(Kombinations)impfstoffe Humanalbumin als Stabilisator. Die Existenz einer Masern-Impfenzephalitis (Hirnentzündung) ist nicht gesichert. Wenn sie vorkommt, dann seltener als einmal auf eine Million Impfungen (dagegen 1000 mal häufiger, nämlich 1 auf 1000, bei der masernerkrankung!). Alles Gute!