Mitglied inaktiv
Guten Morgen, schön dass das Forum noch offen hat. Ich habe gestern einen Bericht über Lungenentzündungen gesehen und dort in einem Gespräch mit einem Arzt gehört, dass die Impfung wichtig wäre, dieses zu verhindern. Bis jetzt habe ich nur in Bezug auf immungeschwächte Kinder davon gehört. Wie sind denn die Empfehlungen der Stiko für alle Kinder und Erwachsenen. Da ich viel Wert auf Ihre Meinung lege und Sie mir auch schon manchmal geholfen haben bitte ich Sie mich mal über diesen Komplex Pneumokokkenimpfung zu informieren und Ihre Empfehlung für oder wieder auszusprechen. Wir Erwachsenen sind gesund und unsere beiden Kinder 3+5 auch. Wie sieht das also für uns aus? Vielen Dank mal wieder für Ihre Mühe. Sabine
Guten Morgen, Sabine, der Meinungsbildungsprozess zu Sinn und Notwendigkeit der Pneumokokkenimpfung ist nicht abgeschlossen, deshalb gibt es verständlicherweise sehr konträre Ansichten, auch innerhalb der Aerzteschaft. Wenn man Impfungen mit Versicherungen vergleicht (was sie ja in gewisser Weise sind), so kann man einen umfassenden oder einen Basisschutz erwerben, wie im Baukastensystem. Im Moment spricht gegen den allgemeinen Einsatz der Pneumokokkenimpfung die fehlende offizielle Empfehlung. Das heisst, im (unwahrscheinlichen) Fall eines Impfschadens kommt der Staat nicht dafür auf. Das schreckt manche Aerzte u.U. ab, die Impfung auf Wunsch der Eltern zu verabreichen. Pneumokokken sind Bakterien, die eine Zuckerkapsel besitzen. Es gibt jedoch mindestens 90 verschiedene Kapseltypen, was die Entwicklung von Impfstoffen schwierig macht. Schon in den ersten Lebensmonaten werden Säuglinge im Nasenrachenraum mit Pneumokokken besiedelt und von Zeit zu Zeit erkranken sie dadurch an Entzündungen des Mittelohrs, der Lungen und ab dem Kleinkindesalter auch der Nasennebenhöhlen. Gelegentlich gelangen Pneumokokken auch ins Blut und verursachen dann schwere Krankheitsbilder wie eitrige Hirnhautentzündung oder Sepsis (Blutvergiftung). Diese verlaufen in etwa 5% aller Fälle tödlich bzw. hinterlassen bei bis zu 15% der betroffenen Kinder bleibende schwere Schäden! Dies führt in Deutschland bei Säuglingen und Kleinkindern jährlich zu mehreren hundert schweren Krankheiten, wobei trotz der möglichen Behandlung mit Antibiotika ca. 20-30 Todesfälle auftreten. Ein Impfstoff ist verfügbar, bei dem die Zuckerkapsel von 7 verschiedenen Pneumokokken an Eiweiss gebunden ist und dadurch die erfolgreiche Impfung von Säuglingen erlaubt (sogenannter Konjugatimpfstoff). Die im Impfstoff enthaltenen 7 Pneumokokken-Typen sind für etwa 70-80% der schweren Krankheitsformen verantwortlich, die zuverlässig (d.h. >97%) durch Impfung zu verhindern sind. Die Schutzrate gegenüber Lungenentzündungen durch Pneumokokken beträgt etwa 60%. Das Impfschema lautet wie folgt: Beginnend mit 2 Monaten 3 Dosen im Abstand von jeweils mindestens 1 Monat, sowie eine 4. Impfung im 2. Lebensjahr. Säuglinge, die erst im Alter von 7-11 Monaten geimpft werden, benötigen 2 Impfungen im Abstand von mindestens 1 Monat, sowie eine 3. Impfung im 2. Lebensjahr. Kinder, die erst im Alter von 12-23 Monaten geimpft werden, erhalten 2 Impfungen im Abstand von 2 Monaten Für ältere Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit erhöhter Gefährdung steht ein Pneumokokken-Kapselimpfstoff zur Verfügung, der die 23 häufigsten Bakterientypen enthält. Er ist ab dem Alter von 60 Jahren (Schweiz: ab 65 Jahren) zur einmaligen Impfung allgemein empfohlen, weil in diesem Lebensabschnitt – wie im Kleinkindesalter! – wieder ein stark erhöhtes Erkrankungsrisiko besteht. Die Verträglichkeit der Pneumokokken-Konjugatimpfung ist gut, wobei jedoch eine erhöhte Fieberrate (bis zu 40% über 38°C) in den Zulassungsstudien beobachtet wurde. Es gelten die üblichen Kontraindikationen (akute Erkrankung, Allergien gegen Impfstoffbestandteile). Ich hoffe, Ihnen mit diesen Informationen die Entscheidung für die Impfung erleichtert zu haben. Alles Gute!
Mitglied inaktiv
Also, da meine Kleinste schon über 3 ist bleibt es bei einmaligen Impfung mit lebenslangem Schutz? Dies würde bei uns wohl nicht von der Kasse übernommen? Und wir wären dann gegen 23 von 90 verschieden Formen geschützt? Ich habe sie richtig verstanden, dass sie uns diese Impfung empfehlen? Nochmals Danke Sabine
Hallo Sabine, "Also, da meine Kleinste schon über 3 ist bleibt es bei einmaligen Impfung mit lebenslangem Schutz?" Nein - die Impfung mit dem 23-fachen Polys.-Impfstoff schützt für etwa 5 Jahre, nicht lebenslang. "Dies würde bei uns wohl nicht von der Kasse übernommen?" So ist es! "Und wir wären dann gegen 23 von 90 verschieden Formen geschützt?" Ja, wobei die 23 im Impfstoff enthaltenen Typen ca. 90% aller Infektionen betreffen. "Ich habe sie richtig verstanden, dass sie uns diese Impfung empfehlen? " Nein, ich habe Ihnen lediglich Argumente dafür und dagegen angeführt. Ich persönlich empfehle die Polysaccharid-Impfung - im Gegensatz zur Konjugatimpfung bis zum Alter von 2 Jahren (mit sehr hohem Schutz vor schweren Infektionen durch Pneumokokken gerade in diesen ersten beiden Lebensjahren) - für an sich gesunde Kinder und Erwachsene (jünger als 60 Jahre) NICHT! Hoffentlich habe ich Sie nicht verwirrt, aber die Sachlage ist, zugegeben, auch nicht ganz einfach zu verstehen. Beste Grüsse!
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