Frage im Expertenforum Impfen an Prof. Dr. med. Ulrich Heininger:

mmr impfung

Prof. Dr. med. Ulrich Heininger

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Leitender Arzt Infektiologie / Vakzinologie
Stellvertretender Chefarzt

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Frage: mmr impfung

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wie gefählich ist die imfpung? WELCHE NEBENWIRKUNGEN KÖNNEN AUFTRETEN?


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Das wichtigste vorweg: die MMR-Impfung ist nicht gefährlich. Ich möchte Ihnen im folgenden - durchaus ausführlich, weil es so fundamental wichtig für das Verständnis der Impfempfehlung ist - die Risiken der Krankheiten den Risiken der Impfung gegenüberstellen. Anschliessend können Sie hoffentlich gut beraten entscheiden (wenn Sie vor der Entscheidung stehen, was ich vermute). Also: Masern werden vielfach noch als harmlose Kinderkrankheit angesehen, obwohl sie eine schwere Erkrankung darstellen. Weltweit sterben jährlich gegen 1 Million Kinder an Masern. Der grösste Teil dieser Kinder lebt in Entwicklungsländern und die häufig schlechte Ernährungslage trägt zu einer hohen Sterblichkeit bei. Aber auch bei uns in Westeuropa stirbt 1 von 3000 erkrankten Kindern. Als ernste Komplikationen können bei Masern Mittelohrentzündung, Lungenentzündung oder die sehr gefürchtete Gehirnentzündung (Enzephalitis) auftreten. Ungefähr 1 auf 1000 Masernkranke ist von einer Gehirnentzündung betroffen. 1/3 dieser Kinder trägt bleibende Schäden davon, jedes fünfte betroffene Kind stirbt. In einer kürzlichen Masernepidemie in Holland, bei einer aus religiösen Gründen nicht geimpften Bevölkerungsgruppe, sind von April 1999 bis Februar 2000 ca. 3000 Masernfälle aufgetreten. Dabei wurden die aus der Literatur bekannten Zahlen bezüglich Komplikationsraten eindrücklich bestätigt oder gar übertroffen: Sterblichkeit 1 zu 2000, Gehirnentzündung 1 zu 1000. Einmal ausgebrochen, gibt es für die Masern keine medikamentöse Behandlungsmöglichkeit. Die Masernimpfung besteht aus abgeschwächten, lebenden Masernviren. Man spricht deshalb von einem sog. Lebendimpfstoff. Lebendimpstoffe imitieren den Verlauf einer natürlichen Erkrankung sehr gut, ohne aber dabei krank zu machen. Das Immunsystem wird durch den Impfstoff gewissermassen trainiert und auf eine Infektion mit dem Wildvirus vorbereitet. Lokalreaktionen sind nach einer Masernimpfung sehr selten. Als Nebenwirkung einer Masernimpfung können prinzipiell die gleichen Symptome wie bei natürlichen Masern auftreten. Diese Symptome treten aber typischerweise gar nicht, oder nur in sehr abgeschwächter Form, auf. Am häufigsten beobachtet man (zwischen dem 8. und 12. Tag nach Impfung) Fieber oder ein leichtes Exanthem. Die Masernimpfung wird meistens zusammen mit der Impfung gegen Mumps und Röteln als Kombinationsimpfung (MMR) verabreicht. Als seltene Komplikation kann es zu Fieberkrämpfen kommen (1 : 3000 Impfungen). In sehr seltenen Fällen kann es nach einer Masernimpfung – wie bei der natürlichen Erkrankung – zu einer Gehirnentzündung kommen. Im Gegensatz zu natürlichen Masern wird die Gehirnentzündung nach Impfung nie chronisch. Die Häufigkeit liegt bei weniger als 1 : 1 Million Impfungen, d.h. 1000 bis 10‘000 Mal seltener als nach echten Masern. Mumps (Ziegenpeter) ist wie die Masern und Röteln eine virale Infektionskrankheit. Mumps ist wesentlich weniger ansteckend als die Masern, auch verlaufen 30 – 50 % der Fälle ohne oder fast ohne Krankheitszeichen. Anfänglich treten unspezifische Symptome wie allgemeine Mattigkeit, Kopfschmerzen sowie Fieber auf. Es kommen Hals- und Ohrenschmerzen hinzu und schliesslich kommt es zur Anschwellung der Ohrspeicheldrüsen. Der Patient bekommt dicke Wangen und hat Schmerzen beim Kauen. Im Normalverlauf der Erkrankung geht die Schwellung innerhalb von 7 Tagen, das Fieber bereits früher, zurück. Obwohl Mumps eine weniger schwere Erkrankung als die Masern darstellt, ist der Verlauf nicht immer komplikationslos. Es können Hörschäden (Schwerhörigkeit oder Taubheit) zurückbleiben, und in einigen Fällen kommt es zur Erkrankung des zentralen Nervensystems. Vor Einführung der Impfung war Mumps die häufigste Ursache für virale Hirnhautentzündungen (Meningitiden). Diese können auch heute noch in bis zu 10 % der Mumpsfälle auftreten und führen fast immer zu einer Abklärung im Spital. Wegen der ungenügenden Durchimpfung (


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... Wegen der ungenügenden Durchimpfung (weniger als 80 %) wird auch bei Mumps eine unerwünschte Verschiebung der Erkrankungen ins höhere Lebensalter (Jugendliche und Erwachsene) beobachtet. Dies kann beim Mann in bis zu 25 % der Erkrankungen zur Hodenentzündung (Orchitis) und in seltenen Fällen bei Frauen zur Entzündung der Eierstöcke (Salpingitis) führen. Weil es keine spezifische Therapie gegen Mumps gibt, kann eine Unfruchtbarkeit (Sterilität) die Folge sein. Im Allgemeinen wird die Mumpsimpfung sehr gut vertragen und nur in wenigen Fällen tritt in der zweiten Woche nach Impfung Fieber auf. Durch die Mumpskomponente kann in seltenen Fällen (unter 1 %) eine blande, vorübergehende Schwellung der Ohrspeicheldrüse(n) verursacht werden. In Einzelfällen wurde eine Hodenschwellung, eine Entzündung der Bauchspeicheldrüse und Hörschädigungen beobachtet. Die Häufigkeit dieser Ereignisse liegt in einer Grössenordnung von 1 : 1 Million, so dass eine Unterscheidung zwischen zufälligem Zusammentreffen und ursächlichem Zusammenhang mit der Impfung kaum möglich ist. Die gefürchtetsten Komplikationen der Röteln betreffen das ungeborene Kind. Infiziert sich eine gegen Röteln ungeschützte Frau während der Frühschwangerschaft mit dem Rötelnvirus, führt dies in bis zu 90 % der Fälle zu schweren Schädigungen bzw. Missbildungen des Föten. Man spricht von einer sog. Röteln Embryopathie. Zu den Schädigungen zählen Taubheit, Herzfehler, Fehlbildung der Gliedmassen oder Hirnschädigungen. Neben den bereits zur Masernimpfung erwähnten Nebenwirkungen kann durch die Rötelnkomponente bei der MMR-Impfung ca. 1 Woche nach der Impfung ein flüchtiger, harmloser Ausschlag auftreten. Alles Gute!


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