Frage im Expertenforum Impfen an Prof. Dr. med. Ulrich Heininger:

kritische fragen

Prof. Dr. med. Ulrich Heininger

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Leitender Arzt Infektiologie / Vakzinologie
Stellvertretender Chefarzt

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Frage: kritische fragen

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Hallo, wie so viele stehe ich gerade vor der Entscheidung „Impfen oder nicht“. Ich habe mich bereits umfassend informiert, es gibt aber immer noch einige Aussagen, zu denen ich gerne eine fachkundige Meinung hören würde, daher wende ich mich an Sie. 1. Laut einer „Impfgegnerquelle“ ist ein Säugling vor dem 6. LM überhaupt nicht in der Lage Antikörper auf eine Impfung zu bilden und auch danach nicht, auf einen 5-fach Impfstoff mit tatsächlicher ausreichender Anikörperbildung zu reagieren. Stimmt das? Gibt es Titermessungen, die das Gegenteil beweisen können? Wo kann man gesicherte Informationen beziehen? 2. Laut meiner Kinderärztin gibt es keine Möglichkeit „alternativ“ zu impfen, da es keine Einzelimpfstoffe mehr gibt. Wo kann ich heraus finden, ob das tatsächlich so ist (in Deutschland!)? Gibt es einen sinnvollen (wenn auch vielleicht nicht von Ihnen bevorzugten) Aternativplan? Wenn nein: welche Impfungen halten Sie für dringend notwendig, und welche für weniger dringend? 3. Wie wäre die Belastung des Kindes bei Einzelimpfungen bezüglich der Nebenstoffe im Vergleich zur 5-fach Impfung zu beurteilen? 4. Stimmt es, dass Hepatitis nur so früh mitgeimpft wird, da die Impfbeteiligung im Jugendalter so schlecht ist? 5. Wie können Sie sich erklären, dass sowohl die Impfbefürworter, als auch die Gegner derart sicher in ihrer Argumentation (so z. B. auch Sie bei der Beantwortung der Frage nach Diabetes als Impffolge) sind? 6. Wie intensiv beschäftigt sich z. B. die STIKO mit den Argumenten der Impfgegner? Kommen in der STIKO auch Impfkritiker zu Wort? Die Wahrheit muß doch wahrscheinlich irgendwo in der Mitte liegen, oder? Vielen Dank und freundliche Grüße, A. M.


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Hallo, Verzeihung für die verzögerte Antwort, die schon gestern hätte kommen sollen aber aufgrund von technischen Schwierigkeiten (auf meiner Seite, nicht durch Rundumsbaby bedingt!) war es mir nicht möglich. Zu Ihren interessanten Fragen: 1. Laut einer „Impfgegnerquelle“ ist ein Säugling vor dem 6. LM überhaupt nicht in der Lage Antikörper auf eine Impfung zu bilden und auch danach nicht, auf einen 5-fach Impfstoff mit tatsächlicher ausreichender Anikörperbildung zu reagieren. Stimmt das? Nein, das stimmt nicht. Bereits ungeborene Kinder können im Mutterleib bei Kontakt mit Fremdsubstanzen Antikörper bilden. Gibt es Titermessungen, die das Gegenteil beweisen können? Wo kann man gesicherte Informationen beziehen? Oh Ja! Jeder zugelassene Impfstoff ist in der Altersgruppe in klinischen Studien geprüft worden, bevor er die Zulassung erhielt. Sie finden die Ergebnisse sogar in den Beipackzetteln vieler moderner Impfstoffe erwähnt - zB in den Sechsfachimpfstoffen. Fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker! (Daran sehen Sie, welche Falschnachrichten manchmal von diesen Kreisen gestreut werden, gegen jegliche naturwissenschaftliche Erkenntnis.) 2. Laut meiner Kinderärztin gibt es keine Möglichkeit „alternativ“ zu impfen, da es keine Einzelimpfstoffe mehr gibt. Wo kann ich heraus finden, ob das tatsächlich so ist (in Deutschland!)? Gibt es einen sinnvollen (wenn auch vielleicht nicht von Ihnen bevorzugten) Aternativplan? Wiederum der Hinweis, diese Informationen zB über eine Apotheke einzuholen. Dass es keine Einzelimpfstoffe mehr gibt stimmt nur begrenzt, aber es ist wohl so gemeint, dass nicht für jede empfohlene Impfung ein Einzelimpfstoff vorhanden ist - das wäre ja auch unsinning, man stelle sich die Anzahl an Injektionen für das zu impfende Kind vor... Nein, einen sinnvollen Alternativplan kenne ich nicht. Wenn nein: welche Impfungen halten Sie für dringend notwendig, und welche für weniger dringend? Wie schon gesagt, ich halte alle empfohlenen Standardimpfungen für sinnvoll und berechtigt und täte mich schwer, hier Abstriche zu machen. 3. Wie wäre die Belastung des Kindes bei Einzelimpfungen bezüglich der Nebenstoffe im Vergleich zur 5-fach Impfung zu beurteilen? Sie würde sich weitestgehend um die Anzahl der jeweiligen Injektionen vervielfachen, da dies herstellungsbedingt so ist - ob eine oder mehrere Komponenten, das Minimum an Begleitsubstanzen lässt sich nicht reduzieren. In der Summe führt deshalb das Abrücken von Kombiimpfstoffen zu zusätzlicher "Belastung". 4. Stimmt es, dass Hepatitis nur so früh mitgeimpft wird, da die Impfbeteiligung im Jugendalter so schlecht ist? Nicht "nur", aber auch. Das wichtigere Argument ist, dass ca. 20% aller Hepatitis B-Infektionen in unserer Region vor dem Jugendlichenalter auftreten und dabei der Uebertragungsweg meistens unbekannt ist. Um das zu verhindern, muss man sehr früh die Hepatitis B Impfung durchführen. 5. Wie können Sie sich erklären, dass sowohl die Impfbefürworter, als auch die Gegner derart sicher in ihrer Argumentation (so z. B. auch Sie bei der Beantwortung der Frage nach Diabetes als Impffolge) sind? Bei den Impfbefürwortern beruht diese argumentative "Sicherheit" auf Daten (=Erhebungen, Studien etc.). Wo diese Daten fehlen, äussern wir uns auch entsprechend zurückhaltend (sie werden in meinen Antworten hier im Forum oftmals die Worte "unbekannt", "noch nicht bewiesen", "muss abgewartete werden" u.ä. finden). Woher die Impfgegner Ihre Sicherheit nehmen, weiss ich nicht. Meiner Ansicht nach werden öfter Meinungen als Fakten vertreten (wobei wir Impfbefürworter dies auch tun, wenn wir von etwas überzeugt sind). Zumindest werden häufig Behauptungen aufgestellt, die einer Grundlage entbehren. 6. Wie intensiv beschäftigt sich z. B. die STIKO mit den Argumenten der Impfgegner? Kommen in der STIKO auch Impfkritiker zu Wort? Die Wahrheit muß doch wahrscheinlich irgendwo in der Mitte liegen, oder? Es ist nicht direkte Aufgabe der STIKO, Impfgegner oder -kritiker "zu Wort kommen" zu lassen. Sehr wohl beschäftigen wir uns aber mit deren Argumenten weil sie uns zeigen, welche Sorgen in Teilen der Bevölkerung vorhanden sind. Es ist v.a. Aufgabe des öffentlichen Gesundheitsdienstes (zB Gesundheitsämter), hier Aufklärung zu betreiben und den Aengsten und Sorgen mit Fakten zu entgegenen und sie hoffentlich zu entkräften. Alles Gute!


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Danke!


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Jetzt habe ich doch noch eine Frage: gerade habe ich gelesen, dass ich Frankreich MS als Folge der Hepatitis B Impfung anerkannt ist, und Gerichte entsprechend entscheiden. Wie kann das sein?


Prof. Dr. med. Ulrich Heininger

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Das entspricht nicht meinem Informationsstand! Auch in Frankreich wird weiterhin gegen Hepatitis B geimpft - wie wäre das möglich, wenn die Gerichte solch eine schwerwiegende Komplikation als Impfschaden anerkannt hätten. Im übrigen haben Studien in der Zwischenzeit gezeigt, dass das Risiko für MS bei HepB Geimpften nicht anders ist als bei Ungeimpften.


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Hm, dann war meine Quelle vielleicht veraltet... Kann man die neuen MS-Hepatitisstudien irgendwo abrufen? Danke!


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