P.Schroedinger
Sehr geehrter Herr Professor Heininger, ich habe eine Frage vor dem Hintergrund steigender Maserninzidenzen. Mein inzwischen fast neun-jähriger Sohn wurde 2016 im Alter von 12,5 Monaten und im Alter von 17 Monaten gegen MMR geimpft (erste Dosis mit "MMR-VaxPro", 2. Dosis mit "Priorix", Anmerkung: MMR ohne V, da in Belgien so üblich, Varizellen haben wir im Kindergartenalter 2x einzeln nachgeimpft) Da für meinen Sohn zum Zeitpunkt der ersten und der zweiten Dosis einen Krankenhausbesuch für eine dermatologische Abklärung (unauffällig) geplant war hatte ich damals bei einer Blutabnahme den Maserntiter bestimmen lassen, da ich sichergehen wollte, daß er mit seiner damalig noch einmaligen Impfung bereits Schutz während des Krankenhausbesuchs hätte. Impfung 1. Dosis MMR am 12.5.2016, Blutabnahme 30.8.2016 (also nach guten 3 Monaten) Leider ergab diese Testung (durchgeführt an der Uniklinik Leuven) keine Masernimmunität! Masern IgG negativ Masern IgG quantitativ < 150 mIU/mL Masern IgM negativ (Mumps-Immunität allerdings positiv bei 650 AU/mL) Wir haben daher die zweite Dosis MMR möglichst zeitnah geben lassen (mit 17 Monaten) und nicht erst wie in Belgien üblich im Grundschulalter. Seitdem bin ich aber latent beunruhigt, daß mein Sohn eventuell keinen ausreichenden Masernschutz besitzt, da er ja schon mal zu den ca. 8% gehört, bei denen nach der ersten Dosis keine Serokonversion stattfand! Ich habe gelesen, daß wirkliches Impfversagen (die etwa 1-2%?) vor allem bei Kindern auftritt, die Immunproblematiken haben, dahingehend ist bei ihm nichts bekannt und er hat keinerlei Auffälligkeiten oder chronische Probleme sondern ist kerngesund. 1) Kann das Testverfahren eventuell nicht sensibel genug sein um Masern-Antikörper nachzuweisen (falsch-negativ)? 2) Beziehen sich die 1-2%, die auch nach zwei MMR-Impfungen nicht geschützt sind, auf diejenigen die nicht "serokonvertieren" (aber eventuell doch neutralisierende Antikörper, T-Zellen od. ähn. besitzen) oder sind das Werte, die sich auf tatsächlich nicht-Geschützte beziehen (z.B durch secondary attack-rates in Haushalten ermittelt?) 3) Ist eine Testung auf neutralisierende Antikörper möglich/sinnvoll oder andere Verfahren um den möglicherweise doch bestehenden zellulären Schutz zu ermitteln? 4) Man liest oft (z.B. RKI), daß bei zwei regelrecht verabreichten dokumentierten Impfungen von ausreichendem Masernschutz auszugehen ist, gilt das auch für den Schutz des Individuums, oder lässt man die Frage nach dem Individualschutz einfach offen und denkt in Populationsschutz-Kategorien (was mir in Anbetracht der leider abnehmenden Herdenimmunität nicht genügend beruhigend erscheinen würde)? 5) Ich traue mich gar nicht eine Bestimmung nach der zweiten Dosis vornehmen zu lassen, da der ja auch wieder negativ sein könnte und zu noch mehr Verwirrung führen könnte - und was dann (ein drittes Mal ins Blaue "reinimpfen" würde mir auch widerstreben)? Was würden sie mir raten, wie kann ich mich beruhigen und wie soll ich weiter vorgehen? Herzlichen Dank im Voraus AvJ
Hallo Hier meine Antworten auf Ihre Fragen 1) "Kann das Testverfahren eventuell nicht sensibel genug sein um Masern-Antikörper nachzuweisen (falsch-negativ)?" Ja! Deshalb ist es grundsätzlich keine gute Idee und nicht empfohlen, den Impfshcutz individuell zu überprüfen. 2) "Beziehen sich die 1-2%, die auch nach zwei MMR-Impfungen nicht geschützt sind, auf diejenigen die nicht "serokonvertieren" (aber eventuell doch neutralisierende Antikörper, T-Zellen od. ähn. besitzen) oder sind das Werte, die sich auf tatsächlich nicht-Geschützte beziehen (z.B durch secondary attack-rates in Haushalten ermittelt?)" Letzteres. 3) "Ist eine Testung auf neutralisierende Antikörper möglich/sinnvoll oder andere Verfahren um den möglicherweise doch bestehenden zellulären Schutz zu ermitteln?" Nein, 100% Impfshcutz gibt es nicht und ist deshalb auch nicht das Ziel der MMRV-Impfung. 4) "Man liest oft (z.B. RKI), daß bei zwei regelrecht verabreichten dokumentierten Impfungen von ausreichendem Masernschutz auszugehen ist, gilt das auch für den Schutz des Individuums," Nein, siehe oben. "...oder lässt man die Frage nach dem Individualschutz einfach offen und denkt in Populationsschutz-Kategorien (was mir in Anbetracht der leider abnehmenden Herdenimmunität nicht genügend beruhigend erscheinen würde)?" Ja, so ist es. 5) "Ich traue mich gar nicht eine Bestimmung nach der zweiten Dosis vornehmen zu lassen, da der ja auch wieder negativ sein könnte und zu noch mehr Verwirrung führen könnte - und was dann (ein drittes Mal ins Blaue "reinimpfen" würde mir auch widerstreben)? Was würden sie mir raten, wie kann ich mich beruhigen und wie soll ich weiter vorgehen?" Man kann sich mit dem "höchstwahrscheinlichen" Schutz vor Masern nach 2 Impfdosen beruhigen. Nochmals: 100% Schutzgarantie gibt es nicht. Alles Gute!
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