Mitglied inaktiv
Herr Dr. Heininger, wie stehen Sie zu dem Argument, dass a) das Immunsystem von Säuglingen im Alter von 12 Monaten mit diversen Impfungen besser zurecht kommt als im Alter von 2 ? b) im Alter von 2 Monaten noch nicht absehbar ist, ob sich der Säugling "normal" entwickeln wird, so dass eventuelle Langzeitimpfschäden / Hirnschäden garnicht auf die Impfung zurückgeführt werden können Und ab welchem Alter kann ein Kinderarzt einschätzen, ob das Kind ab Geburt einen genetischen Defekt hat, der evtl mit Langzeitschäden von Impfungen verwechselt werden könnte ?
Hallo, ad a) das stimmt nicht. Noch zu Beginn der neunziger Jahre erhielt zur Durchführung des Impfprogramms ein Kind in Europa Impfungen mit insgesamt etwa 3000 Antigenen (=Fremdsubstanzen). Der Hauptanteil fiel dabei auf den Keuchhustenimpfstoff. Unsere heutigen, modernen Impfstoffe enthalten dagegen wesentlich weniger Antigene, nämlich nur noch etwa 50 Antigene insgesamt. Auch wenn wir also heute unsere Kinder gegen mehr Krankheiten impfen als noch vor 10 Jahren, so brauchen wir dafür weniger, nämlich nur noch einen Bruchteil der früher üblichen Antigenmengen! Von einer übermässigen Belastung des Immunsystems durch Impfungen kann deshalb keine Rede sein. Und übrigens: auch mehrere tausend Impfantigene haben die Säuglinge aus oben genannten Gründen früher schon im Alter von 2 Monaten gut verarbeitet. Man sollte beachten, das eine verzögerte Impfserie auch bedeutet, dass der volle Impfschutz entsprechend verspätet eintritt. Deshalb sollte man jede geplante Impfung nicht unnötig hinauszögern und notwendige Verschiebungen (zB wegen Erkrankung des Kindes) nicht unnötig in die Länge schieben. Je zügiger die Grundimmunisierung erfolgt, desto schneller tritt der gewünschte Schutz ein. b) das ist teilweise richtig; manche Entwicklungsstörungen sind früh erkennbar, andere später. Studien haben aber gezeigt, dass geimpfte Kinder keine anderen Entwicklungen zeigen als ungeimpfte (tendenziell eher besser). Den Begriff "Langzeitschäden" kennen wir bei Impfungen nicht (im Sinne von Störungen, die mit zeitlicher verzögerung von Monaten oder gar Jahren auftreten). Man kennt sog. "Dauerschäden", wenn es kurz nach der Impfung zu einer Komplikation kommt, die nicht wieder ausheilt (zB Lähmung bei falscher Injektion mit Nervenverletzung - sehr selten!). Manche genetischen Defekte manifestieren sich erst im Erwachsenenalter, es gibt heir also eine sehr breite Variabilität. Alles Gute!