Mitglied inaktiv
S.g. Herr Dr. Heininger! Wir sind aus Österreich. Heute hab ich mal unseren (Haus-)arzt gefragt, wie es denn bei uns (für meinen Sohn) mit der Windpockenimpfung ausschaut und dieser meinte, es gäbe keine Impfung. Die Ärztin meines Sohnes hat mir dies vor 3 Wochen ebenfalls gesagt. (Genau heute zu diesem Zeitpunkt als wir da waren ist dann ein Windpockenkind in die Praxis gekommen - blöder Zufall, oder?) Warum weiß das denn kein Arzt? Das gibt es ja nicht. Übrigens - wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, daß man sich nach 5-10 min Aufenthalt in der Arztpraxis (Abstand 2-3 m zum WP-Kind - kein direkter Kontakt) mit WP infiziert hat? Was tun? Die Ärzte sind auch nicht gerade auf dem neuesten Stand??? Danke!
Guten Morgen, ich teile Ihre Verblüffung, zumal der Windpockenimpfstoff auch in Oesterreich erhältlich ist und für bestimmte Risikoperosnen auch explizit empfohlen wird. So heisst es in den Empfehlungen Ihres Landes (durch den Obersten Sanitätsrat): Der Varizellenimpfstoff kann (ab 9 Monaten) für alle Kinder verwendet werden, die empfänglich sind. Die Impfung wird für alle (seronegativen) Personen empfohlen, für die die Infektion ein Risiko darstellt. Insbesondere wird sie empfohlen für seronegative Frauen im gebärfähigen Alter, empfängliche Betreuungspersonen von Kindern, das gesamte empfängliche Personal im Gesundheitswesen, besonders pädiatrische Kliniken (auch SchülerInnen und StudentInnen), pädiatrische Onkologie; in Einrichtungen zur Betreuung von Schwangeren und Immundefizienten soll vor Arbeitsaufnahme Immunität (durch eine frühere Infektion oder durch die Impfung) bestehen, Kinder bei geplanter Immunsuppression wegen schwerer Autoimmunerkrankung, vor Organtransplantation, bei schwerer Niereninsuffizienz, mit schwerer Neuro-dermitis und die im gemeinsamen Haushalt lebenden Personen, Kinder mit Leukämie oder Malignomen unter Berücksichtigung der Immunitätslage für eine Lebendimpfung (z.B. im Therapie-Intervall, mit mehr als 1.200/µl Lymphozyten). Für an sich gesunde Kinder wird diese Impfung in Oesterreich also momentan nicht allgemein empfohlen. Die Existenz des Impfstoffes sollte Aerzten aber geläufig sein! Zur Frage der Ansteckungsfähigkeit: hier gilt der Grundsatz: je länge rund intensiver der Kontakt, destoo grösser die Ansteckungsmöglichkeit. In der eigenen Familie bedeutet dies ca. 90% Ansteckungswahrscheinlichkeit, wenn eine Perosn erkrankt. Das Risiko in Ihrer Situation (kurzer Kontakt in der Arztpraxis) ist sicher geringer, aber nicht null; präzise lässt es sich aber leider nicht angeben - schliesslich heisst die Krankheit ja auch Windpocken, weil die Viren über die Luft effektiv verbreitet werden. Wenn man sich innerhalb von 3 Tagen nach Kontakt mit einem Windpockenpatienten impfen lässt, können Sie den Ausbruch der Krankheit bei Ihrem Kind mit hoher Wahrscheinlichkeit verhindern. Alles Gute!