Mitglied inaktiv
Hallo, unser Kind ist jetzt 15 Wochen alt und soll demnächst geimpft werden. Allerdings haben wir gehört, dass es sich um eine 6-fach Impfung handeln soll.Ist dies nicht eine zu große Belastung für einen so kleinen Körper? Ist es anzuraten die Impfung auf einen späteren Zeitpunkt zu legen, wenn ja auf welchen, oder könnte man die Impfung aufteilen und einige Impstoffe später nachimpfen? Kann man das Kind impfen, wenn es zahnt? mfg jule 21
Hallo Jule, Ihre Frage ist eine "klassische" Frage, die viele Eltern beschäftigt. Ich erlaube mir, sinngemäss aus meinem Buch "Impfratgeber" zu zitieren: Viele Eltern sind besorgt, die schon im Säuglingsalter verabreichten Impfungen gegen viele verschiedene Infektionserreger könnten das Immunsystem ihres Kindes überlasten. Diese Sorge ist unbegründet! Unser Immunsystem besitzt von Geburt an (!) Billionen von verschiedenen weissen Blutkörperchen, deren einzige Aufgabe es ist, eingedrungene fremde Substanzen (wie z.B. Mikroorganismen, die uns infizieren) im Körper aufzuspüren und zu beseitigen. Theoretisch könnten wir somit jeden Tag tausende von fremden Antigenen mühelos beseitigen. In Wirklichkeit sind es vermutlich hunderte von Antigenen, die von unserem Immunsystem natürlicherweise täglich verarbeitet werden. Sei es, dass wir Mikroorganismen einatmen (als winzige Tröpfchen in der Luft), mit der Nahrung aufnehmen, oder dass sie einfach auf den Schleimhäuten versuchen, sich auszubreiten. Auch bringt jeder banale Infekt (z.B. ein Schnupfen) Kontakt mit dutzenden von neuen Antigenen mit sich! Wie funktionstüchtig unser intaktes Immunsystem ist erkennt man indirekt auch daran, dass Kinder mit angeborenen Immundefekten schon in den ersten Lebenswochen und –monaten durch wiederholte schwere Infektionen auffällig werden, die bei funktionierendem Immunsystem eben nicht in dieser Häufigkeit in Erscheinung treten. Was hat das nun mit Impfungen zu tun? Noch zu Beginn der neunziger Jahre erhielt zur Durchführung des Impfprogramms ein Kind in Europa Impfungen mit insgesamt etwa 3000 Antigenen. Der Hauptanteil fiel dabei auf den Keuchhustenimpfstoff. Unsere heutigen, modernen Impfstoffe enthalten dagegen wesentlich weniger Antigene, nämlich nur noch etwa 50 Antigene insgesamt. Auch wenn wir also heute unsere Kinder gegen mehr Krankheiten impfen als noch vor 10 Jahren, so brauchen wir dafür weniger, nämlich nur noch einen Bruchteil der früher üblichen Antigenmengen! Von einer übermässigen Belastung des Immunsystems durch Impfungen kann deshalb keine Rede sein - im Gegenteil. Und übrigens: auch mehrere tausend Impfantigene haben die Säuglinge aus oben genannten Gründen früher problemlos verarbeitet. Ich würde deshalb weder eine Verschiebung, noch eine Aufteilung auf Einzelinjektionen (was mangels verfügbarkeit solcher Impfstoffe ohnehin kaum möglich ist) empfehlen, sondern das reguläre Impfprogramm mit wenigen, aber sicheren und effektiven Injektionen anraten. Alles Gute!