Frage im Expertenforum Impfen an Prof. Dr. med. Ulrich Heininger:

Impfkomplikation

Prof. Dr. med. Ulrich Heininger

Prof. Dr. med. Ulrich Heininger
Leitender Arzt Infektiologie / Vakzinologie
Stellvertretender Chefarzt

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Frage: Impfkomplikation

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Sehr geehrter Herr Dr. Heininger, meine Tochter wurde im Alter von 13 Wochen mit einem Sechsfachimpfstoff geimpft. 7 Stunden später zeigte sie folgende Symptome: unregelmässige, flache Atmung; starke Blässe; Fieber von 39,1 Grad; sie zeigte keinen Muskeltonus mehr und reagierte nicht mehr auf Ansprache. Im Krankenhaus wurde ein atonischer Fieberkrampf diagnostiziert. Sie erhielt ein Paracetamolzäpfchen, daraufhin sank die Körpertemperatur in den nächsten Stunden auf unter 38 Grad, stieg nach 5 Stunden nochmal auf 38 Grad an und fiel dann dauerhaft auf 37 Grad ab. Blutbild, Urinuntersuchung, EKG, EEG, Ultraschall von Abdomen und Gehirn waren ohne Befund. Nun meine Fragen: 1.) Ich las von hypotonen-hyporesponsiven Episoden als Impfkomplikation. Die dort beschriebenen Symptome entsprachen exakt denen, die bei meiner Tochter auftraten. Gehen diese Episoden immer mit Fieber einher oder können sie auch fieberlos auftreten? 2.) Ich habe nach diesem Vorfall doch Bedenken wegen der kommenden Impfungen. Ich arbeite als Tierärztin und kenne Impfkomplikationen bei kleinen Hunderassen. Wenn die Impfung in 2 Komponenten aufgeteilt wird ( 2fach und 4fach Impfstoff), vertragen die Hunde die Impfung ohne Komplikationen. Wäre eine Aufteilung der Sechsfachimpfung sinnvoll oder sollte z.B. der Keuchhustenimpfstoff ( angeblich häufiger Komplikationen?) ganz weg gelassen werden? Obwohl ich eigentlich ein Impfbefürworter bin, überlege ich, wegen der doch heftigen Reaktion zunächst auf weitere Impfungen zu verzichten. Ich weiß, dass normalerweise das Risiko an einer der Krankheiten gegen die geimpft werden kann zu erkranken höher ist als mögliche Impfkomplikationen, aber meine Tochter gehört ja wohl zu einer Risikogruppe, was das Impfen angeht, und da sieht die Risiko-Nutzen-Abwägung für mich etwas anders aus. 3.) Wenn ich mich doch für das Impfen entscheide, wäre dann ein stationärer Aufenthalt im Krankenhaus über 48 Stunden zur Beobachtung sinnvoll? Vielen herzlichen Dank für die Beantwortung meiner vielen Fragen, Karin Sternmeann


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Guten Abend Fr. Dr. Sternemann 1) Sie haben Recht, das erinnert sehr an eine "HHE". Dazu gibt es umfangreiche Literatur und das Wiederholungsrisiko ist zum Glück sehr gering - wenn wir auch selbst einen solchen sehr ungewöhnlcihen Fall publiziert haben (Heininger U, Richter M: Rezidivierende hypoton-hyporesponsive Episoden nach DTaP-Hib-Impfung. Monatschr Kinderheilkd 146: 972-975;1998). Fieber ist KEIN obligates Symptom der HHE, kann aber begleitend als Impfreaktion auftreten. 2) Da HHE nicht mit einem bestimmten Impfstoff oder -bestandteil assoziiert ist, sondern offenbar eine altersbedingte Reaktion im Säuglingsalter darstellt (wenn auch die pathophysiologischen und ätiologischen Grundlagen nicht bekannt sind), bringt ein Wechsel auf andere Impfstoffe (und aufsplitten in Einzelkomponenten) meiner Ansicht nach keinen Vorteil. 3) Ja, das empfehlen wir auch in solchen Situationen. Ich hoffe, Ihnen geholfen zu haben! Alles Gute!


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