Frage im Expertenforum Impfen an Prof. Dr. med. Ulrich Heininger:

Impfkalender für meine Tochter und Pneumokokken-Impfung

Prof. Dr. med. Ulrich Heininger

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Leitender Arzt Infektiologie / Vakzinologie
Stellvertretender Chefarzt

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Frage: Impfkalender für meine Tochter und Pneumokokken-Impfung

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Hallo Herr Dr. Heininger, Ich hatte Ihnen vor einiger Zeit schon einmal wg. der Pneumokokken-Impfung geschrieben, da meine kleine Tochter (nun 8 Monate) im Alter von knapp 6 Monaten eine Pneumokokken-Meningitis hatte, was für mich bis heute noch sehr traumatisch ist und ich sie wohl im Moment noch "überbehüte". Weil ich inzwischen große Angst vor Pneumokokken-Infektionen habe, möchte ich meine Tochter impfen lassen. Da wir bis Ende des Jahres noch im südlichen Afrika arbeiten (Namibia), wo es Prevenar nicht gibt, habe ich mir den Impfstoff per Flugzeug schicken lassen. Von der Apotheke aus war er in der Originalverpackung, darauf lag ein Kühlakku, das ganze war in Zeitungspapier eingewickelt und mit einer Stofftasche verpackt. Der Kühlakku war noch angefroren, als es hier ankam - die Kühlkette war also garantiert eingehalten (was meine größte Angst war) Nun meine Frage: Kann der gefrorene Kühlakku, der beigepackt war, irgendwelchen Schaden angerichtet haben - ich habe im Beipackzettel gelesen, der Impfstoff dürfe nicht gefroren werden (im Flugzeug war er im Kühlschrank). Wahrscheinlich ist der Gefrierpunkt aufgrund der Saccharide ja deutl. unter null Grad - aber was kann im schlimmsten Fall bei kurzzeitigem Kühlen unter 2 Grad passieren? Die 2. und 3. Impfung lasse ich in Deutschland geben, soll ich besser bis Ende des Jahres warten mit der ersten Impfung, bin jetzt etwas verunsichert....Wenn lediglich die Wirksamkeit reduziert würde, wären dann die 2. und 3. Impfung ausreichend? Eine weitere Frage betrifft den Impfkalender meiner Tochter, da sie bisher nach hiesigem Kalender geimpft wurde, d.h. 3 mal DTP und 3 mal oral Polio.Wir kehren aber Ende des Jahres nach D zurück und ich möchte sie gerne auf deutsche Empfehlungen umstellen. Im 9. Monat stünde hier jetzt eine Masern-Impfung mit "Rouvax" an - mir ist dieser Impstoff und auch die Impfung aus D nicht bekannt. Im 18. Monat folgt hier die MMR. Soll ich auf die Masern-Impfung im 9. Monat verzichten und stattdessen die hier für den 18. Monat vorgesehene MMR mit Trimovax vorziehen? Meine letzte Frage betrifft Hep B - die hat sie hier nicht bekommen. Kann ich das jederzeit nachholen oder lässt die Wirksamkeit nach? Ich als Biochemikerin wurde mehrfach ohne Erfolg geimpft... Vielleicht noch eine allerletzte, persönliche Frage: Ich soll mit meiner Tochter nun zur "Nachsorgeuntersuchung" wg. der Meningitis nochmal nach Kapstadt (1400 km von uns entfernt). Was würden Sie raten - lieber mit dem Auto fahren (lange Fahrt, auf 3 Tage verteilt a 4 Std. Fahrt) oder fliegen (Bakterien im Flieger...). Vielleicht bin ich jetzt zu ängstlich, aber das Erlebte hat noch Spuren hinterlassen... Vielen herzlichen Dank Christiane


Prof. Dr. med. Ulrich Heininger

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Hallo Christiane, Ich glaube nicht, dass es zu einem Problem mit der Kühlkette gekommen ist. Wenn der Impfstoff einfriert, kommt es zur Aggregatbildung, was man am Ausflocken erkennt. Ich würde mit der Impfserie beginnen. Auch die Masernimpfung vor Ort würde ich annehmen. Nach Rückkehr nach Deutschland können Sie dann immer noch 2x MMR nachholen lassen - zum kompletten Schutz. Die HepB-Impfung können Sie beruhigt in Deutschland nachholen lassen. Die Effektivität der Impfung in den ersten Lebensjahren ist nahezu 100%. Erst im Erwachsenenalter wird das Phänomen des verminderten Ansprechens ("Hypo-Responder") nennenswert -wie offenbar bei Ihnen. Man kann aber durch "diszipliniertes Weiterimpfen" (verzeihen Sie bitte diesen Ausdruck) auch bei Hypo- oder non-respondern meistens Schutz bewirken, es braucht eben mehr Dosen... Zur letzten Frage: Es gibt 2 entscheidene Fragen bei der Nachuntersuchung: hört das Kind gut (wenn nicht, benötigt es u.U. eine Hörhilfe, um Sprechen zu lernen)? Ist es altersentsprechend entwickelt (oder braucht es eine Förderung)? Gibt es keine Möglichkeit, dies vor Ort untersuchen zu lassen? Telefonieren Sie doch diesbezüglich noch einmal mit dem Zentrum in Kapstadt. Sollte die Reise unumgänglich sein, kann ich Ihnen von hier aus schlecht raten, was besser ist. Intuitiv erscheint mir die Flugreise weniger belastend zu sein - vor Bakterien brauchen Sie meines Erachtens nach keine Angst zu haben. Die sind überall und unser Immunsystem kann damit in aller Regel (wie Sie wissen nicht immer) gut umgehen. Ich bewundere Ihre fürsorglichen Gedanken!


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Hallo Herr Dr. Heininger, herzlichen Dank für Ihre ausführliche Antwort. Ich finde es absolut bewunderns- und anerkennenswert, wie Sie sich für jede der vielen Fragen wirklich Zeit zur Beantwortung nehmen, und das spät am Abend! Einen schönen Tag! Christiane


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