Frage im Expertenforum Geburt an Silke Westerhausen:

Mißtrauen ggüber Klinik

Silke Westerhausen

 Silke Westerhausen
Beleghebamme der Frauenklinik in Herne

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Frage: Mißtrauen ggüber Klinik

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Liebes Team, ich bin seit meinem zweiten Schwangerschaftsdrittel in den USA, da mein Mann beruflich hierher entsandt wurde, und werde das Kind auch hier zur Welt bringen (oder doch nicht?). Vieles ist anders und unserer Meinung nach schlechter als in D. Während der SChwangerschaft wird man bereits von einem Arzt behandelt, der das Kind auch entbinden wird und in der entsprechenden Klinik arbeitet. Wir haben uns natürlich die "fortschrittlichste" Klinik mit dem besten Ruf ausgesucht und auch der Arzt scheint ok zu sein. Zu meiner Frage: Gestern wurde für die Blutbank meine Blutgruppe erneut bestimmt, dies wurde allerdings auch schon in D zu Beginn meiner Schwangerschaft gemacht. Das Resulat war eine andere Blutgruppe (nämlich AB neg statt A neg). Daraufhin sagte ich, dass dies ein Irrtum sein MUSS. Zunächst wurde ich als etwas doof hingestellt, sie testeten dann allerdings noch zwei weitere Male und siehe da: A neg stimmt, also das deutsche Resultat. Sollte ich mich deswegen beschweren? Das krankenhaus hätte mich also für den Fall einer Bluttransfusion (ich weiß, das ist sehr unwahrscheinlich) mit der falschen Blutgruppe gespeichert und mir eine falsche Transfusion gegeben! Ich bin insgesamt sehr beunruhigt, was die Versorgung in den USA angeht. Vieles ist anders und sogar mein Arzt sagt, dass ihm bekannt ist, dass wir in D Jahre weiter sind als die USA. Hier werden keine Eisenwerte gemssen, kein vaginaler Ph-Wert u.v.m. Goot sei Dank verläuft meine erste SChwangerschaft traumhaft, ich bin jetzt in der 29. Woche, topfit und habe auch gerade die Rhesus-Spritze bekommen (das gibt's hier immerhin!). Doch da dies meine erste Schwangerschaft ist, wäre ich am liebsten zur Geburt in D! Und auch der Trost, den ich von Freundinnen bekomme, so wie: "Frauen kriegen dort auch ihre Kinder" nützt mir wenig, da ich weiß, dass ich in D einfach viel besser betreut werde. An die Geburt darf ich gar nicht denken (kaiserschnittquote, hier viel mehr medikamenteneinsatz, PDA ist Standard etc.) Mit fortschreitender Schwangerschaft und nach dem gestrigen Erlebnis verliere ich allmählich meinen gesunden Optimismus! Danke im voraus und viele Grüße aus Washington DC Bettina


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Mach dir nicht zu viele Sorgen. Ich lebe in Frankreich und kann dir sagen, dass hier auch vieles SEHR anders ist als in Deutschland. Z.B. die PDA ist der totale Standard, geboren wird ausschliesslich in Rückenlage mit Beinen in der Luft, die Frauen gehen bei den ersten Geburtsanzeichen ins Krankenhaus und warten dann (meist liegend) ab, dass die Hebamme die Arbeit übernimmt. Hier wird man entbunden und hat wenig Chancen, das Kind selber aktiv nach seinen Wünschen zu gebären. ABER: es hängt von einem selbst ab, was man daraus macht. Ich habe bereits zwei Kinder hier geboren und Nummer drei erwarte ich diese Tage. Ich kann dir versichern, dass ich beim gesamten Personal bestens bekannt bin und in meiner Akte steht auch noch einiges. Ich habe mich bewusst für die Geburtsvorbereitung in diesem Krankenhaus entschieden (auch wir haben das mit dem höchsten Standard ausgewählt) und habe von vornherein nicht mit meiner Meinung hinter den Berg gehalten. Habe erklärt, was in Dtl. anders ist, warum ich bestimmte Wünsche habe, habe mir einen Termin bei der Oberhebamme geholt (Ärzte kommen nur dazu, wenn es schlecht läuft) und habe sehr freundlich und vor allem fachkundig (das gehört dazu, wer überzeugen will muss überzeugend sein und seine Argumente kennen) meine Wünsche vertreten. Natürlich ist nicht alles genau nach meinen Wünschen gelaufen (wer könnte das irgendwo in Dtl. oder anderswo garantieren?), aber doch sehr weitgehend. Einfach dadurch, dass ich langfristig und immer wieder dafür gesorgt habe, dass meine Wünsche bekannt sind. Ach ja, ich habe auch ein sogenanntes "Geburtsprotokoll" erstellt, in dem meine Wünsche aufgelistet sind, das wurde auf die erste Seite meiner Akte geheftet, auf diese Art hat jeder, der meine Akte in die Hand nimmt, gleich einen Eindruck. Wichtig ist, nicht einfach "alles anders machen zu wollen", sondern seine vertretbaren Wünsche gut darzustellen und natürlich auch nicht das Gastland und dessen Eigenarten schlecht zu machen - auf diese Art kommt man nicht sehr weit. Wie gesagt, bei den ersten zwei Geburten war ich wirklich sehr zufrieden, hatte den Eindruck, dass wir "Hand in Hand" gearbeitet haben und was mir nicht so passte (sie haben mich letztendlich doch auf den Rücken gezwungen), damit musste ich halt leben. Man muss auch die Hebammen verstehen, die Angst haben, etwas falsch zu machen, wenn sie von den gewohnten Pfaden abweichen. Also: setze dich für deine Wünsche ein, aber bleib locker. Die Ärzte wünschen sich schliesslich auch eine stressfreie Geburt und die hängt auch zum grossen Teil von dir ab. Auf jeden Fall alles Gute und sei überzeugend!


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Vielen iebe Dank für Deine Antowrt! So ähnlich haben wir uns das auch überlegt! Gerade hier in den USA muss man mit kritik aufpassen, denn wenn man hier offen kritik kommuniziert, stößt man schnell auf Widerstand (den man aber nicht so leicht erkennt wie in D). Habe auch schon mit meinem Arzt gesprochen, hier gibt es auch Geburtspläne und er sagte auch, dass wir gerne über alles sprechen können. Was schon einmal beruhigend ist. Immerhin hat das KH auch eine badewanne für die zeit vor der Austreibungsphase (eins der wenigen in ganz Washington) und so werden wir auch bei diesem KH bleiben. Was mir auch gefällt ist, dass alle wirklich sehr nett sind, ich habe dort was die Mitarbeiter angeht ein gutes Gefühl...aber fachlich?! Nach meinem Erlebnis gestern war ich wirklich schockiert. Naja, ich werde es das nächste Mal dem Arzt erzählen, aber alles nicht zu sehr aufpuschen. Fachkompetenz braucht man wirklich: ich habe mir schon vor Wochen ein amerikanisches Buch für Schwangerschaft und Geburt gekauft, allein wegen der Vokabeln. Unser Geburtsvorbereitungskurs fängt auch morgen in der Klinik an. Was Du über die Geburt schreibst, klingt sehr ähnlich: der Standard ist hier auch PDA (und weitere Medikamente), viele wollen sogar einen kaiserschnitt, man liegt in einem Bett (außer bei Sonderwünschen), und das war am Anfang schon sehr abschreckend. Aber Du hast Recht:Mut nicht verlieren und eigene Wünsche diskutieren, Geburt mitbestimmen etc. Vielen Dank für Deine Erfahrungsschilderung, es beruhigt mich zu hören, dass es auch anderen so geht! Alles Gute für Deine jetzt anstehende Geburt, viele Grüße, marie


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Hallo Marie, wir leben seit Beginn der Schwangerschaft in New Jersey, und unser Kind soll in einem Monat auch hier zur Welt kommen.Da es auch mein erstes Kind ist, habe ich natuerlich keine persoenliche Vergleichsmoeglichkeit mit Deutschland, aber wir fuehlen uns hier sehr gut aufgehoben. Ich erlebe es als sehr positiv, dass der Arzt, der mich hier betreut, auch bei der Entbindung dabei sein wird- ob es nun eine natuerliche Geburt wird (die wir uns wuenschen, moeglichst ohne PDA o.ä.) oder wir einen Kaiserschnitt brauchen. Auch in diesem Punkt fuehlen wir uns gut aufgehoben, denn unsere Wuensche werden respektiert, und trotzdem werden wir gut und umfassend informiert. Uebrigens- auch in den USA ist es moeglich mit einer Hebamme zu entbinden, allerdings sollte man sich dann an ein grosseres Krankenheus wenden, damit fuer den Fall der Faelle auch Aerzte zur Verfuegung stehen. Oder man kann privat eine Doula engagieren, die Dir und Deinem Partner Unterstuetung bei der Entbindung bietet (www.dona.com -Doulas of North America) Ich gebe Dir sicher Recht, dass hier alles viel medizinischer ausgerichtet ist, viel nuechterner. Als ich den Deliveryroom in unserem KH gesehen habe, war ich auch erst etwas platt, aber lass Dihc einfach davon nicht entmutigen, sondern besprich, welche Dinge Du selbst mitbringen kannst (ExerciseBall, Aromaoele, Musik etc) Nicht erwartet hatte ich hier, dass so viel Unterstuetzung beim Stillen gegeben werden soll (zumindest bei uns wir da sehr viel geboten). Also, versuch nicht alles so negativ zu sehen! Viel Glueck! Linnea


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Also, ich habe mein erstes Kind in Schweden bekommen und während der Schwangerschaft gab es Momente, in denen mich die Panik schon manchmal ueberkam weil hier alles so anders abläuft als in Deutschland. Alle Ratschläge und Tips von Freunden und Familie und diverse Buecher haben mir hier nicht viel gebracht, immer wenn ich einen tolle neuen Wunsch fuer die Geburt hatte, bin ich bei meinen Hebammen hier auf Granit gestossen. "So was gibt es hier nicht", "So was machen wir hier nicht", "So was wird hier nicht angeboten" .... Keine Schwangerschaftsgymnastik, nur einen Ultraschall, ein einziger Arztbesuch in der ganzen Schwangerschaft, Einleitung auf Wunsch nicht möglich, keine Wassergeburt, kein Sitzball, kein Geburtsstuhl, keine Rueckbildungsgymnastik, keine Hebammenbesuche Zuhause, keine Hypoallergene Babynahrung, usw. Ausserdem fand ich es manchmal schwer, meine Wuensche in einer Frendsprache deutlich auszudreucken, ich hatte zeitweilig eine Hebamme, die sich geweigert hat, mit mir englisch zu sprechen (mein schwedisch ist nicht so gut), aber zumindest bei der Geburt hatte ich dann jemanden, der gut englisch konnte. Aber allgemein wurde ich wohl als die verrueckte Deutsche mit Extrawuenschen abgestempelt, sobald ich mal angedeutet habe, dass ich bei der Geburt etwas anders machen will als es hier so ueblich ist. Naja, habe alles ueberlebt, bin um einiges schlauer geworden, und habe massig neues Selbstbewustsein gewonnen :-) Also, an alle Frauen da draussen, die ihr erstes Kind in einem anderen Land bekommen, klopft euch mal auf die Schulter, und lobt euch ein bisschen, ihr habt es alle mehr als verdient :-) Jennifer


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