Frage im Expertenforum Geburt an Silke Westerhausen:

Hadern mit Geburtsabläufen

Silke Westerhausen

 Silke Westerhausen
Beleghebamme der Frauenklinik in Herne

zur Vita

Frage: Hadern mit Geburtsabläufen

ANNA_MARI

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Hallo Frau Westerhausen! Ich habe dieses Jahr mein drittes (und letztes ;-)) Kind entbunden. Die erste Geburt vor jetzt fast 11 Jahren endete in einer Sectio. Nach langer, schmerzhafter und erschöpfender Eröffnungsphase kam es - laut Akte - zum Geburtsstillstand in der Austreibungsperiode. Ich hatte zwar sehr starke Wehen, aber keinen Pressdrang. Die kindlichen Herztöne waren durchweg gut, sodass der hinzugezogene Arzt zwar meinte, er ginge von einem Kaiserschnitt aus, aber ich könne noch weiter probieren (nicht sehr motivierend). Irgendwann konnte ich subjektiv nicht mehr und entschied mich verzweifelt zur Schnittentbindung - das letzte, was ich wollte. Die zweite Geburt drei Jahre später begann mit vorzeitigem Blasensprung, auf den sofort heftige Wehen folgten. Im Krankenhaus angekommen war der Muttermund schon fast auf und ich bekam Lachgas, als ich um Erleichterung bettelte. Als ich vollständig eröffnet war, hatte ich wieder keinen Pressdrang, aber die Hebamme leitete mich gut an und mein zweiter Sohn kam unkompliziert und schnell auf die Welt. Die dritte Geburt lief genauso ab wie die zweite mit dem Unterschied, dass der Wehenbeginn etwas verzögert war und die Austreibung, was den Schmerz angeht, überwältigender und etwas länger. Aber meine Tochter kam ebenso unkompliziert an. Ich könnte also eigentlich sehr glücklich sein, aber dennoch hadere ich seit der diesjährigen Geburt vor fünf Monaten, vielleicht, weil es die letzte war, mit zwei Dingen. 1. Ich hätte meinen ersten Sohn so gerne auch spontan entbunden. Ich hatte immer gedacht, der fehltende Pressdrang sei ein Zeichen gewesen dafür, dass es nicht richtig weiter geht. Da ich aber bei keiner der Geburt das Gefühl hatte, mitdrücken zu müssen, frage ich mich jetzt wieder vermehrt, ob es nicht doch noch spontan hätte klappen können am Ende. Die erste Geburt ist ja schon etwas besonderes! Ich weiß, dass Sie mir natürlich nicht sagen können, ob es geklappt hätte, aber vielleicht haben Sie ein paar kluge Worte parat. 2. Das Lachgas. Ich kann nicht sagen, ob es mir wirklich geholfen hat. Dennoch klammerte ich mich mit jeder Wehe an die Maske, sowohl während der zweiten als auch während der dritten Geburt. Vielleicht hat es mich etwas entspannt, sodass ich bei der Austreibung nicht so verkrampft war. Während der Presswehen wurde mir die Maske "weggenommen" mit der Begründung, jetzt solle ich ja nicht mehr veratmen, sondern mitschieben. Ich habe aber von anderen gehört, dass sie das Gas bis zum Ende benutzen konnten; wie passt das zusammen? Aber das ist gar nicht die eigentliche Frage. Ich frage mich (auch hier wieder), warum ich es nicht "ohne alles" geschafft habe. Ich weiß, dass man für eine Geburt ohne Schmerzmittel keinen Orden bekommt und Tapferkeit auch seine Grenzen hat (und ich war WAHRLICH an meiner Grenze, obwohl ich nicht schmerzempfindlich bin). Aber ich merke, dass ich ständig am Grübeln bin, ob es nicht "auch so" gegangen wäre. Gleichzeitig schäme ich mich für meine Gedanken, da ich ja eigentlich sehr glücklich sein könnte, nach einer Secrio zwei so unkomplizierte Spontangeburten erlebt zu haben und es allen drei Kindern gut ging und geht. Vielleicht können Sie mir weiterhelfen, damit ich micht mehr auf das Positive besinnen kann. Viele Grüße! Marie  


Silke Westerhausen

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Hallo, Verständlicherweise hadern Sie etwas mit dem  Geburtsverlauf Ihres ersten Kindes - leider kann ich ohne weitere Infos nur mutmaßen,doch zunächst zu Ihren Fragen: Hatten Sie eine PDA? Besonders,wenn das erste Kind etwas dauert ist oftmals Geduld angesagt - hinzu kommt,ob die Klinik generell eine hohe Sectiorate hat... manchmal dauert es auch einfach etwas bis die werdende Mama richtigen "Pressdrang" verspürt oder das Kind ist evtl "fehl eingestellt",so dass die Hebamme "lagern"  muss,um das Kind in die "richtige" Position zu bringen. Zum Lachgas: manchmal ist es ein "Fluch und Segen zugleich" - ich persönlich mag das Lachgas nicht,da sich die Frauen an "die Maske klammern" (wie von Ihnen beschrieben" und sich gar nicht auf ihr Kind / Geburt fokussieren können. Insofern dürfen Sie nicht an sich zweifeln,sondern eher an den Ihnen angebotenen Methoden . Vielleicht meinte genau das die Hebamme,dass Sie sich weniger auf das Lachgas,als vielmehr auf die Geburt und das instinktive Mitschieben konzentrieren können. Wie gesagt,ich denke,dass ihnen nicht die für Sie passenenden Mittel angeboten wurden - hadern bringt nichts,genausowenig wie Selbstzweifel,die ich aber dennoch nachvollziehen kann. Vielleicht sind Sie etwas versöhnt - wenn Sie weitere Fragen haben stellen Sie diese gerne! Viel Spaß und Glück mit Ihren wunderbaren Kindern. Viele Grüße Silke Westerhausen


ANNA_MARI

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Danke für Ihre Antwort! Nein, ich habe eine PDA bei der ersten Geburt abgelehnt, weil ich es ohne schaffen wollte. Nochmal zum Lachgas... Die Schmerzen waren so überwältigend, dass ich richtig panisch war und ein "konzentriertes Arbeiten" gar nicht möglich. Daher war es, denke ich, schon richtig, mir das Lachgas anzubieten. Auch wenn Sie persönlich es nicht mögen... Kann es sein, dass es die Portion "Entspannung" gebracht hat, die nötig war, um den Rest der Geburt durchzustehen? Die Austreibung war eine krasse Grenzerfahrung. Am ehesten könnte ich mich wahrscheinlich mit der Geburt "versöhnen", wenn ich wüsste, warum das Lachgas eventuell Sinn gemacht hat. Können Sie natürlich für meinen Fall wieder nicht beantworten, aber vielleicht gibt es Erfahrungswerte... Danke!


Silke Westerhausen

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Hallo, Naja,bei der zweiten Geburt war das Lachgas wahrscheinlich gut für Sie - ich habe sehr unterschiedliche Erfahrungswerte zum Lachgas ; manche Frauen sind sogar richtig "high",manchen Frauen hilft es überhaupt nicht und manche kommen gut zurecht - wobei dies auch immer abhängig davon ist das wievielte Kind die Frau bekommt,in welcher Geburtsphase wird es eingesetzt,dient es als Überbrückung .bis eine PDA gelegt werden kann...? Viele Grüße Silke Westerhausen


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