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Liebe Frau Westerhausen, ich bitte Sie um Ihre Meinung zu meiner Situation.Vor drei Jahren kam meine Tochter zur Welt. Es war eine sehr schlimme Geburt. Jetzt bin ich wieder schwanger, der errechnete Geburtstermin ist der 21. Juli. Ich möchte Ihnen möglichst kurz die Geburt meiner Tochter schildern: die Wehen begannen nicht wie es mir alle vorausgesagt haben leicht und in großen Abständen sondern sie waren ab der ersten Wehe sehr stark, die ersten vier stunden ca. alle vier Minuten und dann ca. 14 Stunden lang alle 1-2 Minuten. Durch die Atmung konnte ich mir die Wehen kein bisschen erträglicher machen. Man hatte mich in der Schwangerschaftsvorbereitung auf einen harten schmerzenden Bauch vorbereitet in den ich atmen sollte, im Schwangerschafts-Yoga auf Bauch-und Rückenschmerzen und eine Atmung in den Rücken. Ich hatte im Bauch und im Rücken nicht die geringsten Schmerzen, ausschließlich und unerträglich im Muttermund. Ich nehme zumindest an, dass es der Muttermund war. Ich hatte große Angst. Nach all diesen Stunden konnte ich nicht mehr und ließ mir eine PDA legen. Die Wehen hörten vollkommen auf und nach zwei Stunden wurde es auf einmal hektisch im Kreissaal, anscheinend waren die Herztöne des Kindes schlecht. Alle rannten durcheinander, der Chefarzt kam und ich bekam ein Mittel um die Presswehen einzuleiten. Dadurch hat es mich am ganzen Körper durchgeschüttelt, mein Herz hat gerast und ich habe nicht verstanden warum. Erst hinterher hat mir meine Hebamme zu Hause gesagt dass das von diesem Mittel kam. Meine Tochter wurde vom Chefarzt mit der Saugglocke geholt, während die Ärztin auf meinem Bauch herumturnte. Die Kleine war dunkel lila, die Nabelschnur hatte sich um ihren Hals gelegt, sie hat sich nicht bewegt und nicht geschrien und wurde gleich weggebracht und mit Sauerstoff versorgt. Ich hatte die Augen auf aber alles wurde immer dunkler und ich hörte die Gespräche auch immer leiser, konnte aber nichts sagen. Das war sehr beängstigend für mich. Ich dachte ich muss jetzt sterben und ich wusste nicht ob mein Kind lebt oder nicht. Irgendwann kam ich wieder zu mir, aber kurz darauf passierte das selbe noch einmal, ich hatte die Augen auf aber alles war schwarz und ich konnte nichts sagen. Der Chefarzt hat genäht und der Ärztin dabei Ratschläge erteilt, als sie merkten wie es mir geht bekam ich irgendeine Infusion für den Kreislauf. Danach war mir zwar unglaublich übel aber ich verlor nicht mehr das Bewusstsein. Ich bekam mit wie ein Arzt zu meinem Mann sagte dass mit dem Kind alles ok ist und war unendlich erleichtert. Nachdem der Arzt mit dem Nähen fertig war, es war übrigens ein Dammschnitt senkrecht nach unten, einer diagonal rechts nach unten und irgendwie noch die halbe rechte Pobacke durch, schien sich auch das Kind erholt zu haben. Die Ärztin wollte aus der Ferse Blut abnehmen aber da kam nichts. Sie hat bestimmt 6 mal gestochen und Sarah fing an verzweifelt zu schreien. Ich wurde langsam nahezu hysterisch, da hat sie dann aufgehört und mir das Baby endlich endlich in den Arm gelegt. Nach einer knappen Stunde, es war 1 Uhr nachts, wurde meine Tochter mir weggenommen und ich kam in ein Zimmer in dem schon eine Frau schlief, das heißt ich wurde reingeschoben, Licht aus und fertig. Ich kann ihnen gar nicht sagen wie schrecklich ich Sehnsucht nach meinem Kind hatte. Außerdem hatte ich Angst in der Dunkelheit. Ich dachte wenn ich jetzt wieder das Bewusstsein verliere dann kriegt es keiner mit. Als mir am morgen niemand das Kind brachte klingelte ich und fragte danach, da wurde die Kleine mir endlich gebracht. Um die Sache abzukürzen, mit dem Stillen hat es nicht geklappt, nach ca. 3 Monaten habe ich es aufgegeben. Die Dammnaht tat mir ewig lange weh. Nach ca 1 ½ Jahren ließ ich einen Teil der Naht noch einmal öffnen und neu nähen, ein Häutchen das sich gebildet hatte wurde entfernt und der Arzt schickte eine Probe ein mit dem Ergebnis das die Naht wohl innerlich entzündet war. Antibiotika bekam ich aber keine, das kam mir komisch vor. Ich ging mit meiner Tochter in eine Mutter-Kind Kur wo ich unter anderem auch Gespräche mit einer Psychologin hatte. Erst ca. 2 Jahre nach der Entbindung wurde ich wenigstens annähernd wieder „die Alte“. Zusammen mit der Naht hatten mich Depressionen und in der Nacht fürchterliche Angst vor dem Sterben und vor der Dunkelheit geplagt. Für mich war es klar dass ich nie wieder ein Kind bekommen möchte, auch wenn ich das Muttersein ganz herrlich fand. Als doch wieder der Wunsch nach einem Kind aufkam wollte ich es auf jeden Fall nur mit Kaiserschnitt und Vollnarkose bekommen, so dass ich nichts von der Geburt mitbekommen muss. Jetzt wo ein neues Leben in mir heranwächst ändern sich die Dinge. Mit all dem Abstand bin ich mir mittlerweile sicher das die Geburt meiner Tochter für mich nicht so traumatisch geendet hätte, wenn man mir das Kind gelassen hätte, anstatt mich in einem dunklen Zimmer abzustellen und das Baby im Säuglingszimmer. Nach den Erlebnissen konnte ich eh nicht schlafen und das Kind in meinem Arm hätte mich sicher alles vergessen lassen. Auch mit dem Stillen hätte es vielleicht geklappt wenn ich meine Tochter in den ersten Stunden öfter anlegen können hätte. So habe ich sie erst nach ca. 11 Stunden zum ersten angelegt und da hat sie dann schon nur noch den Sauger vom Fläschchen akzeptiert. In mir wird eine Stimme immer stärker: ich wünsche mir von ganzem Herzen, das Kind normal zu bekommen, gleich seinen ersten Schrei zu hören und es sofort auf den Bauch gelegt zu bekommen, es anlegen zu können...das ist mein Traum, ob ich mich auch trauen werde weiß ich nicht. Leider stellt sich meine gesamte Familie gegen mich, mein Mann und meine Eltern wollen unbedingt dass das Kind durch einen Kaiserschnitt zur Welt kommt. Ich denke aber dass ich nach einer normalen Geburt –vorausgesetzt sie würde dieses mal glücklicher verlaufen, schneller wieder fit sein kann und weniger Schmerzen habe als nach einem Kaiserschnitt. Meine Familie scheint zu denken dass man nach einem Kaiserschnitt lächelnd aufsteht, danke sagt und schmerzfrei nach Hause geht. Ich würde mir wünschen dass meine Familie meine Entscheidung (sie ist ja noch nicht wirklich gefallen, vielleicht siegt doch die Angst und ich entscheide mich für einen Kaiserschnitt) oder zumindest meine innere Auseinandersetzung mit dem Thema unterstützt aber keiner will mit mir über die Geburt reden, alle wollen den Kaiserschnitt und fertig. Ich möchte betonen dass ich im Moment keine riesengroße Angst vor der Geburt verspüre sondern einfach nur den Drang mich damit auseinanderzusetzen und keine Gedanken verschweigen zu müssen. Aber genau das muss ich. Traut mir meine Familie eine normale Geburt nicht zu? Es muss doch nicht wieder so sein dass alles so schlecht läuft! Jetzt bin ich auf der Suche nach einer Hebamme, die mich auch schon vor der Geburt begleitet, denn ich kann mir vorstellen dass ich kurz vor der Geburt schon sehr große Angst haben werde. Ich wäre sehr an Ihrer Meinung interessiert. Warum hatte ich so eine heftige Wehentätigkeit und konnte den Schmerz überhaupt nicht veratmen? Was ist schiefgegangen? Kann man vor einer Geburt durch Ultraschall ganz sicher sagen dass die Nabelschnur sich dem Kind nicht wieder um den Hals legen wird? Halten Sie als Hebamme auch einen Kaiserschnitt für die bessere Lösung? Vielleicht würde ich ja bei einer normalen Geburt eine solche Angst bekommen dass die Geburt wieder so schlecht verläuft? Ich denke darüber nach mir schon wesentlich früher eine PDA legen zu lassen weil ich im aushalten von Schmerzen wahrlich kein Held bin. Ich möchte aber auf keinen Fall per Saugglocke oder Zange entbinden!!! Ich bedanke mich bei Ihnen sehr herzlich fürs „zuhören“ und bin schon sehr auf Ihre Meinung gespannt! Viele liebe Grüße Stefanie Rudolph
Hallo Stefanie, Ihr Posting könnte man ja fast schon als Buch verfassen :-) 1. Weshalb die Wehen bei Ihnen so stark begannen kann ich Ihnen nicht sagen - es ist individuell unterschiedlich.Es gibt kein Schema, bei den meisten erstgebärenden Frauen fangen sie langsam an und die Frau kann sich daran gewöhnen und bei anderen nicht.Unter guter Atemanleitung lassen sich Wehen bis zu einem gewissen Zeitpunkt fast "wegatmen" - wenn die Gebärmutter aber sehr "powert" funktioniert dies irgendwann nicht mehr. 2. Was "schiefgelaufen" ist und ob etwas "schiefgelaufen" ist, können wir nicht beurteilen, da wir bei der Geburt nicht anwesend waren. Es handelte sich um eine etwas angespannte Endphase in der gehandelt werden musste, um möglichst schnell die Geburt zu beenden. 3. Per Ultraschall kann eine Nabelschnurumschlingung nicht gesehen werden - höchstens mit dem Doppler, aber auch da gibt es keine Sicherheit. Eine Umschlingung hätte aber auch keine Konsequenzen, da sie keinen Grund zum KS darstellt. 4. Ich als Hebamme halte den KS nie für eine bessere Lösung - sondern lediglich eine hervorragende Methode im Notfall oder wenn es Gründe dafür gibt,die eine vaginale Geburt unmöglich machen. 5. Die zweite Geburt verläuft fast nie wie die Erste - sie verläuft schneller, da der Weg wunderbar vorbereitet ist. Noch etwas, warum haben Sie die Schwestern in der Nacht nicht nach Ihrem Kind gefragt und Ihre Sehnsucht danach geschildert? Die Sache mit der Hebamme ist für Sie sehr wichtig, ebenso eine Klinik mit VollRooming-In! Eine angenehme SS, Grüße Silke Westerhausen
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