Frage im Expertenforum Geburt an Dr. med. Stefan Kniesburges:

an Dr. S. Kniesburges

Dr. med. Stefan Kniesburges

Dr. med. Stefan Kniesburges
Chefarzt und Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe
Frage: an Dr. S. Kniesburges

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hallo lieber doc ich möchte sie wirklich nicht nerven , aber ich würde gerne wissen warum sie so gegen wunschkaiserschnitte sind. klar, sie sind oberarzt und haben sicher schon viel erlebt und gesehen das ein ks viele komplikationen mit sich führen kan. mich wundert es einfach , weil mir ein oberarzt im spital gesagt hat das heutzutage ks ein routine eingriff wären , wo selten was passiert und das ein ks sicherer wàre als autofahren. oder hat das was mit ihrer persénlichen einstellung zu tun ? mfg


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Hallo, 1. ich bin nicht prinzipiell gegen Wunschkaiserschnitte. 2. ein Kaiserschnitt ist und bleibt eine große Bauchoperation. Vor der hier manchmal praktizierten Verharmlosung eines solchen Eingriffes kann ich nur warnen. So ist die Sterblichkeitsrate nach geplantem Kaiserschnitt immer noch 4 x höher als nach vaginaler Geburt, auch wenn sie insgesamt niedrig ist. Fieberhafte Verläufe im Wochenbett sind 5x häufiger als nach vaginaler Geburt, der Blutverlust ist ebenfalls wesentlich größer als nach vaginaler Geburt. Eine Blasenverletzung gibt es bei vaginalen Geburten nicht, wohl aber bei Kaiserschnitten. Nach der Operation können sich Verwachsungen und hierdurch verursachte Schmerzen bilden. Für Folgeschwangerschaften ist es auch nicht unerheblich, ob ein Kaiserschnitt vorausgegangen ist oder nicht. So besteht das Risiko einer Narbenruptur, eine vorausgegangene Sectio ist außerdem ein Risikofaktor für eine Palzenta prävia oder eine eingewachsene Plazenta (Plazenta accreta). Die Rate an Totgeburten steigt, wahrscheinlich bedingt durch eine durch Narbengewebe verminderte Gebärmutterdurchblutung. Das sind nur einige mögliche Komplikationen. Man sollte desweiteren auch nicht das Kind vergessen. So ist das Risiko für die Entwicklung eines Atemnotsyndroms nach Sectio 2-4x größer als nach vaginaler Geburt. Es besteht außerdem das Risiko, daß das Kind bei dem Eingriff verletzt wird (Schnittverletzung). Desweiteren muß man auch die Möglichkeit einer Fehleischätzung des Schwangerschaftsalters bedenken. Durch eine zu frühe Terminierung des Kaiserschnittes kann man ungewollt eine Frühgeburt produzieren. Wohlgemerkt, normalerweise verläuft ein Kaiserschnitt natürlich unkompliziert, die Rate an Komplikationen ist niedrig. Wenn man aber einen Kaiserschnitt ohne Grund durchführt, muß man wissen daß man die von mir genannten Risiken und noch mehr ohne Grund in Kauf nimmt. Das ist vielen nicht bewußt. Deshalb kann ich nur noch einmal vor einem unkritischen Umgang mit dem Kaiserschnitt warnen. Diese Warnung möchte ich auch an alle Kollegen richten, die Ihren Patientinnen erzählen ein Kaiserschnitt sei sicherer als autofahren. Dr. S. Kniesburges, St. Anna Hospital


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