Zwiemilch - Ernährung mit Muttermilch
und Babynahrung

Mama troestet ihr Baby auf dem Arm

© Adobe Stock, onoky

Muttermilch ist unbestritten das Beste für ein Baby. Manchmal gibt es jedoch Probleme beim Stillen, wenn beispielsweise die Milchmenge nicht ausreicht. Viele Mütter schätzen auch einfach die Unabhängigkeit, die das Fläschchen eben bringt.

Gut zu wissen, dass man durchaus das eine tun und das andere nicht lassen kann. Zwiemilch - so nennt man die gleichzeitige Ernährung mit Muttermilch und industriell gefertigter Babynahrung - ist entgegen aller Gerüchte eine gute Alternative. Allerdings sollte man dabei unbedingt ein paar Dinge beachten, damit man mit dem zusätzlichen Fläschchen nicht aus Versehen abstillt.

Was bringt Zwiemilch-Ernährung?

Selbst wenn Muttermilch ohne Frage die gesündeste und auch noch günstigste Ernährung für ein Baby ist, so ist doch die Produktion von Natur aus leider "reglementiert". Außerdem ist die Verfügbarkeit, wie der Name schon sagt, an die Mutter gebunden. Industriell hergestellte Babynahrung hingegen ist uneingeschränkt zugänglich und kann auch vom Papa oder vom Babysitter gegeben werden. Zwiemilch bietet die Möglichkeit, die Vorteile beider Ernährungsformen zu nutzen.

Die Vorteile der Muttermilch: wichtige Immunstoffe

Muttermilch ist optimal auf die jeweiligen Bedürfnisse eines Babys abgestimmt und liefert vor allen Dingen wertvolle Immunstoffe für seine Abwehrkräfte. Das sollten Sie Ihrem Baby nicht vorenthalten, selbst wenn Sie eigentlich nicht - oder nicht so lange - stillen möchten. Besonders wichtig ist das Kolostrum, die Milch, die in den ersten Tagen nach der Geburt bis zum eigentlichen Milcheinschuss gebildet wird. Aber auch danach gilt: selbst wenn Sie Ihr Baby nur ein, zwei Mal am Tag stillen, ist das immer noch besser als gar nicht!

Der Vorteil des Fläschchens: Unabhängigkeit!

Solange Sie voll stillen, sind Sie an Ihr Baby gebunden. Sie können es nur wenige Stunden am Stück alleine lassen. Oder Sie müssen für die zu überbrückende Zeit Muttermilch abpumpen, was zugegeben manchmal ein wenig lästig ist. Viele Mütter empfinden es deshalb als sehr praktisch, zwischendurch eine Milchnahrung zu füttern. So sind sie flexibel, z.B. wenn sie nach einigen Wochen wieder arbeiten möchten oder endlich mal wieder nachts durchzuschlafen wollen - ohne lästiges vorheriges Abpumpen. Das Fläschchen verschafft hier Unabhängigkeit und hilft manchmal auch, eine angespannte, schwierige Stillbeziehung zu entkrampfen.

Muttermilch-Engpässe füllen

Stress im Wochenbett, Mehrlinge, große Kinder, die viel Hunger haben, eine Mami, die aufgrund gesundheitlicher Probleme nicht auf der Höhe ist - Gründe gibt es viele, warum die Milch manchmal nicht - oder nicht mehr - fließt. Aus Angst, das Kleine würde an der Brust nicht satt werden, setzen sich frischgebackene Mamis oft so unter Druck, dass die Milch durch diesen Stress noch weiter zurückgeht. Viele Frauen sehen dann ihre einzige Chance im Abstillen. Um diesen Teufelskreis zu durchbrechen, ist es manchmal besser, einfach zusätzlich Fläschchen zu geben. Ist der Stress beseitigt, läuft dann häufig die Milch ganz von alleine. Und wenn nicht? Na, dann genießen Sie die Vorteile der Zwiemilch-Ernährung und machen Sie sich bitte keine Vorwürfe. Das Wichtigste ist doch, dass es Ihnen und Ihrem Baby gut geht. Und damit Sie mit dem Fläschchen nicht unabsichtlich das Ende der Stillzeit einläuten, helfen unsere Tipps am Ende.

Wie funktioniert Zwiemilch-Ernährung?

Manche Mütter stillen Ihr Baby zuerst bei jeder Mahlzeit und gleichen dann den Restbedarf, weil das Baby noch hungrig ist, mit dem Fläschchen aus. Andere geben die Flasche nur, wenn Sie außer Haus sind, z.B. arbeiten müssen, und stillen die restlichen Mahlzeiten. Einige ersetzen auch nur die abendliche Stillmahlzeit durch eine Milchnahrung, weil sie das Gefühl haben, ihr Baby würde dann länger satt bleiben und besser durchschlafen. Oder geben nachts Fläschchen, weil sie bereits "auf dem Zahnfleisch daher kommen" und der Papi so die Nachtschicht übernehmen kann. Häufig ist die Zwiemilch-Ernährung auch eine gute Übergangsphase, wenn man noch nicht gänzlich abstillen möchte, es aber für die Einführung der Beikost noch etwas zu früh ist.

Welche Fläschchennahrung zur Zwiemilch-Ernährung?

Fürs Zufüttern in den ersten Lebenswochen eignet sich am besten eine Pre-Nahrung. Diese können Sie wie die Brust nach Bedarf geben, also so oft Sie möchten. Falls Sie das Gefühl haben, dass ihr Baby durch die Pre-Nahrung nicht lange genug satt bleibt, können Sie ebenfalls eine 1-er Milch geben. Eine Nahrung der Stufe 1 verfügt über einen etwas höheren Energiegehalt, der die Babys länger satt macht.

Für Kinder mit erhöhtem Allergierisiko wird eine in ihrer allergiepräventiven Wirkung geprüfte HA-Nahrung empfohlen. Allerdings profitieren gerade diese Kinder besonders von der ausschließlichen Ernährung mit Muttermilch. Deshalb sollten Sie zunächst das Stillen versuchen, und das Fläschchen möglichst nur dann geben, wenn es nicht anders geht. Mehr erfahren Sie im Beitrag Welche Milch ist die richtige?

Kann Zwiemilch Bauchschmerzen verursachen?

Eine häufige Sorge ist, ein Baby würde mit der Einführung einer Flaschennahrung Bauchweh, Blähungen oder Verstopfung bekommen. Im Normalfall ist das jedoch kein Problem, vor allem nicht bei Verwendung einer Pre-Nahrung. Auch die "unterschiedlichen Milchsorten im Bauch" machen keine Verdauungsschwierigkeiten. Allerdings ändert sich der Stuhl im Vergleich zum reinen Muttermilch-Stuhl schon ziemlich in Konsistenz und Menge. Während Stillkinder die Nahrung fast vollständig verwerten und deshalb oft nur alle paar Tage "groß machen", wird Ihr Kind nun vermutlich täglich ein Geschäft machen.

Sollte Ihr Baby nach Einführung der industriellen Nahrung tatsächlich von Bauchweh oder Verstopfung geplagt werden, könnte eine Kuhmilch-Unverträglichkeit die Ursache sein. Sprechen Sie dann bitte mit Ihrem Kinderarzt oder Ihrer Hebamme über die Verwendung einer Spezialnahrung.

Die besten Tipps für eine erfolgreiche Zwiemilch-Ernährung

Hebammen warnen davor, dass die Milchproduktion zurückgehen kann, wenn man in den ersten Wochen zusätzlich eine Fläschchennahrung füttert. Auch das Schreckgespenst "Saugverwirrung" steht hier im Raum. Um Probleme wie versehentliches Abstillen zu vermeiden, sollten Sie bei Zwiemilch-Ernährung deshalb unbedingt einige Dinge beachten.

  • Vorsicht vor versehentlichem Abstillen
  • Achten Sie darauf, Ihrem Baby immer zuerst die Brust zu geben, da es sich dort mehr anstrengen muss als an der Flasche.
  • Wenn Sie sicher gehen möchten, dass Sie Ihr Baby durch das zusätzliche Fläschchen nicht versehentlich abstillen, sollten Sie parallel Muttermilch abpumpen, um die Milchproduktion an der Brust aufrecht zu erhalten.
  • Wählen Sie unbedingt einen Sauger mit kleinem Loch, damit Ihr Baby auch beim Fläschchen trinken etwas "arbeiten" muss.
  • Beginnen Sie möglichst nicht zu früh mit dem ersten Fläschchen. Nach etwa sechs bis acht Wochen ist die Milchproduktion richtig in Gang gekommen und die Stillbeziehung meist gut eingespielt. Die Gefahr einer Saugverwirrung und des versehentlichen Abstillens ist nun viel geringer.

Wie kann man eine Saugverwirrung vermeiden?

Möchte ein Stillkind plötzlich nicht mehr an die Brust, nachdem es ein Fläschchen bekommen hat, bezeichnet man dies als Saugverwirrung. Diese Gefahr besteht auch, wenn mit der Flasche keine Babynahrung, sondern abgepumpte Muttermilch gefüttert wird. Der Grund liegt in den unterschiedlichen Saugtechniken. Das Trinken an der Brust ist ein relativ komplexer und anstrengender Vorgang, wobei der Milchfluss durch eine Kaubewegung der Zahnleiste erst angeregt werden muss. Das fällt bei der Flasche weg, weil die Milch von ganz alleine fließt. Dadurch verlernen Flaschenkinder schnell die richtige Technik an der Brust und sind dann beim Stillen frustriert. Achten Sie deshalb in jedem Fall darauf, dass sich Ihr Baby auch an der Flasche anstrengen muss.

Viele stillende Mütter haben gute Erfahrung mit einer sogenannten Calma-Flasche gemacht, also einer Babyflasche, deren Sauger in Form und Funktion der mütterlichen Brustwarze nachempfunden ist.

Auch Flasche trinken will gelernt sein

Ein Stillkind ans Fläschchen zu gewöhnen, erfordert manchmal ein bisschen Geduld. Oft gelingt es besser, wenn man zunächst mit abgepumpter Muttermilch beginnt. Als kleinen Anreiz kann man auch ein paar Tropfen Muttermilch auf den Sauger geben. Ihr Baby lehnt die Flasche dennoch ab? Manche Kinder akzeptieren das Fläschchen tatsächlich nur, wenn es von jemand anderem als der Mutter gegeben wird. Weitere nützliche Hinweise hierzu finden Sie auch in unserem Stillbereich unter Tipps fürs Abstillen.

Bei allen Fragen und Sorgen rund ums Thema Stillen und die Zwiemilch-Ernährung finden Sie kostenlosen Rat und schnelle Hilfe in unserem Expertenforum bei Hebamme Martina Höfel.

Zuletzt überarbeitet: Mai 2022

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