Mitglied inaktiv
Ich bin zum ersten mal hier in diesem Forum. Ich habe mal ein bisschen hier rumgelesen und bin natürlich auch auf die Diskussionen gestoßen, die ich teilweise sehr schockierend fand. Stöhnt jetzt nicht, dass ich wieder einen neuen Thread deswegen aufmache. Wenn ich meine Geschichte, die dort hinpassen würde unten reinschreibe, liest sie sowieso keiner mehr, denn wer blättert schon mehrere Seiten zurück. Nun zu mir: Ich bin 38 Jahre alt und hatte im letzten Jahr zwei Fehlgeburten in Folge. Aller-dings sehr früh und wenn ich nicht immer einen Tag nach Ausbleiben der Mens getestet hätte, dann wäre das wahrscheinlich gar nicht aufgefallen, weil meine Fehlgeburten immer ca. eine Woche nach dem positivem Test stattgefunden haben. Ich war zwar traurig, aber da es so ist als hätte man ganz normal die Mens, Man im Ultraschall noch nichts wirklich erkennen konn-te, war es für mich noch kein wirkliches Leben. Bald darauf wurde ich zum dritten mal schwanger und bin jetzt in der 15. SSW. In der 13. SSW wurde eine Omphalozele diagnosti-ziert. Was ich so gelesen habe, sind bei 67 % der Fälle weitere Fehlbildungen zu erwarten. ich habe dann eine Chorionzottenbiopsie machen lassen. Alles unauffällig. Organscreening steht noch an. Vielleicht werde ich auch bald vor einer schrecklichen Entscheidung gestellt. Bisher hatte ich nur gute Nachrichten, aber was ist, wenn die Organe geschädigt sind? Wenn es „nur“ die Omphalozele ist, dann ist eine Überlebenschance und somit ein normales Leben von 94 % gegeben. Natürlich auch nur mit OPs direkt nach der Geburt. Da ist es für mich keine Frage, ein Abbruch würde ich dann nie machen. Aber was ist, wenn es schwerstgeschädigt ist? Wie entscheiden wir dann? Ich habe zwei 14jährige Töchter, die, auch wenn sie jetzt schon älter sind viel Aufmerksam-keit brauchen. Das Alter darf man nicht unterschätzen. Und da könnt ihr sagen was ihr wollt, man hat für seine bestehende Familie auch Verantwortung. Bisher bin ich trotzdem total optimistisch und glaube fest daran, dass alles gut wird. Aber es schleichen sich immer wieder andere Gedanken rein. Vor so einer Entscheidung zu stehen wünscht man seinen ärgsten Feind nicht. Und diese Diskussion darum, ob man der Natur ins Handwerk pfuscht oder nicht ist wirklich teilweise sehr erschreckend. Jemand hatte hier auch einen Prediger zitiert, dass doch der gefährlichste Ort auf der Welt der im Mutterleib sei. Eine Frechheit ist so was. Ich schätze mal, es war ein katholischer Prediger und was scheinheiligeres gibt es wohl nicht. Aber in Hinterzimmern Kinder missbrauchen. Ich bin wirklich fassungslos. Wenn man sich für einen Abbruch entscheidet muss man nicht nur für sich selbst stark sein, um alles zu verkraften, sondern auch für die Gesellschaft. Man ist schließlich für gewisse Tei-le der Gesellschaft immer der Buhmann. Einige haben geschrieben, dass es ja auch Einrichtungen usw. gibt. Aber was ist, wenn man selbst an der Situation zerbricht, sich Hilfe holt vielleicht auch in Form eines Pflegeheimes? Dann ist man wieder der Doofe, weil man ja wieder abschiebt. Letztendlich kommt es auch immer auf den Grad der Behinderung an. Ich glaube niemand bricht ab, weil das Kind vielleicht Sichelfüße hat, was behandelbar ist oder sonstige kleinere körperlichen oder auch geistigen Behinderungen. Es geht um weitaus gravierendere Fälle, wo das Kind zu Lebzeiten eher gequält werden muss, als dass es Freude empfinden kann…. Ich weiss nicht, wie ich entscheiden werde. Man hofft einfach, dass es einem erspart bleibt, dass entweder alles in Ordnung geht (in Ordnung heißt, für mich momentan, dass es bei der jetzigen Diagnose bleibt und nicht noch schlimmeres festgestellt wird) oder aber die Natur es schon selbst richtet. Da hat man neben dem Verlust nicht auch noch Menschen im Nacken, die die Finger erheben. Wenn es immer nur darum geht, der Natur ihren Lauf zu lassen, dann darf man das krank ge-borene Kind auch nicht operieren. Vor ein paar Hundert Jahren hätte es auch nicht überlebt. Wo fängt es an und wo hört es auf? So, dass wollte ich noch mal loswerden. Ich habe gleich wieder ein Feinultraschall und ich drücke mir fest die Daumen, dass sich alles noch zum Guten wendet!! LG Marion
HI, Du hast eine PN. Gruß, Claudia
das hast du wirklich toll geschrieben und es spricht mir aus dem herzen. ich wünsche dir und deiner familie alles gute und hoffe, es bleibt bei dieser diagnose.ich drück euch alle daumen die ich hab. und sag bitte bescheid wenn du mehr weißt.
nur kurz: was am schwersten für mich nachvollziehbar ist, ist ein abbruch bei einem totgeweihten kind. wenn die diagnose lautet: das kind stirbt postnatal, warum kann man es dann nicht zur welt bringen und würdig im kreise seiner familie sterben lassen (nachdem man es - wenn es "gut" läuft) lebendig kennengelernt hat, anstatt sein kind pränatal töten zu lassen?! Das wäre für alle beteiligten so viel besser, liebevoller, wärmer und für den Trauerprozess der verwaisten Eltern so wichtig... Auf die Idee kommen viele gar nicht. Der Arzt sagt: Abbruch, also Abbruch. Die Arzthörigkeit und Ausschaltung der eigenen Vernunft ist es, was mich so wütend macht. Dass Geschwisterkinder enorm unter behinderten Kindern zu leiden hätten, wird gerne vorgeschoben. Ich halte das schlicht für unwahr. Die Kinder lernen, was es heißt, das Leben in all seiner Vielfalt anzunehmen, zu lieben und Verantwortung zu übernehmen. Das behinderte Geschwisterkind bereichert ihren Horizont und sehr wahrscheinlich auch ihr Herz. Ich wünsche dir in deiner Situation viel Kraft und alles Gute! Nadja
Jeder Mensch ist anders. Ich vermute (die Betonung liegt auf vermuten), dass ich damit besser klar käme, wenn es wirklich keine Hoffnung gibt. Wenn ich jetzt zu diesem Zeitpunkt einen Abbruch tätigen würde, da ich es jetzt noch nicht spüre, noch keinen Bauch habe, alles noch so unwirklich ist, als wenn ich es 9 Monate unter meinem Herzen getragen habe, es gespürt habe usw. Aber da kommt es auch immer drauf an, wann man eine schreckliche Diagnose bekommt. Deswegen ja meine Überschrift. Es gibt so viele verschiedene Dinge, dass jede Geschichte eben anders ist. Du kämst besser damit klar es auszutragen, ich wahrscheinlich nicht. Es ist doch gut, dass es beide Möglichkeiten gibt. Teilweise gebe ich Dir Recht, dass es auch eine Bereicherung für die Geschwisterkinder sein kann. Aber die Belastung wegzuschieben, die auf alle zukommt, womöglich in der ersten Zeit der komplette Verzicht der Mutter, finde ich einfach naiv.
... ich wüsste nicht, wie ich entscheiden würde - also ist es müßig, darüber im Vorfeld nachzudenken. Wirklich beurteilen kann man auch erst, wenn man selber in der Situation war - und selbst dann heißt es nicht: Ich habe es so gemacht - also können andere das auch so machen. Denn jeder hat seine eigene Geschichte. Da meine letzte Schwangerschaft eine extreme Risikoschwangerschaft war mit Gefahr auf Hellp, einer der schwersten Gestose-Verläufe, würde ich heute womöglich die Schwangerschaft beenden, wenn mein Kind dem Tod geweiht ist. Denn das Baby hätte auch noch 2 lebende Geschwister, die auf ihre Mutter auch nicht verzichten könnten. Aber das sind Gedanken, die ich nun dazu habe. Wer weiß, wie ich denken und fühlen würde, wenn ich in solch einer Situation stecken würde. Und sowas ist wirklich die absolute Härte und ich wünsche mir, dass ich nie nie so eine entscheidung treffen müsste - selbst meinen ärgsten Feind nicht. Ich wünsche lilamami alles Gute. LG, Claudia
und glaub mir, ich hab gelitten... sehr sogar. meine kleine schwester hatte hirnhautentzündung mit 3 monaten, sie wäre fast daran gestorben. sie lag dann 4 monate in der kinderklinik und meine mutter hatte keine zeit für mich, weil sie dauernd in der klinik war. heute weiß ich, es war sehr wichtig für sie, aber ich war 4 und habe es damals nicht verstanden. ich fühlte mich abgeschoben, ungeliebt. und das ging auch noch weiter, als sie dann zuhause war. wir mussten viel aufpassen, daß ihr ja nix passiert, weil die ärzte meinten, es könnte noch was nachkommen, man wisse nur noch nicht was. und man wisse auch nicht wann. also hatte meine mutter ständig angst um sie, klar!! jetzt versteh ich es, aber als 4 jährige??? nein, ich war wütend, hab mich verkrochen, fühlte mich schlecht. wenn ich nach meiner kindheit gefragt werde, sag ich immer: welche kindheit... man darf das nicht so pauschal sagen, jeder mensch ist anders.
Ich weiß nicht. Bis zu einem gewissen Grad Behinderung mag das sicherlich stimmen. Aber in unserem Fall zb. hätte ich meine große Tochter abgeben müssen, denn mein Kleiner wäre ein 24 h/7 T.-Pflegefall gewesen. Ich hätte nie im Leben beide Kinder gleichzeitig und einigermaßen gerecht aufwachsen lassen können. In unserem Fall hätte mein Sohn das Leben meiner Tochter genommen und in keinster Weise bereichert :-(
Liebe lilamami, niemand kann dir diese Entscheidung abnehmen, aber vielleicht macht dir die folgende Seite Mut, denn dort wird bei der Diagnose Omphalozele ein Abbruch als nur selten sinnvoll beschrieben, da es gute Behandlungschancen gibt. kinderchirurgie.uk-j.de/Omphalozele.html davor natürlich 3mal w ;-)
Liebe BabyFiona, danke für die Auffschlussreiche Seite und auch an allen anderen einen Dank, die die Situation von allen möglichen Seiten betrachten. Sehr toll finde ich auch, dass sich hier mal jemand gemeldet hat, der ein Geschwisterkind ist!!! Jede Geschichte erweitert den Horizont. Auch wenn die Entscheidung letztendlich bei jedem einzelnen selbst liegt, hilft es mir doch, verschiedene Sichtweisen zu hören. Willkommen sind natürlich auch Geschichte, die Mut machen ein behindertes Kind zu bekommen, wenn z. B. jemand wirklich damit parat kommt. Auc hwenn ich der Übeltäter bin und wieder einen neuen Thread dafür aufgemacht habe, bin ich froh, es getan zu haben. Danke auch für die PN's mit weiteren Tipps und Aufmunterungen. Euch allen wünsche ich auch alles Gute!!! LG Marion
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