toga88
Hallo, ich hatte hier vor ca. 2 Wochen geschrieben, dass auch unsere 3 Icsi und unser 4.Transfer gescheitert sind und wie es uns damit geht. Auch weil hier oft der Tipp gegeben wurde, haben meine Frau und ich uns jetzt vorgenommen etwas Abstand zu gewinnen und zu versuchen, den Druck etwas rauszunehmen. Wir fühlen uns auch einfach müde und traurig nach dem Auf und Ab mit den ganzen erfolglosen Behandlungen. Meine Frau will sich jetzt impfen lassen und eine Gerinnungsuntersuchung und ein Karyogramm machen lassen. Dann wollen wir den letzten Kryoversuch angehen und dann die Samenspende als unseren Plan B. Um Abstand zu gewinnen wollten wir uns u. A. mit Freunden treffen, die nicht Schwanger sind oder keine Kinder haben. In der Absicht haben wir gestern eine Freundin meiner Frau getroffen von der wir davon ausgingen, dass Kinder bei ihr noch kein Thema sind. Aber natürlich hat sie uns direkt von ihrer Schwangerschaft erzählt. Sie hat sich dabei auch echt unwohl gefühlt und meine Frau hat gestern und heute nur geweint. Sie hat jetzt eigentlich keine Freundin mehr, die nicht Schwanger ist oder Kleinkinder hat. Auch das Einkaufen, insbesondere in Drogerien fällt uns beiden enorm schwer, weil überall Schwangere oder kleine Kinder sind. Man wird einfach überall damit konfrontiert und kann nie davon abschalten. Habt ihr tipps wie es euch gelungen ist, irgendwie abzuschalten?
Hallo ihr Zwei. Ich weiß ganz genau wie ihr euch fühlt, was in euch vorgeht. Bei uns scheitert gerade die vierte ICSI. All unsere Freunde, Bekannten haben Kinder. Nach jeder gescheiterten ICSI brauchte ich Zeit für mich, habe mich verkrochen. Ich sag mir jedesmal wieder, dass alles sinnlos ist, niemand helfen kann. Ich mag auch mit niemandem reden, außer meinem Mann, weil mich einfach niemand versteht. Selbst er nicht, weil er nicht weiß was die ganze Behandlung mit meinem Körper und meinen Gefühlen macht. Aber dann kommt so der Moment, wo ich neue Kraft und Mut schöpfe, raus gehe. Mich mit all meinen Freunden treffen, mit ihren Kindern und es macht mir Spaß ihnen beim aufwachsen und spielen zu zu sehen oder mit zu machen. Sich zu verstecken und jedem aus dem Weg zu gehen bringt rein gar nichts. Das hat es bei mir nur noch schlimmer gemacht. Es gibt nicht umsonst das Sprichwort "Die Zeit heilt alle Wunden". Das stimmt tatsächlich. Jetzt aktuell bin ich auch wieder total enttäuscht und traurig, weil es nicht klappen mag. Aber diesmal nicht ganz so schlimm, vielleicht auch weil wir die Behandlung "heimlich" gemacht haben. Niemand weiß davon, demnach fragt auch niemand. Hört sich vll. komisch an, aber irgendwie ein besseres Gefühl als sonst. Jetzt steht ein langes Wochenende bevor. Geht spazieren, genießt das tolle Wetter, macht worauf ihr schon lange wieder Lust hattet, schreit all euren Frust raus und fasst dadurch neuen Mut. Alles hat Vor- und Nachteile. Ich wünsche euch ganz viel Kraft. LG
Lieber Toga88, ich weiss wie Ihr euch fühlt...
Bei uns will leider auch so gar kein IVF-Versuch klappen. Hatten 3 IVFs mit 4 transfers....Eine zeitlang nagte das richtig schlimm an uns, genauso wie bei Euch. Ich muss aber auch sagen, dass ich mehr daran zu nagen hatte als mein mann, er fing irgendwann an, wieder positiv zu denken. Ich wollte mich auch verkriechen und keine Freundinnen mit Kindern oder babybauch mehr sehen. Mein Mann hat mir aber Mut zugesprochen und ich finde es mittlerweile auch schön, den Kindern von Freundinnen beim aufwachsen zuzusehen. Es klingt vielleicht blöd, aber möglicherweise werden das die einzigen Kinder sein, die ich aufwachsen sehen darf. Möglicherweise bekomme ich nämlich keine eigenen leiblichen Kinder. Ich habe wieder erkannt, dass es auch unglaublich schön ist, mit ihnen zu spielen und auch mal bei deren Geburtstagen dabei zu sein- vielleicht ein wenig als kurzzeit kinderersatz . Mir hat es geholfen, diese Sichtweise einzunehmen und nicht daran zu denken, dass es bei uns nicht geklappt hat. Des Weiteren haben mein Mann und ich uns gefragt, was denn noch auf unserer Lebens-To-Do Liste steht, abgesehen von eigenen Kindern. Ich finde nämlich, es tut auf Dauer nicht gut, sich immer nur auf ein Ziel zu fokussieren, das noch nicht klappen mag. Es gibt ja auch andere schöne Dinge im Leben. Und das Leben ist kurz! Ich will nicht bereuen, jetzt wo ich noch jung bin, dieses nicht in vollen Zügen genossen zu haben. Neben Reisen stand bei uns immer auf der Liste, einen Hund zu adoptieren. Früher dachten wir immer, das machen wir wenn mal eim Kind da ist. Aber es kam ja alles anderes. Das haben wir nun in die Tat umgesetzt und einen Hund angeschafft. Natürlich ist der Hund kein kinderersatz, aber für uns war das nun mal ein positiver Punkt, den wir auf unserer Liste abhaken konnten
die reisen möchten wir auch machen, sobald es möglich ist. Was ich zusammenfassend sagen möchte: ich weiss wie schmerzhaft der Weg ist, den wir alle gerade gehen müssen. Aber versucht, euch auch wieder auf andere positive Dinge zu konzentrieren. Uns hilft das derzeit wirklich. Die nächste ivf planen wir natürlich trotzdem schon, nur ist es ungut finde ich, wenn sie die einzige Geige im Leben spielt. Ich wünsche euch alles Gute und drücke euch die Daumen dass es bei euch und uns allen ganz bald klappen wird ![]()
Danke für die Antwort. Ich finde es echt bewundernswert, wie ihr es schafft, Kontakt mit Schwangeren und Kleinkindern zu haben. Wir haben uns anschließend bislang immer echt schlecht gefühlt, weil es uns zu sehr an unsere Situation erinnert und die Sehnsucht nach einem eigenen Kind dadurch noch größer geworden ist. Auf Dauer geht das natürlich nicht. Trotzdem konnten wir das bislang nicht abschalten. Einen Hundewelpen haben wir tatsächlich auch vor einer Woche bekommen. Er lenkt uns schon ziemlich ab und tröstet uns. Aber es kommt uns auch immer der Gedanke, wie toll es wäre, wenn unser Kind mit dem Hund aufwächst. Und den gleichen Lebenssinn wie ein Kind kann er uns natürlich nicht geben. Ich fand es irgendwie auch ziemlich traurig, wie unsere Eltern auf den Hund reagiert haben, weil irgendwie deutlich wurde, wie sehr sie sich über Enkel freuen würden.
Zunächst: Vielleicht solltet Ihr Euch tatsächlich psychologischen Beistand suchen, wenn Ihr beide durch den unerfüllten Kinderwunsch so belastet seid. Bei mir war es so, dass ich während der Kinderwunschbehandlung ähnlich "tickte", wie Du es beschreibst, aber ich hatte meinen Mann als "ruhenden Pol", den es zwar schon belastete, dass es mir seelisch nicht gut ging, aber für den das Kinderkriegen kein besonderes Anliegen war und der es immer ganz gut schaffte, mich wieder zu "erden". Wenn er genauso drauf gewesen wäre wie ich, wären wir beide wohl binnen kurzem reif für die Klapsmühle gewesen. Abstand gewinnen - tja, mir hat meine Arbeit immer gut geholfen. Ich habe mich, nachdem ich im Zusammenhang mit der Kinderwunschbehandlung erst eine frühe, dann eine späte Fehlgeburt hatte und mich nicht zu einem neuen Versuch aufraffen konnte, beruflich auch nochmal weitergebildet, das hat mich gut von dem Kummer abgelenkt und auch Selbstbewusstsein gegeben. Nach der frühen Fehlgeburt sind wir außerdem etwa sechs Wochen später für zehn Tage verreist, nach Andalusien, das hat unheimlich dabei geholfen, den Kopf wieder frei zu bekommen, lauter neue Eindrücke. Vielleicht schaut Ihr auch mal nach einem schönen Urlaubsziel, Reisen wird ja allmählich wohl wieder möglich. Ansonsten: Dass Ihr ein Problem mit Schwangeren momentan habt, kann ich gut nachvollziehen. Den Umgang mit Kindern, auch kleinen, fand ich allerdings selbst in den dunkelsten Kinderwunschzeiten nie besonders schwierig. Klar schwang immer etwas Traurigkeit mit, aber es ist auch schön, einfach mal ein Baby auf dem Arm zu halten oder mit kleinen Kindern etwas zu spielen. Ich finde, da muss man wirklich auch darauf Acht geben, dass man sich nicht zu sehr in etwas hineinsteigert. Euch droht ansonsten der Verlust Eures sozialen Umfeldes, das solltest Du bedenken. Zumal Menschen, die kein Problem damit haben, Kinder in die Welt zu setzen, sich nicht ansatzweise vorstellen können, wie belastend ein unerfüllter Kinderwunsch sein kann, und Eure Reserviertheit sicherlich nicht verstehen werden. Ihr solltet versuchen, da über Euren Schatten zu springen. Vielleicht auch mit therapeutischer Hilfe, wie eingangs schon geschrieben.
Und was ich auch noch sagen wollte: Vor allem Deine Frau (da sie ja nun einmal durch die ganze Behandlung deutlich mehr belastet ist als Du) soll sich überlegen, was ihr gut tut, und das dann auch umsetzen. Bevor ich mich an unsere letzte ICSI (die uns glücklicherweise unseren Sohn bescherte) begab, habe ich genau darüber nachgedacht und mich u.a. dazu entschlossen, unterstützend ein paar Akupunktursitzungen zu absolvieren. Die haben mir mental unheimlich viel gebracht, muss ich sagen. Ich fühlte mich in der ganzen Zeit sehr getrieben und unruhig, bei den Akupunkturbehandlungen aber war ich (da die Nadeln weh taten, sobald ich auch nur einen Finger rührte) gezwungen, ca. eine halbe Stunde einfach still da zu liegen, der leisen Musik, die da lief, zuzuhören und meine Gedanken schweifen zu lassen. Dazu war der Heilpraktiker, bei dem ich die Akupunktur machen ließ, supernett und hat mir auch Einiges mit auf den Weg gegeben, was mich stützte. An die Behandlung denke ich bis heute gern zurück. Und ich habe mir nach jeder Untersuchung in der Kinderwunschpraxis einen leckeren Milchkaffee und ein kleines Frühstück in einem netten Café in der Nähe der Praxis gegönnt, die anderen Leute ein bisschen beobachtet und einfach etwas "Pause gemacht", ganz allein, ohne irgendeine Begleitung, mit der ich mich hätte unterhalten müssen. Das fand ich auch sehr angenehm.
Hallo, danke dir erstmal für die lange Antwort. Wir hatten bereits einige Termine bei einer Psychotherapeutin bei proFamilia und der Krebsberatungsstelle. Leider geht das wg Corona nur als Videosprechstunde und war nicht so richtig hilfreich, weil wir uns da irgendwie immer im Kreis drehen. Mit älteren Kindern ist es bei uns auch nicht so schlimm, sondern eher mit Säuglingen und ganz Kleinkindern. Es ist dann ja auch leider oft so, dass die Eltern kaum andere Gesprächsthema haben. Leider leiden unsere sozialen Kontakte schon sehr darunter und wir ziehen uns echt immer mehr zurück. Die Arbeit ist vor allem für meine Frau auch keine Gute Ablenkung, weil 2 direkte Kolleginnen Schwanger sind und sie für die auch noch die Vertretung machen muss. Wir wollen uns wohl ein Wellness Wochenende gönnen, wenn es dann wieder geht. Ich werde ihr auch noch einmal Akkupunktur bzw. andere heilpraktische Dinge nahelegen, aber sie ist da eher etwas skeptisch.
Hallo :) Therapie wäre auch mein Tipp Nr. 1, weil ich dadurch selbst schon öfters gelernt habe, mit wirklich schwierigen Situationen umzugehen. Aber wären Selbsthilfegruppen nicht vielleicht auch eine Idee? In Wien gibt es zB Selbsthilfegruppen für ungewollte Kinderlosigkeit, ich weiß aber nicht, wie es damit in deiner Umgebung aussieht. Das wäre jedenfalls eine Möglichkeit, Leute persönlich kennenzulernen, die ganz genau wissen, was ihr gerade durchmacht. Wenn deine Frau skeptisch bezüglich alternativer „Behandlungsformen“ ist, würd ich sie nicht dazu drängen. Die Liebe meines Lebens würde mich nicht dazu bringen, ganzheitlichen Kram zu probieren. Sowas funktioniert halt nur, wenn man daran glaubt (Stichwort Placebo). LG und alles Gute!
Ich bin bei sowas auch skeptisch, habe vorher und danach noch nie Akupunktur machen lassen und ich wäre auch nie so vermessen, zu sagen, dass ich wegen der Akupunkturbehandlung zu einem lebendigen Kind gekommen bin, dafür habe ich von zu vielen Frauen gelesen/gehört, die trotz Akupunktur und dergleichen kinderlos geblieben sind. Bei mir war es halt so, dass ich bei dem letzten ICSI-Versuch nicht gut auf die Medikamente angesprochen habe (der Versuch wurde dann auch erst einmal abgebrochen), und mein behandelnder Arzt sagte, das Unterbewusstsein sei der Taktgeber für den weiblichen Zyklus und wenn der wegen irgendwelcher Störungen (psychischer Stress etc.) nicht richtig funktioniere, sei die Kinderwunschbehandlung schwieriger, und das war für mich der Anstoß, mich nach etwas umzusehen, was mich etwas entlasten könnte. Ich hatte dann gelesen, dass es Studien gibt, wonach die Erfolgsrate bei Kinderwunschbehandlungen etwas höher ist, wenn die Behandlung mit Akupunktur begleitet wird, und dachte, das probiere ich jetzt einfach mal aus, ich habe schon so viel Geld in die Sache gesteckt und nur tote Kinder "produziert", da machen die paar Euro für die Akupunktur den Kohl auch nicht mehr fett. Und wie gesagt, mir hat die Behandlung mental wirklich gut getan. Du kannst mir ja per PN durchgeben, wo Ihr wohnt, vielleicht ist das ja zufällig in meiner Gegend, dann könnte ich Euch den Heilpraktiker empfehlen, bei dem ich war.
Hallo, ich kann mich meinen Vorrednern anschließen: Sucht euch noch mal therapeutische Hilfe. Da gibts so viele Angebote, BKiD, Kinderwunschcoaches, Selbsthilfegruppen. Der BKiD hat auch einen Ratgeber Kinderwunsch herausgebracht. Da sind gute Ansätze und Ideen drin, finde ich. Wir waren zum Glück nie so extrem belastet, auch wenn wir eine lange, anstrengende Zeit hinter uns haben. Unsere KiWU-Ärztin hat uns Frau Dr. Schweizer-Aarau empfohlen, die bietet so Workshops übers Wochenende ab. Haben wir aber nicht ausprobiert. Naturheilkunde halte ich auch für Hokuspokus, hab dann aber TCM bei einer auf Kinderwunsch spezialisierten Ärztin gemacht und fand’s richtig gut!!! Vielleicht ist das was für euch. Alles Gute!