Schwarmwissen

Hi! Aaaaalso, der modernere Ansatz ist tatsächlich Blastokultur. 1. so können die Embryos länger und besser beobachtet und beurteilt werden. Ab Tag 3 passieren nämlich wichtige Entwicklungen und manche Embryos werden „blockiert“, sprich, entwickeln sich nicht mehr weiter, was häufig auf männlichen Faktor zurückzuführen ist. Der 2. Grund wäre zB die Tatsache, dass Blastos das einfrieren und das auftauen besser überleben als die X-Zeiler, da sie eine stabilere Struktur haben. Und nun zu deiner Frage, warum es in Kliniken unterschiedlich gehandhabt wird. Viele Kliniken haben nicht die modernste Ausrüstung, teilweise veraltete Methoden und möglicherweise auch kein geschultes Personal für Blastokultur. Eine Freundin von mir hat von ihrer Klinik berichtet, dass ihr direkt von Blastokultur abgeraten wurde, weil die Klinik keine guten Anzuchtbedingungen hat (Temperatur, Luftfeuchtugkeit im Labor, schlechte Mittel, in denen die Embryos gezüchtet werden). Da sind die X-Zeiler in der Gebärmutter wahrscheinlich besser aufgehoben als in einer petrischale. Ein weiterer Grund ist, dass wie du sagst, der Schwund bei Blastos relativ groß ist. Während du vielleicht nur 1-2 Transfers mit Blastos aus einer Stimulation bekommst, kann man vielleicht 5-6 mal die X-Zeiler einsetzen. Da Kryoversuche extra Geld kosten, ist das für Kliniken natürlich eine weitere Einnahmequelle. Und außerdem ist das für viele Patientinnen rein mental „einfacher“, zumindest bis zum Transfer zu kommen (und dann evtl doch nen negativen Test zu bekommen), als dass es zu gar keinem Transfer kommt, weil kein Embryo es bis zum Blaszostadium geschafft hat. Es gibt sicher noch weitere Gründe, aber grob sollten dies die wichtigsten sein. Achso es gibt natürlich noch die zeitkomponente: viele Kliniken bleiben am WE geschlossen und nehmen keine Transfers vor. Teilweise müssen die Embryos somit früher eingesetzt werden, wenn sie zB erst an einem Sonntag zu Blastos werden.