Elternforum Kinderwunschbehandlung

Die schonungslose Wahrheit

Die schonungslose Wahrheit

lieselotte1310

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Hallo Ihr Lieben, nun war gestern also unser Zweitgespräch inkl. Spermiogramm meines Mannes. Bei diesem ist dann rausgekommen, dass er (wie schon vom Urologen festgestellt) nur zu 2 % zeugungsfähig ist. Bei mir besteht zusätzlich der Verdacht auf Endometriose aufgrund meiner monatlichen Schmerzen (die meistens da sind). Da das Spermiogramm aber so eingeschränkt ist, meinte der Arzt, wir könnten auf die Bauchspiegelung verzichten und gleich zur ICSI übergehen, die wir wohl sowieso machen müssen. Da bin ich natürlich nicht böse drum. Ich muss nun seit gestern schon downregulieren und im März starten wir dann die ICSI. Ich hab echt Angst vor dieser ganzen Zeit. Vor allem vor den Gefühlsausbrüchen, die ich wahrscheinlich kriegen werde (ich hatte die letzten 2 Wochen schon ein paar Mal die Krise). Aber es ist unsere einzige Hoffnung und wir sind ja jetzt beide über die 30...gibt es irgend jemanden, der auch soviel Angst hatte und der es dann letztlich gar nicht so schlimm fand? Liebe Grüße, L.


moechtegernmami

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Antwort auf Beitrag von lieselotte1310

Hallo Lieselotte, klar gibt es so jemanden - mich zum Beispiel. Wir hatten 2010 unsere erste ICSI. Und ich hatte buchstäblich vor allem Angst (bin ein ziemlicher Feigling) - vor den Spritzen, vor einer Überstimulation, vor hormonellen Gefühlsschwankungen, vor der Narkose, vor der Punktion, etc. etc. Im Nachhinein kann ich Dir sagen, es war alles halb so schlimm. Sich selber spritzen war nicht schlimm; eine späte Überstimulation hatte ich zwar (ein Eierstock hatte angeblich einen Durchmesser von 15 cm), hab dies aber in keinster Weise gespürt. Und diese Behandlungen zieht man einfach durch und denkt dabei daran, dass man es für die zukünftige Familie tut. Ein Tipp: wenn es Dir schlecht geht oder wenn tatsächlich Behandlungen unangenehm sein sollten, denk daran, dass Du früher oder später ein Baby in Deinem Arm haben wirst und glaub mir, das wird noch schöner sein als Du es Dir jetzt in Deinen kühnsten Träumen vorstellen kannst. Dass Dein Mann ein sehr schlechtes Spermiogramm hatte, ist für ihn und sein Ego sicher nicht schön; aber: andererseits ist es auch wieder gut, dass es so schlecht ist, so dass ihr sofort eine ICSI machen dürft und nicht eine normale IVF oder was anderes erst wegen der Krankenkasse anfangt. Bei uns war es sehr ähnlich gelagert wie bei Euch: wegen OAT III meines Mannes wurde uns sofort die ICSI genehmigt. Übrigens: Kinderwunschbehandlung muss nicht immer ewig lange dauern, es kann auch sehr schnell vor sich gehen. Bei uns war es zeitlich beim ersten Versuch so: Ende Dez. hab ich meinen Mann zum Spermiogramm geschickt, Anfang März war das Kontrollspermiogramm, Ende März wurden wir in der KIWU-Klinik vorstellig, im April begannen die Behandlungen, im Mai war ich schwanger. Ich sag das NICHT um anzugeben, ich möchte Dir nur aufzeigen, dass es auch ganz schnell gehen kann (natürlich gibt es auch andere Fälle, ist schon klar). Aber: ich möchte Dich einfach motivieren und Dir zeigen, dass es klar eine schlimme Zeit werden kann aber nicht werden muss! Alles Gute!


lieselotte1310

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Antwort auf Beitrag von moechtegernmami

Liebe Moechtegernmami, und wieder einmal kann ich nur Danke sagen! Danke für Deine aufmunternden Worte und Deine Geschichte, an die ich in nächster Zeit ganz sicher sehr oft denken werde. So etwas gibt mir Kraft und ist mit keinen Statistiken oder ähnlichem vergleichbar! Ja, für meinen Mann ist das schlimm, auch wenn er kaum drüber spricht was in ihm vorgeht. Aber ich glaube es ist auch eine Entlastung für ihn, dass ich wahrscheinlich genauso "Schuld" an unserem bisher unerfüllten Kinderwunsch trage wegen meiner vermutlichen Endometriose (ich muss mit der Diagnose jetzt auch erstmal klarkommen; hatte es zwar schon vermutet, aber bisher erfolgreich verdrängt). Ich danke Dir nochmals und wünsche auch Dir alles Gute! Liebe Grüße, L.


Ileah

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Antwort auf Beitrag von lieselotte1310

Liebe lieselotte, ich habe da mal eine Frage, hat Dein Mann auch Krampfadern im Hoden oder warum ist er nur zu 2% zeugungsfähig?? Wenn Dir die Frage zu indiskret ist, mußt Du nicht antworten. Ich habe Dir ja schon einmal geschrieben das für uns auch nur ICSI in Frage kam, weil mein Mann OAT 3. Grades hatte. Nachdem ich nach 2 Jahren immer noch nicht schwanger war ging ich zuerst zu meiner Frauenärztin die mir aber gleich sagte mein Mann soll parallel zum Urologe, was er zuerst ablehnte (wie er mir im nachhinein sagte aus folgendem Grund: Er hatte riesen Angst das es an ihm liegen könnte, was sich ja auch bestädigte.) Eines habe ich nie gemacht und darf man auch nicht, die "Schuld" auf jemanden schieben. Wir sind diesen Weg gemeinsam gegangen, mit vielen Tränen, Angst, Sorgen. Ich würde es jederzeit wieder tun. Mein Mann hat sich bei jedem Versuch immer bei mir bedankt das ich das alles auf mich genommen habe, das hätte er nicht, denn ich bin diesen Weg gerne gegangen. Viel Glück!!!!!!!!!!!!!! Liebe Grüße I.


lieselotte1310

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Antwort auf Beitrag von Ileah

Liebe lleah, ja, mein Mann hat auch Krampfadern. Die Hauptursache für sein OAT ist aber ein zu spät operierter Hodenhochstand. Nein, Schuld gebe ich hier niemanden. Das einzige, was ich kritisiere ist der Arzt, der sich meinen Mann als Kleinkind nicht genau genug angeschaut hat und nicht dementsprechend reagiert hat. Als weiteres kritisiere ich auch den Urologen meines Mannes, der ihn nicht darauf hingewiesen hat, dass Patienten mit früherem Hodenhochstand ein Vielfaches Risiko haben, an Hodenkrebs zu erkranken und sich deshalb jeden Monat abtasten sollten. Aber das macht mein Mann jetzt hoffentlich, weil ich es ihm dringend ans Herz gelegt habe. Wahrscheinlich sind viele Ärzte durch den beruflichen Stress abgeklärt und gleichgültig geworden. Ich bin einerseits darüber enttäuscht, andererseits weiß ich selbst, wie sich Burnout anfühlt...von daher will ich hier auch keine Schimpftirade loslassen. Ich weiß dass der ganze Kinderwunschbehandlungsmarathon eine Riesenbelastung für die Partnerschaft ist, aber wenn man es geschafft hat, geht man wahrscheinlich gestärkt aus der Sache raus. Danke für Deine Worte! Liebe Grüße, L.