Elternforum Kinderwunsch nach Fehlgeburt

Nach müde kommt blöd, und nach traurig kommt wütend...

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schroedingerskruemel

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Triggerwarnung: ungeschminkte Trauer am Meilenstein SSW 12 nach missed abortion in SSW 8, Erwähnung habitueller Aborte, Mutterpass-Dilemma . . . . Fast vier Wochen nach der FG sind meine 10-er Tests "endlich" (wieder) weiß wie 'ne Bäckermütze. Ich bin darüber erleichtert, und das ist ein schlechter Witz. Ich habe so auf den zweiten Strich gehofft, so lange gebangt und gewartet... und nun hat es fast einen Monat gedauert, bis das hCG raus war. Ich fühle mich schon seit drei Wochen nicht mehr schwanger. Jetzt fühlen sich auch meine inneren Organe wieder "unschwanger" an: Den Uterus fühle ich nicht mehr, aber die Ovarien. Willkommen zurück im unschwangeren Job. Apropos Job: Meine ersten Dienste habe ich auch rum. Ich arbeite wieder, und ich mute meinen Kollegen alleine durch meine Anwesenheit das Wissen zu, dass nicht alle Schwangerschaften gut ausgehen. Irgendwie fühlt sich mein Leben fast wieder normal an. Wären da nicht noch die letzten Reste der Schmierblutungen, die mich daran erinnern, warum ich seit 4 Wochen blute. Und dann werde ich traurig. Ich wäre jetzt in der 12. Woche und würde aufatmen. Ich hatte Ultraschallbilder mit einem tanzenden Gummibärchen in meinem Mutterpass, für den ich schon ewig eine Hülle zu Hause habe, die nur auf ihren Einsatz wartet. Der Mutterpass. Der Ritterschlag der intakten Schwangerschaften. Überall haben sie mich danach gefragt, in der Notfallambulanz, bei der Hebamme, beim Betriebsarzt. Sie wollten die Informationen, die dort vermerkt sind, u.a. zur Blutgruppe und den irregulären Antikörpern, zu meinem Gerinnungsirrsinn und meiner Geschichte mit Komplikationen und habituellen Aborten. Jedes Mal musste ich sagen: "Ich hatte nie einen Mutterpass." Das mag eine Nebensächlichkeit sein. Aber es fühlte sich on top auf die drohende /stattgehabte Fehlgeburt nochmal wie eine "Strafe" an. Mich macht das wütend. Ich war schwanger. Ich hätte eine Embryo mit Herzschlag. Aber es gab nicht genug Zutrauen von meinen Ärzten, um ein blödes Dokument auszustellen, bei dem man beim ersten Ultraschall auch "Herzschlag: nein" ankreuzen kann?! Warum laufen Schwangere oft ein gesamtes Trimenon, ein Drittel der Schwangerschaft, ohne Mutterpass durch die Welt? Weil es sich vorher "nicht lohnt"? Weil das Scheitern der Schwangerschaft die Mühen der Dokumentation nicht wert sind? Mich macht das immer so wütend. Jedes Mal. Für mich fühlt es sich in meiner Trauer so an, als sei ich nicht "gleichwertig" schwanger (gewesen), nicht "richtig" und "echt". Ich habe eine Sternchenkiste, in die alles reinkommt, was zu dieser Schwangerschaft gehört. Aus irgendeinem Grund habe verspüre ich nach jeder Fehlgeburt so einen argen Schmerz, wenn ich keinen Mutterpass dort hineinlagen kann. Mein einziges Ultraschallbild, um das ich gebeten habe, liegt dort in einem weißen Umschlag. Mein Sternenbärchen passt darauf auf. Das war es. Mehr ist nicht übrig. Das sind die einzigen physischen Beweise für ein Kind, dessen Gesicht ich nie sehen werde, dessen Stimme ich nie hören werde, und das ich nie in meinem Arm halten werde. Das immer fehlen wird. Ich warte auf meine Periode die hoffentlich nächste Woche einsetzt. Dann geht wenigstens mein Körper den letzten Schritt zurück in die Normalität. Meine Seele wird noch etwas mehr Zeit brauchen.


Chrysopteron

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Antwort auf Beitrag von schroedingerskruemel

Es tut mir so unglaublich leid für dich. Ich weiß gar nicht, was ich sagen könnte - ich möchte dich so gern trösten. Aber ich kenne dich nicht und ich kann es nicht, allein die Idee ist vermessen. Aber ich habe gelesen, wie es dir geht. Ich spüre deinen Schmerz in den Worten. Und ich bin mit dir traurig. Und wünsche dir, dass deine Reise ein gutes Regenbogenende findet. So sehr. Vielleicht kann ich hiermit ein winziges bisschen helfen? Sprich doch mal mit deinem Frauenarzt. Bei einem „normalen“ Termin zwischendurch, jetzt, wo gerade Ruhe ist. Bitte ihn (oder sie?), dir kurz zuzuhören und sage, dass es für dich schwer ist, die vielen Enttäuschungen zu verkraften. Und dass es dir helfen würde, wenn die nächste Schwangerschaft (für die ich dir alle Daumen drücke, die ich im Haus nur finden kann!!!!!) direkt „offiziell existiert“. Dass sie in der Praxis ja haufenweise Pässe rumliegen haben und es für sie eine Kleinigkeit ist, den Pass direkt anzulegen, aber dir sehr viel bedeuten würde. Unabhängig davon, wie es ausgeht. Das wäre schon grob stumpf, wenn sie dir diesen kleinen Gefallen nicht tun würden. Manchmal ist es nötig, anderen zu erklären, was etwas für einen bedeutet, und dann kann das Gegenüber viel besser reagieren. Bestimmt tut deinem Arzt deine Geschichte auch leid, die meisten sind ja sehr nett bei sowas. Und wenn er weiß, wie er ein bisschen helfen kann mit so einer (für ihn) Kleinigkeit, tut er das sicher gern. Vermute und hoffe ich mal. Wenn nicht, solltest du dringend den Arzt wechseln, ehrlich gesagt. Ich schicke dir Kraft und Zuversicht für einen weiteren Versuch mit endlich gutem Ausgang. Sei gedrückt. Chrys


Julie1302

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Antwort auf Beitrag von schroedingerskruemel

Es tut mir so leid für dich, ich kann deine Wut verstehen. Ich bin sehr froh das meine Gyn mir einen Eintrag in den Mutterpass gemacht hat und auch Sonobilder. Ich kann deinen Schmerz nur teilweise nachempfinden, musste erst einmal durch eine FG durch und hoffe das nicht nochmal zu müssen. Du hast das jetzt schon mehrfach erlebt. Du bist mit deinen Beiträgen und Antworten eine Bereicherung und hoffe das deine Seele heilen kann und ihr ein Regenbogenbaby in den Armen halten könnt. Solange findest du hoffentlich etwas Trost in deiner Tochter Liebe Grüße


GlückNr2

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Antwort auf Beitrag von schroedingerskruemel

Hallo meine Liebe, Ersteinmal tut es mir leid, was du für eine Leidensgeschichte hinter dir hast! Andererseits lese ich gerne deine Kommentare, weil du einfach toll schreiben kannst! Finde den Vorschlag gut, deine Gefühle auch deiner Frauenärztin mitzuteilen. Ich wünsche dir, dass deine Zyklusnormalität nächste Woche so eintritt, wie du dir das wünschst. Wir waren gemeinsam im März Bus. Waren, da auch ich gehen musste. Es war meine erste Missed Abortion, bisher hatte ich „nur“ Abgänge in der 6. SSW, ohne Herzschlag und mit einer etwas verzögerten und stärken „Perioden“Blutung. Ja so wird es da nämlich genannt, keiner erkennt einem da eine Schwangerschaft an, nichts wird in den Mutterpass eingetragen, da es noch keinen Blutwert beim Arzt gibt. Ich verstehe deine Gefühle also, auch wenn ein längeres Schwangersein natürlich nochmal was anderes ist. Jedoch verliert man auch durch die frühen Abgänge das Vertrauen in seinen Körper. Bei meiner jetzigen Schwangerschaft hatte ich wenigstens den Pass. Jedoch ist man so oder so schwanger, das ist echt, so wie du es sagst! Das Hormon-auf-und-ab kommt egal bei welcher Länge auf einen zu! Erkenne dir an, dass du schwanger warst und kommuniziere das bitte auch deinen Ärzten, ich habe es meiner auch neulich mitgeteilt! Dieser zweite Streifen bedeutet Frauen schon so viel, der Körper stellt sich nicht nur emotional sondern hormonell um und das sollte anerkannt werden! Kleine Warnung: Es folgt nun meine Abgang Geschichte der „jetzigen“ Schwangerschaft für Alle, die es interessiert und auch ein wenig für mich Selber: Am 3. Juli hielt in den positiven Test in der Hand, es war die 5. SSW und ich konnte mich erstmal nicht freuen, zu Groß die Angst, dass auch dieser Embryo früh abgeht und keine Schwangerschaft bestätigt wird. So war ich bei 6+3 zum ersten Mal beim Arzt und durfte neben der bestätigten Schwangerschaft auch endlich ein Herz schlagen sehen! Nun war doch die Freude da, da ich meine persönliche Hürde schon einmal erreicht hatte. Mein nächster Termin sollte erst am 28.08. sein, bei 12+0, da Ferienzeit war. Niemals hatte ich erwartet, dass ohne Blutungen, mit ständigem Unterleibsziehen (bei meiner Tochter hatte ich während der Schwangerschaft viel Mutterbandschmerzen) diese Diagnose kommt. Das Einzige was auffällig war, waren meine 3 Wochen voller seltsamer Träume. So ging ich zum FA, mit der Hoffnung endlich das 1. Trimester geschafft zu haben, der Arbeit und Freunden die Nachricht sagen zu können. Bei der Ärztin dann war schon die Atmosphäre angespannt und komisch, im Ultraschall hab ich sofort gesehen, dass der Embryo „eingefallen“ aussieht, noch bevor sie sagte „es tut mir leid, ich kann keinen Herzschlag finden“. Die 30 Minuten Gespräch danach sind nur noch Bruchstücke in meiner Erinnerung. Ein Tag später habe ich mich mit meiner Cousine (Gynäkologin in der Klinik) besprochen und entschieden, den Abgang alleine Zuhause zu versuchen, auch weil die Dame vom Krankenhaus am Telefon einfach unsensibel wäre. Prompt entschlossen, starteten Abends die Blutungen, welche ab 19 Uhr schwallartig wurden mit richtig vielen Blutkoageln/Gewebe. Es waren wirklich „Pipi“-große Mengen und dann kamen die Wehen für 3 Stunden, mit dessen Ende das Embryo kam. Man hat es leider doch erkannt, entgegen der Aussagen meiner Frauenärztin und Cousine … Danach immer noch Schmerzen und so viel Blut, bis ca 6 Uhr früh. Mein Kreislauf hat 2x versagt, auch heute fühl ich mich noch etwas benommen. Meine Bewunderung an alle Frauen, die einen Abgang schon durchgemacht haben, wir sind wirklich stark!