Mitglied inaktiv
Hallo Karie, hier nun die Antwort von Kirsten, der Mama die ich unten im Beitrag erwähnt habe. Ich hab dir einfach ihre Mail kopiert, da sie nicht registriet ist. Liebe Petra! Nun weine ich gerade... Ich hoffe so sehr das beste, aber es war bei uns genauso :-((( Ich glaube, ich kann dort nur registriert schreiben, oder? Deshalb möchte ich, dass du meine Antwort für mich postest, okay? Lieben Dank!!! Ich finde es gut, dass du mich angeschrieben hast, obwohl ich jetzt den ganzen Vormittag 2 quengelnde Jungs neben mir, aber 2 sehr wache Mädchen in meinem Herzen hatte - nach langer Zeit mal wieder - DANKE! LG, Kiki Liebe Karie! Ich kann mich noch genau an den Tag erinnern als meine Ärzte mich in genau deiner Situation vor genau diese Entscheidung gestellt haben. Ich glaube, ich habe den ganzen Tag geweint, mein Freund ich waren komplett überfordert, aber am Abend nach einem kompletten Tag Grübeln, stand unsere Entscheidung fest. Das war das Wichtigste überhaupt: dass wir unsere ganz eigene Entscheidung getroffen haben, obwohl mein Arzt mir damals sagte, er würde mich - wäre ich seine Frau - sofort entbinden. Ich war damals 26+5 und meine eineiigen Zwillinge wurden auf 390g und 710g geschätzt (oder so ähnlich). Ich hatte Angst - Angst, das Falsch zu tun, wovor wohl jede Mutter Angst hat... Deshalb war wirklich das Wichtigste, dass wir uns mit unserer Entscheidung sicher waren! Nur wir beide, mit allen Informationen gefüttert, die wir für diese Entscheidung brauchten. Und obwohl wir das waren, fragen wir uns heute natürlich auch oft, wie wäre es anders gelaufen? Kurzum: Wir entschieden uns dafür, der Natur ihren Lauf zu lassen, denn unsere kleine Tochter wäre mit 90%iger (oder höherer) Wahrscheinlichkeit behindert geblieben oder gestorben. Wir haben sie damit nicht abgeschrieben, aber wir haben uns dafür entschieden, sie ihren Weg gehen zu lassen und nicht unseren. Unsere medizinischen Möglichkeiten sind zwar oft ein Segen, aber manchmal eben auch ein Verhängnis. Dazu kam noch mehr, dass wir unserer größeren Tochter diese extreme Frühgeburt nicht zumuten wollten, wenn ihre kleine Schwester ja ohnehin nur wenig Chancen gehabt hat... Wir hatten Angst, dass auch sie dadurch eine Behinderung bekommen würde, weil wir uns für die Frühgeburt entschieden hatten. Nun ist es aber so, dass bei einem fetofetalen Transfusionssyndrom (ich denke, das haben deine Kinder) der überlebende Zwilling im Mutterleib den Organismus des gerade sterbenden Zwilling aufrecht erhalten will und sein ganzes Blut über die Verbindungen in der Plazenta in ihn abgibt. Das birgt für den größeren Zwilling die Gefahr einer Hirnblutung in unbekanntem Ausmaß, kann unproblematisch sein oder lebensbedrohlich. Uns wurden damals die verschiedenen Wahrscheinlichkeitszahlen um die Ohren geschmissen, die haben sich vermutlich geändert. Und so hatten wir entschieden, dann zu entbinden, wenn das Risiko der Frühgeburt für unsere große Tochter geringer wird als das Risiko eine Hirnblutung zu erleiden. Denn noch dazu waren wir uns ja gar nicht sicher, ob unsere kleine Tochter wirklich sterben würde... Das hatten sie uns nämlich eigentlich schon in der 15.SSW prophezeit, dass sie bei der nächsten VU wohl nicht mehr leben würde, was sie dann aber ja jedes Mal trotzdem noch tat. Und man muss auch ehrlich zu sich sein und fragen: Schaffe ich es mit einem möglicherweise schwerstbehinderten und einem behinderten Kind? Schaffe ich es mit einem toten Kind im Bauch zu leben um dem anderen bessre Chancen zu ermöglichen? Was schaffe ich eher? Deine Kleine wäre nicht "nur" eine Frühgeburt, sondern ist auch mangelernährt und hat dadurch wahrscheinlich einige Entwicklungsverzögerungen/evtl. Behinderungen schon im Bauch - da können deine Ärzte dir sicher mehr zu sagen. Das macht sie nicht weniger wert, um Himmels Willen, ich liebe meine kleine wie meine große Tochter gleichermaßen, aber den Verlust habe ich ganz unterschiedlich erlebt... Wir haben der Natur den Vorrang zur Medizin gelassen, es fühlte sich für uns gut an, ein Kind nicht in ein Leben zu katapultieren, dass es evtl. selbst nicht will - aber heute überlege ich in einigen schwachen Momenten natürlich schon wie es anders ausgegangen wäre (aber das tut man IMMER, wenn etwas schlecht ausgeht). Also der Entschluss am Ende dieses Mittwochs stand schweren Herzens fest - es war 21:00 Uhr als wir dies unserem Arzt mitteilen ließen. Am nächsten Morgen war sein erster Weg zu mir auf Station - noch im Mantel bekleidet - ich hatte gerade gefrühstückt, dabei meine beiden Töchter gespürt und nun suchte die Hebamme mit dem CTG die Herztöne unserer Kleinen und fand sien icht. Da kam der Oberarzt im Mantel rein und nahm mich direkt mit zum Ultraschall. Meine Kleine hatte sich kurz nach dem Frühstück verabschiedet und wir konnten keine Herztöne mehr finden... Der Großen ging es gut und das machte mir Mut in diesem schweren Moment und in den folgenden Wochen. Ja, ich hatte mein totes Baby noch 6,5 Wochen in meinem Bauch und es war alles andere als beängstigend - es war eigentlich die schönste Zeit in meiner Schwangerschaft, denn die ganze Unsicherheit der Wochen davor, war weg. Unserer großen Tochter ging es gut und die Kleine war angekommen, wo ihr Weg sie die ganze Zeit hinführte. Oft habe ich mich gefragt, wie es unserer Großen wohl damit geht, wenn sie jetzt plötzlich keinen zweiten Babyherzschlag mehr hört und ob sie später das Gefühl haben würde, ihre Schwester musste sterben, damit sie überleben konnte... Also die Folgewochen waren unkompliziert, da meine Töchter zwar eine Plazenta, aber zwei Fruchthöhlen hatten (das wird bei deinen höchstwahrscheinlich auch so sein, denn das ist üblich), ging von unserer Kleinen keine Gefahr aus solange ihre Fruchthöhle intakt war. Mein Blut wurde 2x wöchentlich untersucht, damit keine mögliche Vergiftung übersehen wird und ich wurde häufig geschallt + CTG. War schon komisch, plötzlich nicht mehr 2 Herzfrequenzen nebeneinander zu sehen, sondern "nur" ein lebendes Kind zu erwarten. Dadurch, dass meine Kleinen och in meinem Bauch war, war die Trennung irgendwie noch nicht so endgültig - ich wurde aber auch sehr oft gefragt, wie ich das könne, ich glaube die meisten haben es nichtverstanden, dass ich mich nicht unwohl damit fühlte. Die meisten waren wohl sogar etwas angeekelt bei der Vorstellung... Als Mutter empfindet man das anders!!! Genauso wie man es anders empfindet, sein totes Kind zu sehen, man findet es wunderschön! Letztendlich war in der 34.SSW das CTG unserer lebenden Tochter sehr schlecht und es wurde ein Kaiserschnitt gemacht. Die Hirnblutung, die sie hatte, konnte vorher nicht beim Ultraschall festgestellt werden (so entwickelt sind die Geräte noch nicht), aber sie hinderte sie am Atmen... Sie wurde klinisch tot geboren und wiederbelebt. Wir haben nachdem wir uns schon die ganzen Wochen vorher mit Tod, medizinischer Maximaltherapie und dem auseinandergesetzt haben, was wir unserem Kind zumuten können/wollen, schnell entschieden, die Maschinen abschalten zu lassen, wenn sie nicht die geringsten Anzeichen gab, von selbst atmen zu können/wollen. *sorry* Jetzt bin ich vom Medizinischen doch etwas ins Persönliche abgerutscht, aber ich kann nicht so nüchtern über meine Töchter schreiben, auch wenn das für dich im Moment sicherlich besser wäre - deine Situation ist emotional ja schon belastend genug für dich. Das alles ist jetzt 5 Jahre her, ich habe mich viel damit auseinandergesetzt und wir sind mit unseren Entscheidungen im Reinen, weil sie gut überlegt waren und auch von den Ärzten nicht kritisiert wurden, obwohl sie selbst anders entschieden hätten. Aber es war ihnen bewusst, dass wir uns über die Konsequenzen im Klaren waren, deshalb haben sie sie respektiert. Was bei uns leider nicht möglich war, wo du deine Ärzte aber nochmal drauf ansprechen solltest, ist: in HH bei Prof. Hecher gibt es eine Laser-OP beim fetofetalen Transfusionssyndrom (FFTS), die die Verbindungen der beiden Babies in der Plazenta trennt, so dass die Kreisläufe nicht mehr miteinander verbunden. Bei uns konnte sie wegen einer Vorderwandplazenta nicht durchgeführt werden. Auch diese OP birgt natürlich Risiken und das kleinere Baby stirbt auch manchmal/oft (?), aber die Gefahr für den größeren Zwilling ist dann wesentlich geringer. Habe gerade nochmal ein bisschen gegoogelt und diese Links gefunden, komme nur nicht dazu, sie gerade selbst alle zu lesen: http://elternforum.hebammen.at/archive/index.php/t-37507.html http://www.thieme.de/abstracts/zblgyn/abstracts2002/daten/v07.html Bitte sprich deine Ärzte so bald wie möglich drauf an, wenn ihr es nicht schon getan habt, denn diese OP kann nur bis zu einer bestimmten SSW durchgeführt werden, wenn ich mich richtig erinnere. So ungerne man das macht, aber versucht mal, euch in die möglichen Entscheidungen mit den dann unglücklichsten Ausgängen hineinzudenken - womit geht es euch am besten? Als Eltern von einem oder zwei behinderten Kindern wächst man natürlich auch in die Situation hinein und findet sich damit zurecht ohne so unglücklich zu sein wie man es sich jetzt vielleicht vorstellt. Das Leben verändert sich so oder so... Ich kann irgendwie gar nicht alles so wiedergeben, was damals ausschlaggebend war. Heute und schon lange war nur noch von Bedeutung, dass wir alle Entscheidungen mit ganz viel Liebe für unsere gestorbenen und evtl. folgenden Kinder getroffen haben. Heute sind wir Eltern von 2 wunderbaren Jungs (2,5 und fast 1 Jahr), die zwar nie ein Ersatz für meine Töchter sein werden und die es wahrscheinlich auch nicht geben würde, wenn diese nicht gestorben wären, aber die mich mit dem Schicksal etwas versöhnt haben und meinem Leben wieder den Sinn gegeben haben, den ich damals verloren haben: Mutter zu sein... Ich möchte dich mit meiner Geschichte, meinem Leben nicht erschrecken - es gibt sicher auch solche Schwangerschaften wie unsere, die glücklich enden, nur da wird nicht mehr lange drüber erzählt, weil man dies nie wirklich in Frage gestellt hat und dann die beiden Babies einen mit viel mehr auf Trab halten. Wenn du nochmal mit mir sprechen willst, kannst du Petra gerne antworten und ihr deine Festnetznummer geben. Ich kann dich dann anrufen, wenn du magst (wir haben 'ne Flat). Meine beiden Racker lassen mir aber meistens erst abends die Ruhe dazu. Alles, alles Gute!!! Ich wünsche euch Ruhe und Bedachtheit bei eurer ganz persönlichen Entscheidung - die können und dürfen auch Ärzte euch nicht abnehmen, wenn ihr die Situation selbst richtig einschätzen und verstehen könnt! Das sollte euer erstes Ziel sein, alles zu verstehen und alle Möglichkeiten/Folgen erläutert zu bekommen. Liebe Grüße, Kirsten mit 4 Kindern
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