Silke11
habt ihr das gestern gesehen (ZDF)? Wenn ja, wie fandet ihr es? Interessant fand ich für mich persönlich dann später die Diskussion vor allem, in der Dieter Thomas Heck von seiner Verschüttung als kleiner Junge in einer Bombennacht erzählte. Ganz was ähnliches ist meinem Vater im gleichen Alter auch passiert und ich frage mich immer, ob das wohl traumatisch für ihn war.
Bin noch unschlüssig, kommen ja auch noch 2 Teile. Grundsätzlich fand ich ihn ganz gut, realistisch auch. Für mich aber einfach auch zu grausam.... erschreckend, erschütternd und beängstigend. melli
Nein, ich habe es nicht gesehen. Ich kenne (zu) viele Geschichten aus der eigenen Familie, da muss ich nicht noch einen Film dazu ansehen.
über euch zusammen bricht, ihr verschüttet seid und hofft, dass ihr irgendwie lebend da raus kommt, wenn über euch die Bomber fliegen und Bomben fallen, wenn die Sirenen singen den ganzen tag und die Nacht über ... Was meinst du? Traumatisch oder nicht? Ich würde mal sagen: sowas von traumatisch - mehr geht bald nicht mehr! Unsere Eltern waren Kinder. Heutzutage ist schon "Finger klemmen" traumatisch. Mein Vater hat das selbe auch durcfh, inkl. erlebt wie ein Mann oben vom Dach eines Bunkers gesprungen ist und vor meinem Vater landete. Mein Vater war 5. Mein Vater spielte mit seinem Freund im Hof als die Kugelschreiber vom Himmel kamen und der Freund sich einen schnappte und zerfetzt wurde und mein Vater voll mit den Überresten des Freundes da stand. Mein Vater war 7! Ja, diese Kinder waren mehr wie traumatisiert - sie wurden innerlich zerstört!
das ist so traurig und die wenigsten dieser kinder haben je eine angemessene versorgung ihrer seelischen wunden erlebt loean
Ich habe es angefangen mit meinem mann zu schauen. Muß allerdings dazu sagen das ich es,für mich, zu brutal fand. Klar, es ist Realität, aber das geht mir zu sehr an die nerven und ich mach mir danach viel zu viele Gedanken. Bin dann ins bett. Mein mann fand es bis jetzt gut. Lg
ich kenn solche geschichten aus meiner verwandtschaft zur genüge. unter anderen lebte damals ein verwandter in dresden. ich weiß durchaus, wie schlimm das damals alles war. ich muß mir das nicht auch noch im tv angucken. ich hab gestern dann nur einen satz gelesen: "Guckt euch die Sendung an und denkt dann mal drüber nach, wie gut es uns doch geht heutzutage" Solche sprüche find ich gewagt. klar war der krieg damals brutal, menschen starben vor den augen anderer.. aber muss ich mit meinen 43 jahren deswegen dauernd rumlaufen und mir sagen: och mir geht ja so gut? nein, mir gehts nicht gut, ich hab halt andere probleme, die ich nicht vergessen kann, auch nicht wenn ich mir solche sendungen anguck.
... damals ging es um Leben und Tod. In den meisten Fällen sind unsere Probleme weitaus weniger dramatisch. Das sollte man schon bedenken. Der Vergleich hinkt schon. Dankbar sollten wir m.e. schon sein. Und zwar für den Frieden! Einen solch langen Frieden hat es wahrscheinlich in Europa noch nie gegeben. Da hat man einfach Zeit sich um Geld, Beziehung und Arbeit Sorgen zu machen. Da geht es nicht darum irgendwie etwas zu Essen zu organisieren, damit die Familie nicht verhungert. Da muss man keine alten Pullis aufribbeln, damit man einen neuen, größeren für's Kind stricken kann.
bei mir gehts um gesundheit und das was du da beschreibst, von wegen pilli aufribbeln, genau so hab ich meine kindheit erlebt. wir waren drei kinder, vater die ganze woche in münchen, wir alleine mit Mama zuhause, kaum geld gehabt. da wurde man schon auch erfinderisch. und ja, auch wenn man sich das kaum vorstellen kann, anfang der 70er jahren ging es in manchen familien auch ums überleben. bei uns wurde auch aus kartoffelschalen suppen gekocht. klar, es war kein krieg, niemand stand mit waffen vor einem, aber es war auch hart. meine oma lebte neben uns, die erzählte oft wie es im krieg war. wie sie ihren mann verloren hat, ihr jüngster sohn mit 10 monaten starb und sie nichtmal wußte, woher sie das geld für die beerdigung nehmen sollte. sie stand auf einmal mit 10 kindern alleine da 1944. sie ging in den wald und sammelte gefallene soldaten ein und ihr Soldatengrab auf dem friedhof existiert heute noch. sie hat es angelegt und sich damit bißchen geld verdient. immer wieder hat sie uns das erzählt, das war ihre art das ganze ein wenig zu verarbeiten. was sie gesehen hat, kann sich keiner vorstellen :( meine mutter war 5 jahre alt als ihr geliebter hund von einem soldaten erschlagen wurde, vor ihren augen. er war ihr ein und alles nachdem der papa gestorben ist. alleine diese geschichten immer wieder zu hören hat bei mir ein traume verursacht. klar ist dies ein anderes trauma, aber es ist da und ich muß oft drandenken. hab die bilder vor mir, obwohl ich nicht dabei war.
Ich habe das zusammen mit KindGross angeschaut, die derzeit das Tagebuch meines Opas (ihres Urgrossvaters, der kurz vor ihrer Geburt gestorben ist) liest. Mein Opa war im Krieg und kam schwer traumatisiert zurück. Leider konnte er nie über seine Erlebnisse sprechen, aber im Tagebuch klingt all der Schmerz und das Leid an, auch wenn er die konkreten Situationen nie beschreibt. Ich glaube, dass die Dokumentation KindGross (und auch mir) hilft, zwischen den Zeilen zu lesen. Ich war übrigens der einzige Mensch, der seine Aufzeichnungen zu seinen Lebzeiten zu sehen bekam. Mein Vater - sein Sohn - erfuhr erst nach seinem Tod, dass er mir regelmässig Teile des Tagebuchs geschickt hat. Was besonders tragisch war, denn durch sein Schweigen wurde mein Vater (Jahrgang 1940) gleich mit traumatisiert. Wissen hätte allen geholfen. Ich werde auf jeden Fall Teil 2 und 3 anschauen. KindGross überlegt noch, ob sie das aushält. Nicht ganz so brutal, aber auch eine bewegende Geschichte aus der Zeit, ist übrigens der Film "Mein weites Herz", der am Ostermontag ebenfalls im ZDF läuft - zumindest hoffe ich das. Er basiert auf der Biographie von Isa Vermehren, einer von mir ausserordentlich geschätzten Frau. Das Buch ist jedenfalls lesenswert.
wir von traumatisierten Eltern gr0ßgezogen wurden? Sie haben ja ihr Leben schon ganz gut auf die reihe gekriegt, postttaumatische belastungsstörungen habe ich bei meinen Eltern nicht bemerkt.
das alles hatte mit Sicherheit erhebliche Auswirkungen. Was mich interessieren würde, wie alt deine Eltern sind? Ich bin deswegen am Thema dran, weil die Generation, die damals Kind oder junger Erwachsener war, jetzt ja auch als über 70jährige immer öfter von Demenz betroffen sind. Daher ist der Krieg und die Kriegsauswirkungen ganz oft Thema bei den Biografiearbeiten (ich hab nebenher eine Ausbildung zur Demenzbetreuerin gemacht und arbeite jetzt ehrenamtlich mit Demenzkranken). Aber ganz generell kommt es immer häufiger vor, unabhängig von anderen Erkrankungen, dass langjährig Verdrängtes sich den Weg bahnt und die alten Menschen in blanke Verzweiflung verfallen, weil so viel Unaufgearbeitetes wieder ins Gedächtnis kommt. Es ist plötzlich ganz präsent und hat schwere Auswirkungen. Insofern kann es, je nach dem was deine Eltern erlebt haben, durchaus noch zu "Störungen" kommen.
...die Frage, was das bei uns "Kindergeneration" bewirkt, von entsprechend traumatisierten Eltern großgezogen worden zu sein, habe ich mir gelegentlich schon gestellt. Allerdings kann ich nicht unbedingt behaupten, bei meinen Eltern habe man nichts gemerkt - wobei ich natürlich nicht originär irgendetwas auf das in Kriegszeiten etc. Erlebte zurückführen könnte. Ich bin jedenfalls auch mit den Kriegserzählungen meiner Eltern und meiner Großeltern-Generation aufgewachsen, oder vielmehr - mit den Erzählungen über die Erfahrungen der Zivilbevölkerung in dieser Zeit. Über seine Zeit als Soldat hat mein Großvater wohl nie gesprochen, jedenfalls keinen vollständigen Satz am Stück, nur mal das eine oder andere Bruchstück. Mein Vater erzählt immer sehr sachlich, eigentlich sogar unterhaltsam von seiner Kindheit im Krieg, inklusive davon, wie sie mit Munition gespielt haben oder wie sie miterlebt haben, wie Soldaten angesichts der anrückenden Russen sich quasi selbst entnazifizieren wollten... Mein Vater ist auch derjenige, der mehr erzählt, nebenbei bemerkt, und immer sehr unprätentiös - auch, wenn es zum Beispiel darum geht, wie er als Kind zugeschaut hat, wie seine Großmütter vergewaltigt wurden. Meine Mutter... ich finde sie manches bei ihr recht ausgeprägt, habe aber auch so kein uneingeschränkt gutes Verhältnis zu ihr, aus diversen Gründen, und bin sicherlich auch nicht objektiv. Sie hat z.B. auch als Kind mehrfach mitbekommen, wie ihre Mutter auf der Flucht vergewaltigt wurde, und meine Mutter ist der sex- und körperfeindlichste Mensch, den ich kenne. Woran jetzt was liegt... puh. Außerdem isst sie alle Lebensmittel bis auf den letzten Rest auf, egal, ob es noch gut ist, wenn der Schimmel zu sehr wuchert, wird vielleicht die oberste Schicht abgeschnitten. Finde ich fürchterlich! Mein Vater ist da allerdings anders, obwohl er auch genug Hunger miterlebt hatte... "Schon ganz gut auf die Reihe gekriegt" haben meine Eltern ihr Leben allerdings beide, durchaus. Auch wenn ich denke, dass da schon viel im kollektiven Gedächtnis hängen geblieben ist...
meine Eltern sind beide Jahrgang 1938, mein Vater wurde in Berlin 1943 ausgebombt, meine Mutter erlebte Bombardierungen im Ruhrgebiet mit Tieffliegerangriffen.
was deine Mutter da erlebt hat, kann niemanden unbeeinflusst lassen. In mehrfacher Hinsicht ist es grauenhaft - was deine Großmutter über sich ergehen lassen musste, aber auch dass deine Mutter die Ohnmacht erleben musste. Der Mensch, dem sie selbst vertraut und bedingungslos ausgeliefert ist, der ihr Wohl und Wehe in der Hand hat, kann nicht mal sich selbst beschützen! Auch ohne das Wissen, was da eigentlich passierte, muss deine Mutter das als Kind als unglaublich beängstigend erlebt haben. Das mit dem Essen ist auch typisch für die Kriegsgenerationen. Du kannst für alle nur hoffen, dass es nicht noch jetzt im hohen Alter zur Krise kommt. Selten ist es jedenfalls nicht, auch Psychologen müssen sich zunehmend mit den Meistern der Verdrängung in diesem Alter befassen. Das kollektive Gedächtnis ist ja noch mal eine andere Sache, das finde ich auch total spannend. Das hat mit Sicherheit weitreichende Auswirkungen. Und dann gibt es noch den Bereich "Epigenetik", also auch körperliche Auswirkungen auf nachfolgende Generationen... also z.B. deine Kinder. Es ist ein bei aller Tragik auch sehr interessantes Feld...
meine mutter war jahrgang 1937, mein vater 1932 und ich würde sagen, sie waren bestimmt opfer ihrer kriegsgeprägten kindheit und haben es nicht so gut auf die reihe bekommen. mein vater war durch die flucht lange im heim in österreicht, meine mutter hat miterleben müssen, wie sie von den russen an die wand gestellt wurde, ich bin mir sicher, sie wurde auch zeuge von vergewaltigung, mord und plünderung. hunger an der tagesordung.... meine nennoma, die eigentlich die tante meiner mutter war, erzählte oft von der flucht. ich sah die vorschau, das hat mir schon gereicht. für mich ist das nichts.
Ein auf die Reihe gebrachtes Leben heisst ja nicht, dass alles rosarot ist. Gerade bei meinen Grosseltern habe ich gesehen, dass vieles erst spät rauswill/kann/kommt - und dann oft um so heftiger. Mein Opa hat vor seinem Tod - da war er schon komplett weggetreten, hat keinen mehr erkannt - machmal stundenlang geschrieen wie in Todesangst. Dabei hatte er nach aussen ein "gelungenes Leben", er war erfolgreich im Beruf, angesehen, hatte Frau und Kind - die aber beide sehr unter seiner Gefühlskälte gelitten haben. Mein Vater schleppt auch sein Päckchen, meine Mutter auch. Ich denke, dass da vieles jetzt erst rauskommt. Wobei die Mitscherlichs ja schon in den 60er und 70er Jahren dazu forschten und Interessantes zutage förderten. Ein spannendes Thema, wie ich finde, und keinesfalls beendet.
...ich denke ja auch, dass meine Neigung zu Übergewicht durchaus in einem gewissen Kontext mit den Hungerzeiten meiner Eltern stehen kann. Ändern kann ich an der Epigenetik aber nichts, und enthaltsam zu leben, um an meine Kinder nichts weiter zu geben, war mir dann doch keine erstrebenswerte Alternative. Aber spannend und interessant ist das ganze Feld sicherlich. Was bei meinen Eltern noch auf uns zu kommen könnte, kann ich jetzt noch nicht ermessen, dessen bin ich mir bewusst. Die Generation meiner Großeltern ist in unsere Familie mittlerweile ausgestorben (bis auf eine Großtante, die bereits Ur-Ur-Großmutter ist und knapp 100 Jahre, aber mit ihrem Rollator noch recht rüstig). Meine eine Großmutter war zum Schluss auch lange dement, aber irgendwie landete sich letztlich in ihrer Jugend in den 20er Jahren, um es mal so ausdrücken. Sie lebte dann quasi zwischen Leuten, die sie in den 20er Jahren erlebt hatte, schimpfte, dass der Auftritt der Comedian Harmonists so langweilig gewesen wäre und sie die Haare unter ihren Armen nicht richtig weggeätzt bekäme... Die anderen dieser Generation waren bis zum Schluss geistig bei sich, auch wenn eine Großmutter phasenweise depressiv war. In der Generation meiner Eltern ist bis jetzt noch niemand soweit, dass es zur Krise gekommen wäre... was auch immer da noch kommen mag, bei diesen "Meistern der Verdrängung" - das waren sie sicherlich, jeder auf seine Weise, unbedingt. :-/
anzunähern und eben diese Fragen zu stellen! Viele unserer Eltern sind schwer traumatisiert, aber sie hatten keine Zeit dafür alles zu verarbeiten, damals gab es eben nicht so viele Psychologen die ihre Zeit mit ihnen verbracht haben .... damals war alles anders! Und WIR - die Kinder dieser Kinder tragen noch an den Folgen der Traumatas unserer Eltern! Erst unsere Kinder werden "kriegsfrei" sein! Und ja - so gut wie alle Menschen aus dieser Zeit haben kleinere oder größere Traumatas erlebt. Viele konnten oder können drüber sprechen, noch mehr dagegen gar nicht erst! Nicht mal aufschreiben konnten sie es. Es gibt wahrlich noch nicht viel Literatur über die Kriegskinder ...
Das Trauma der Kriegskinder (Sabine Finze)
ja, mein Vater ist auch sehr gefühlskalt und ich frage mich schon länger, ob das von seinen Kriegserlebnissen herrührt (oder ob er einfach so ist). Bis heute ist es so, dass ich meinen Sohn nie mit ihm allein lassen würde.
Meine Elter sind/waren Jahrgänge 47 und 56. Also schon nicht mehr betroffen. Aber meine Großeltern und mein Stiefvater. Mein Opa hat immer mehr und mehr geweint. Und er war auch sehr Gefühlskalt. LG maxikid
...das ist etwas, was ich mich schon frage - werden unsere Kinder wirklich kriegsfrei sein?? So ganz glaube ich das nicht, mal von der Epigenetik und dem kollektiven Gedächtnis mal ganz abgesehen.