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tabuthema tod

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tabuthema tod

lakotagirl

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es wuerde mich interessieren wie ihr mit dem thema sterben und tod umgeht. was sagt ihr euren kindern wenn z.b. oma oder opa stirbt? ich weiss ja dass in europa dieses thema ein tabuthema ist. hier auf der reservation ist alles anders. fuer die lakota ist der tod was ganz normales und alltaegliches. seit ich hier lebe war ich auf vielen begraebnissen......allein in den letzten jahren haben wir viele verwandte verloren.....letztes jahr meine schwiegermutter. so fuer meinen sohn sind wakes (totenwachen) was ganz normales. hier ist es so dass der koerper des verstorbenen heimgebracht wird und eine meist 2 taegige totenwache ist bevor der verstorbene begraben wird. der sarg ist offen so dass sich alle verabschieden koennen. nur beim essen etc. wird der sarg geschlossen. so hat mein sohn, der schwerst sehbehindert ist, seine oma streicheln und ihr ein bussi geben koennen. ich hab ihm halt gesagt dass oma schlaeft und in einem neuen bett (sarg) ist. natuerlich weiss er auch dass wir um oma zu besuchen auf den friedhof gehn muessen. das mit dem schlafen hab ich ihm erzaehlt als er noch kleiner war......er weiss aber dass seine omas und opas in der spiritworld sind und ihn jederzeit besuchen koennen. ehrlich gesagt finde ich hier totenwachen und begraebnisse viel persoenlicher......nicht so kalt und unpersoenlich wie in europa. ich hab auch gar keine angst vor dem tod. habe hier bei den lakota von vielen seiten gehoert, dass schon vorausgegangene verwandte einen abholen kommen, wenn es an der zeit ist die letzte reise anzutreten. fuer mich ist sterben und der tod mittlerweile auch was ganz normales und natuerliches. am schlimmsten ist es halt wenn es ganz unerwartet passiert, wie ein unfall. bei einem alten menschen oder bei einem menschen der z.b. an krebs erkrankt ist kann man sich ja vorbereiten...obwohls immer schwer ist wen zu verlieren. bins chon ganz gespannt auf eure meinungen und gedanken zu diesem thema. liebe gruesse aus south dakota lakotagirl


bobfahrer

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Antwort auf Beitrag von lakotagirl

Nix Tabuthema, einigermaßen Kindgerecht halt, aber direkt.


Häsle

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Antwort auf Beitrag von bobfahrer

Wir versuchen auch, einigermaßen kindgerecht und direkt damit umzugehen. Aber es ist schon schwierig, die "richtige" Linie zu finden. Für meine fünfjährige Tochter sitzen tote Menschen (und auch Tiere) auf einer Wolke im Himmel. Irgendwie auch nicht ganz passend, aber das war die einfachste Erklärung, nachdem Omas Katze überfahren wurde, als meine Tochter ca. zwei Jahre alt war (das ist ja auch die Erklärung, die ich selbst als Kind gehört hatte). Seitdem ist sie davon überzeugt. Sie weiß, dass der Körper begraben wird (das macht sie auch mit jedem toten Schmetterling), und dass die Seele in den Himmel fliegt und uns von oben zuschaut. Sie stellt immer mal wieder Fragen, warum jemand sterben musste (traurigerweise zwei Mütter aus ihrer Kindergartengruppe, und mein Cousin), und auch, wenn sie in den Nachrichten etwas aufgeschnappt hat. Und auch das versuche ich, einigermaßen kindgerecht und direkt zu beantworten. Sie fragt in dem Zusammenhang auch oft, warum Gott die Leute nicht beschützt etc., da merkt man den Einfluss des katholischen Kindergartens. Ich war bisher nur auf einer Beerdigung mit offenem Sarg und fand es ganz furchtbar, weil die Tote nicht mehr wie sie selbst ausgesehen hat. Ich mag und brauche das nicht.


Mitglied inaktiv

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ich habe bisher zwei Tote im geöffneten sarg gesehen und das hat mir gereicht :( Die erste Erfahrung war meine damalige Freundin, die an einem zuckerschock gestorben ist mit 9 jahren. ich wollte unbedingt an ihren sarg, wußte aber bis da nicht, daß sie einen glasdeckel draufgetan haben. so wie bei schneewittchen :( ich hab alexandra dann nochmal sehen dürfen und es war für mich ein schock. sie sah nicht mehr aus wie ein 9 jähriges mädchen... sie war geschminkt, rote lippen, rote fingernägel (weiß nicht ob die mutter das so wollte) und das machte sie so schaufensterpuppenartig. die zweite begegnung mit einem Toten hatte ich 1996 als der opa meines mannes starb. die aussegnung fand am offenen sarg statt. ich bin da rein, sah ihn da liegen und bekam total weiche knie. ich war kurz vorm umkippen. alle gingen zu ihm und haben ihn nochmal gestreichelt, geküsst, ihm dinge in den sarg gelegt, aber ich konnte es nicht. ich hatte in mir eine art blockade, die ich nicht überwinden konnte. seitdem hab ich mir geschworen, nie wieder an einen offenen sarg zu gehen. die Toten sehen so unwirklich aus, so wie wachsfiguren :(


Mitglied inaktiv

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Antwort auf Beitrag von lakotagirl

Ganz ehrlich: Ich finde Deine Methode, dem Kind zu sagen, daß Oma "schläft", ebenfalls sehr "tabuisierend" - und schrecklich. Tabuisierend, weil die Realität umschrieben wird. Schrecklich, weil das im Kind Angst vor dem Schlafen erzeugen kann. Ich habe solche Euphemismen nie verwendet. Ich befand es nie für nötig. Ich kann auch keine konkrete Ansicht abgeben zum "mitteleuropäischen" Umgang mit dem Tod, weil ich das als extrem unterschiedlich empfinde. Ich kenne hier alles - vom peinlichem Umschreiben den Kindern gegenüber, bis zu einem sehr direkten und unverfälschten Umgang. Die Geschichte mit dem "Wake" kenne ich übrigens generell von den USA. das ist nicht auf die Lakota beschränkt. Das macht man auch in der Familie meiner Tante - weißer gehobener Mittelstand an der Westküste, weit weg von Reservaten oder so. Auch in Süddeutschland war es bis vor wenigen Jahren üblich, den Toten aufzubahren - in ländlichen Gegenden im Grenzgebiet zwischen Deutschland und Österreich macht man das immer noch so. Der Vater von meinem Schwager - Großbauer in Niederbayern - wurde noch vor 5 Jahren 3 Tage in der Stube aufgebahrt. In den Städten ist das nicht mehr üblich - aber ich glaube, das hat vor allem Platzgründe. In einem 400qm-Bauernhof mit einer 50 qm großen "guten Stube", die zwei Mal im Jahr genutzt wird, weil man noch eine (ebenfalls riesige) "schlechte Stube" hat - da kann man das prima machen. Aber in meinem 20 qm großen kombinierten Wohn-Eß-Fernsehzimmer möchte ich das dann doch lieber nicht - auch wenn ich dem Brauch durchaus offen gegenüberstehe. In meiner Familie wurde in den letzten Jahren auch viel gestorben. Jede Beerdigung war anders - aber schön. Niemals wurde ein Kind angelogen oder mit Euphemismen wie "Oma schläft" ruhig gestellt. Man hält die Trauer des anderen - auch des Kindes - aus. Als mein Onkel starb - qualvoll, nach kurzem (6 Monate nach der Diagnose war er tot) aber langem (seine Qualen 6 Monate zu ertragen war unglaublich schwer) Leiden an Bauchspeicheldrüsenkrebs - war er zu Hause in seinem Ehebett, seine Frau lag neben ihm. Er war zum Sterben nach Hause gekommen. Er starb nachts, seine Frau schlief neben ihm und spürte, wie er ging. Sie hat die drei Kinder (waren damals zwischen 15 und 20) gerufen und sie haben bis zum Morgen zu fünft im Bett gelegen. Am Morgen haben sie den Arzt gerufen, der den Tod dann offiziell festgestellt hat. Mal abgesehen vom Bauchspeicheldrüsenkrebs: SO möchte ich sterben. Ich weiß nur nicht, ob meine Kinder das so aushalten können. Gruß, Elisabeth.


Mitglied inaktiv

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Fiel mir gerade ein, als ich Häsles Beitrag gelesen habe: Ich weiß ja nicht, wie das bei den Lakota ist - aber die aufgebahrten Toten. die ich bei meinen Bekannten und Verwandten in USA erlebt habe, waren immer sehr stark "hergerichtet" - oft hätte man sie sonst wirklich nicht öffentlich präsentieren können. Das ist verständlich, aber von einem "natürlichen" Umgang mit dem Tod spricht das nicht. Dann lieber lassen, wie er ist, und den Sargdeckel zumachen.


Häsle

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Genau, so war das bei der o.g. Beerdigung auch. Nicht schön, und auch nicht natürlich. Ich sehe beruflich oft Leichen, und die sehen halt aufgrund der fehlenden Muskelspannung nicht mehr aus wie vor ihrem Tod. Aber lange nicht so schlimm, wie wenn sie nachher noch hergerichtet werden.


Fröschli

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Wir hatten leider auch schon viele Todesfälle und gehen ganz natürlich mit dem Thema um. Die Kinder hätten Oma von uns aus sehen dürfen, allerdings hat uns der Bestatter abgeraten, er hat uns auch nicht nochmal schauen lassen. Omas Körper war von der Krankheit gezeichnet, kurz nachdem sie gestorben war, sah sie sehr friedlich, entspannt,... naja, einfach wie sie aus, wir waren da. Nachmittags war das wohl schon anders und mein Bruder (weite Anfahrt) war völlig verstört von ihrem Anblick. Zur Beerdigung durften die Kinder mit. Die Kinder in unserer Familie gehen sehr natürlich mit dem Thema um, für andere oftmals ein Grund zum Schlucken. Es gab zB folgendes gespräch: N: Omas Körper verschimmelt jetzt A: Nein, der verwest N: ok, aber das ist so ähnlich A: Stimmt, nur die Knochen bleiben über N: Cool, welchen nimmst du? Oder während der Beerdigung (sehr laut): N: Ist Oma ausgelaufen? M: Ausgelaufen? N: Oder gewachsen beim Tod sein? M: Wie kommst du darauf? N: Die Kiste ist viel zu groß, da verläuft sie sich ja drin. Oma war nur 150cm groß und wog zum Schluss 35kg, war also nicht so weit hergeholt. Es gibt ein wunderschönes Lied von Unmada "Oben im Himmel", in diesem Lied stehen die Kinder abends im Garten und reden mit Oma, erinnern sich,... Das haben wir übernommen. Mittlerweile erzählt er Oma auch im Bett vom Tag. LG Becky


Sakra

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meine erste leiche sah ich vor 5 wochen und das war für mich der blanke horror. diese bilder haben mich eine woche jede sekunde verfolgt, denn es war nicht mehr die oma , wie sie gelebt hat und wie wir sie in erinnerung hatten.sie war regelrecht entstellt durch den todeskampf. meine mutter hatte auch beruflich mit vielen toten zu tun und sie sagte, es war die schlimmste leiche die sie je gesehen hat. ich bin auch dafür, dass der sarg zu bleibt! ansonsten wird bei uns mit dem thema tod sehr offen umgegangen und junior war mit 5 das erste mal auf einer beisetzung. er hat allerdings vorher hautnah die langen krankheiten mitbekommen und für ihn ist das thema völlig normal. man muss es nur kindgerecht und auf das jeweilige alter des kindes angepasst erklären.


Mitglied inaktiv

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Antwort auf Beitrag von Fröschli

Das hat Fumi auch lange gemacht, etwa in dem Alter. Lustigerweise sprach sie immer mit MEINEM Opa, der aber schon vor ihrer Geburt verstorben war. (Das fand ich manchmal richtig gruselig: Mein Opa starb etwa einen Monat, bevor ich mit Fumi schwanger wurde. Fumi hat nicht nur lange immer wieder mit ihm gesprochen, sie hat auch - da war sie im Kindergartenalter - immer wieder erzählt, wie sie bei Gott im Himmel war, vor ihrer Geburt, und dann kam der Georg-Opa und hat ihr gesagt, daß er immer auf sie aufpassen würde. Und sie war fest überzeugt, daß der Abendstern früher der Opa war. Also stand sie abends am Fenster und schaute nach dem Stern, um Opa gute Nacht zu sagen.)


lakotagirl

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naja das mit dem schlafen habe ich damals meinem sohn so gesagt als er es noch nicht so verstanden hat. er sieht ja durch seine haende, ohren und durch geruch. nun weiss er dass wir in die spiritworld gehn wenn wir sterben. manchmal ist freddy in seinem zimmer und spricht mit jemandem oder er fangt ploetzlich ganz laut zum lachen an wie wenn ihn wer kitzeln wuerde. dann weiss ich dass einer seiner grosseltern auf besuch ist und mit ihm spielt. manchmal fragt er ja auch nach seiner oma, und dann sag ich ihm wir koennen oma auf dem friedhof besuchen. das wegen dem herrichten, da hast recht. die tun den koerper ja einbalsamieren....nennen das embalming....hier in den usa. warum die das machen weiss ich auch nicht.


TinaDA35

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Antwort auf Beitrag von lakotagirl

Meine "erste" Leiche habe ich am 14.01.2011 gesehen. Es war mein Vater, er starb im Krankenhaus an Lungenkrebs. Er war erst 5 Minuten tot und sah aus, als würde er schlafen. Das Kinn war nach unten geklappt.... 3 Wochen später sah ich die 2. Leiche "meines Lebens". Es war der Vater einer Freundin. Er ist die Treppe heruntergefallen - überall Blut... aber ich fand es nicht so schlimm... Der Tod gehört zum Leben. Meine Kleine hat den Tod ihres Opas nicht so gut verkraftet. Sie weint immer noch sehr.


franziska1958

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Antwort auf Beitrag von TinaDA35

Auch ich habe schon viele verstorbene gesehen. Meine angehörigen sahen alle ausnahmslos friedlich aus und es war ein "schönes" abschiednehmen. Für mich gehört das verabschieden von einem toten dazu, damit ich es begreifen kann. Ich muss es mit eigenen sehen, damit ich es verstehe. Bei uns kommen die verstorbene "natürlich" in den Sarg - ungeschminkt und mit normaler bekleidung. So wie sie gelebt haben, auch mit eigenem bettzeug. Den kindern haben wir immer die wahrheit gesagt - kindgerecht. Das mit dem verwesen war auch bei uns immer ein grosses thema und da finde ich immer den vergleich gut, dass wir ganz aus einer ganz kleinen zelle geboren sind und wieder zu einem ganz kleinen stück erde werden. Franziska


BM 123

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Antwort auf Beitrag von franziska1958

Mir selber geht es am besten wenn ich den Toten nochmal sehen kann. Am offenen Sarg so kann ich es am besten begreifen. Wenn ich den Toten ansehe dann sehe und spür ich das der Mensch den ich gekannt habe nicht mehr da ist. Das hier nur ein Körper vor mir liegt und das was den Menschen darin ausgemacht hat schon weg ist. Wohin auch immer, das ist nun Glaubenssache. Ich hab bisher nur friedliche Tote gesehen. Vor 4 Wochen hab ich einen Kollegen von mir tot aufgefunden,schon beim hinlaufen hab ich gesehen (trotz dunkelheit) und auch gespürt das nichts lebendiges mehr da ist. Gar nicht umgehen konnte ich mit dem Tod meines Ex- Freundes . Da war nur die Aussegnung öffentlich und der Sarg dabei zu. Danach kommt der Sarg ja gleich weg ins Krematorium. Diese Art und Weise macht mir das begreifen und verabschieden unheimlich schwer. Meine Kinder haben noch keine eigene Erfahrung mit dem Tod gemacht. Nur auf Fragen geantwortet,das ich nicht genau weiß was danach kommt und jeder sich sein eigenes Bild macht. Das es aber mit Sicherheit mehr Dinge gibt auf Erden als man sieht, es aber niemand genau weiß Aber nichts von Himmel und Wolken sitzen usw.


lakotagirl

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Antwort auf Beitrag von BM 123

@ BM 123 und Franziska, das hat mir damals gefehlt, als meine oma gestorben ist, das sich verabschieden koennen.....ich habs erst erfahren dass sie gestorben ist als sie schon unter der erde war. da hab ich lang gebraucht es zu verkraften. hier in den usa, zumindest bei den native americans, ist es ueblich dass pallbearers (sargtraeger) ernannt werden.....meist maennliche verwandte oder enge freunde. die tragen dann den sarg zum auto und dann zum grab es sind auch die sargtraeger die den sarg ins grab runterlassen, dann wechseln sich alle maennlichen verwandten damit ab das grab zu zu schaufeln. liebe gruesse aus south dakota


Mitglied inaktiv

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Antwort auf Beitrag von lakotagirl

ich würde ziemlich gern mehr von Dir lernen ;-)


lakotagirl

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@steffi528 was willst denn wissen? bist du zufaellig auf facebook? liebe gruesse aus south dakota


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Antwort auf Beitrag von lakotagirl

Ich möchte eine Menge wissen, lol PN, Du bist ja nicht soooo oft hier