Maca
ob ich total falsch wahrnehme oder ob es tatsächlich allgemein und in der Berichterstattung verhaltenes Verständnis für die “Gelbwesten-Proteste“ gibt? Mind. 260 Verletzte und materielle Schäden, die kaum zu beziffern sind; Hm, als bei G20 die Wut der Jugend offenbar wurde, entstand eine einheitliche Front der Bürgerlichen gegen das Böse in Form autonomer Aktivisten. Einige, die sich damals (vermutlich) gerne die Todesstrafe zurückgewünscht hätten, höre ich heute recht verständnisvoll über die Proteste in Frankreich berichten. Ich verstehe das einfach nicht. Kann mir mal einer erklären, warum es keine geschlossene Front der Abscheu und Maximal-Verurteilung wie damals nach G20 gibt?
Das habe ich mich auch gefragt. Meine Interpretation:,es ist ein Protest der nichts mit dem üblichen rechts links Schema zu tun hat. Es geht gegen zu hohe Abgaben/Preise Rechte Ausschreitungen v.A.in Deutschland-da würden die Medien komplett Amok laufen. Linke Ausschreitungen-ein wenig weniger schlimm. Aber dennoch.... Aber die Gelbwesten agieren hauptsächlich in Frankreich. Das empört uns hier weniger. Und es sind Gründe man verstehen kann. Weder rechts noch links. Nicht falsch verstehen,ich finde diese Gewalt abartig! Ich versuche es zu erklären.
“Nicht falsch verstehen,ich finde diese Gewalt abartig!“ Ja, ich auch. Und dennoch kann ich sie nachvollziehen, sie mir erklären. Es ist die Wut der Ohnmacht und der Angst vor gestohlenen Perspektiven und deren Folgen. Ähnlich wie beim G20-Protest, nur ging es damals um die gesamte Welt, nicht nur um die eigene Nation.
Die breite Masse der Gelbwesten lehnt Gewalt ab. Heute hat sich die erste Polizeigewerkschaft unbefristet den Gelbwesten angeschlossen.
Genauso ist es. Wie fast immer ist es nur ein kleiner Teil, der randaliert. Und ganz ehrlich? Ich wünsche mir manchmal, dass die Deutschen diese Protestkultur von den Franzosen übernehmen würden. Damit meine ich natürlich nicht die Chaoten aber ein Volk was deutlich zeigt, was es möchte oder eben auch nicht möchte. Auch hier in Deutschland ist kaum noch jemand zufrieden mir der Regierung, aber es passiert außer Gemeckere genau GAR NICHTS.
Interessant, deine Ansichten. Die G20-Randalierer waren dann aber auch starke und taffe Demonstranten gegen die Ausbeutung durch die Eliten ( explizit auch global gesehen), dem stimmst du dann doch zu, oder? Deren Proteste wurden jedoch so gar nicht positiv bewertet. Warum? .
Ich meine natürlich nicht die Randalierer, sondern alle, die damals friedlich/ provokant mitdemonstriert haben. Seinerzeit fehlte die Differenzierung, die nun sofort kommt, komplett.
Weil man der Masse der Gelbwesten glaubt dass sie Gewalt ablehnen. Dem Großteil der G20-Protestierer glaubt man es hingegen nicht.
https://www.tagesschau.de/ausland/gelbwesten-faq-101.html
Wer sich zu Chaoten und Randalierern gesellt und diese nicht von ihrem Tun abhält, macht sich mit deren Handlungen gemein. Dieses Argument gilt wohl nicht, wenn ein sich ein wenig Xenophobie dazumischt, wie ich belustigt innerhalb des Welt-Kommentarbereiches feststellen konnte.
"Wer sich zu Chaoten und Randalierern gesellt und diese nicht von ihrem Tun abhält, macht sich mit deren Handlungen gemein." interessante These. Um Umkehrschluss würde das heißen, dass Ranalierer, die sich einer friedlichen Demo anschließen und da Krawall machen sich im Grunde ja auch mit deren Handlungen gemein machen. So theoretisch. Zumindest wird das denen unterstellt, die auf einer Demo auf der auch Randalierer sind, friedlich demonstrieren. Oder müssen dann die Friedlichen alle nach Hause gehen, damit sie nicht automatisch zu Randalierern werden sobald daneben jemand krawall macht? Oder müssen sie die Randalierer körperlich von der Randale abhalten? Ich dachte das wäre Aufgabe der Polizei. Aber so könnt man friedliche Demos natürlich auch sprengen. Da bräuchte man in Zukunft für unbequeme friedliche Demos nur eine offizielle, staatliche Krawallgruppe, dann hat man die Demo gleich aufgelöst, weil alle anständigen Leute dann heim gehen. Wär im Hambacher Forst echt praktisch gewesen! Oder bei den Demos bei den Castor-Transporten... Gilt es eigentlich schon als offizielle staatliche Krawallgruppe, wenn ein paar Polizisten die sich nicht im Griff haben mit Schlagstöcken friedliche Demonstranten von den Gleisen prügeln? Oder braucht es da mehr als ein paar, also eine organisierte Krawallmehrheit. Zumindest punktuell, die kann ja wandern. Ich lehne jede Form von Gewalt ab, aber das kann auch nicht die Lösung sein: Dass alle friedlichen Demonstranten nicht mehr demonstrieren können, weil es überall ein paar Randalierer gibt. Örtlich abgrenzen, JA (soweit möglich, die Demorouten sind ja meist festgelegt), politisch abgrenzen, AUCH JA, aber bestimmt nicht Heim gehen. LG Inge
Inge, du sprichst mir aus der Seele. Ja, leider gesellen sich zu den meisten Protesten mittlerweile irgendwelche Chaoten dazu. Das ist schlimm und sollte verhindert werden. Aber den friedlichen Demonstranten eine Demonstration deshalb zu verweigern, beschneidet meine Erachtens die Meinungsfreiheit. Und wenn sich eine so große Zahl von Demonstranten zusammenfindet, stimmt etwas in einem Land nicht. Und ich finde es toll, dass die Bürger, das Volk, das so offen zeigen können und sich für Besserungen einsetzen. Und ja, ich bleibe dabei: Ich würde mir wünschen, dass diese Protest- (nicht Streit-!) Kultur in Deutschland etwas ausgeprägter wäre. Denn auch hier geht die Schere immer weiter auseinander, steigt die Kinderarmut extrem an, ist der Miindestlohn sogar noch niedriger als in Frankreich, reichen die Renten kaum noch zum Leben, brauchen viele Menschen mehrere Jos um über die Runden zu kommen, während die Elite des Landes auf dem Geld sitzt. So etwas kann auf Dauer nicht gutgehen....
In linken Kreisen ist die Solidarität mit dem sogenannten schwarzen Block und der Antifa weit verbreitet. Dagegen hängen sich in Frankreich Randalierer und Gewalttäter nur an die legitimen Bürgerproteste mit an.
Die G20-Proteste waren auch legitime Bürgerproteste die irgendwelche Volltrottel ausgenutzt haben. Wo ist der Unterschied?
LG Inge
Also du vergleichst da schon 2 Situationen, die völlig unterschiedlich sind: beim G 20 Gipfel in Hamburg sind Randalierer aus ganz Europa angereist, nur um fremdes Eigentum zu zerstören. Bei den Proteste gegen die Regierung Macron ging massive Gewalt gegen anfangs friedliche Demonstranten von eben dieser Regierung aus: und zwar schon seit Monaten (Leibwächter Affäre). Und die Filme der letzten Wochen, in denen die Polizei Menschen niederknüppelt, die sichtbar nur passiven Widerstand leisten haben zu den desaströsen Umfragewerten Macrons geführt und dazu, dass sich einige Polizeigewerkschaften den Gelbwesten angeschlossen haben.
Exactement.
Da kann ich mir meinen Beitrag sparen und gebe Lauch ein like.
Die Gewerkschaften der Rettungssanitäter haben sich den Protesten auch angeschlossen.
...und es ist erwiesen (auch wenn nicht darüber berichtet wird), dass gezielt von ein paar idioten genau diese zerstörungen und blinde gewalt praktiziert wird, um die gesamte bewegung als krawalltruppe dastehen zu lassen.
“Französische Medien schreiben unter Berufung auf Quellen aus dem Innenministerium und der Justiz, dass sich bekannte Gruppen aus dem rechtsextremen wie dem linksextremen Spektrum unter die «gilets jaunes» gemischt hätten. Leute, die Erfahrung im Strassenkampf hätten und den Behörden bekannt seien. Fest steht: Vor den Richtern stehen sie an diesem Tag nicht.” https://www.nzz.ch/international/krawallmacher-und-unschuldslaemmer-wer-hat-eigentlich-gewuetet-in-paris-ld.1441969?mktcid=nled&mktcval=107&kid=_2018-12-6
Ganz generell habe ich nicht wirklich viel Verständnis für diese Art des Protests. Interessant finde ich, dass sich anscheinend viele in Deutschland ähnlich Proteste wünschen - dabei kann man die beiden Länder wirklich gar nicht miteinander vergleichen. Die politische Struktur ist völlig anders, wir haben in Deutschland ein anderes Wahlsystem, was von vornherein auf Kompromisse und Dialog ausgelegt ist. Das fehlt in Frankreich. Ein anderes großes Problem Frankreichs ist der Zentralismus, außerhalb von Paris und Lyon gibt es beispielsweise kaum Industrie, die Provinz ist da wirklich völlig abgehängt. Das ist in Deutschland, selbst in infrastrukturschwachen Gebieten, ganz anders. Man sollte nicht so oft auf unseren Föderalismus schimpfen, sondern sich öfter mal vor Augen führen, welche Vorteile er mit sich bringt. Ähnliche Probleme wie Frankreich hat übrigens auch Großbritannien, daher rührt wohl auch der Brexit....