Mitglied inaktiv
Am Wochenende kam es in Frankreich zu schweren Ausschreitungen. In einigen Medien ist von "Gewaltexessen "die Rede. Gründe sind hohe Spritpreise. Desweiteren wird verlangt,Steuern zu senken,so wie den Mindestlohn anzuheben (der übrigens höher ist als in Deutschland) Es ist ja legitim zu demonstrieren,ich freue mich immer über Menschen die nicht so extrem obrigkeitstreu sind wie wir,allerdings geht das nur ohne Gewalt. Ich bin erstaunt was bei unserem Nachbarn gerade abgeht. Ich dachte Macron sei der neue "Messias " Anscheinend ist die französische Gesellschaft sehr stark gespalten. Wenn ich es richtig verstanden habe will keiner der Vertreter der Gelbwesten mit Macron verhandeln. Es werden Neuwahlen gefordert. Gleichzeitig gibt es die Überlegung den Ausnahmezustand auszurufen. Das ist krass. Mir war gar nicht bewusst wie sehr es bei unserem Nachbarn rumort. Was die Spritpreise betrifft müssen die erhöht werden. Schon alleine wegen dem Klimawandel. Es geht nicht anders. Ich habe gelesen dass es in Frankreich,eigentlich wie in Deutschland auch,viele Menschen gibt,die von einem Job alleine nicht mehr leben l Können.Es gibt auch keinen guten Nahverkehr. Die Leute hetzen von einem Job zum anderen um gerade mal knapp am Existenzminimum zu knabbern. Es ist bitter. Es muss Einschnitte geben. Die Armen 6trifft das immer am härtesten. Aber diese Gewalt bringt überhaupt nichts. Was denken die sich?
Ich bin auch geschockt! Habe gestern Abend mit meiner Schwägerin in Südfrankreich gesprochen. Die Situation ist wirklich ernst und sie empfindet das ganze schon als eine Art Bürgerkrieg. Große Geschäfte werden kaum mit frischen Lebensmitteln beliefert und man wird daran gehindert mit dem Auto in die nächste Stadt zu fahren um einzukaufen. Es stehen Straßensperren und man wird genötigt auszusteigen. Ich hatte von den Demonstrationen in Paris gehört und gesehen,wusste aber nicht dass es z.b. in Avignon ähnlich ist.
Das ist der Unterschied zwischen staatlich kanalisierten Demogenehmigungen in Deutschland und echten Bürgerprotesten.
Macron hat inzwischen den schlechtesten Ruf aller bisherigen Präsidenten in Frankreich. Seine Partei bekommt keine 20% mehr. Die ehemaligen Bündnispartner wollen auch nichts mehr mit ihm zu tun haben. In Frankreich ist eine gewisse Gewalttätigkeit bei Demos Normalität. Die Gelbwesten können ihn vielleicht sogar stürzen.
Auslöser waren die hohen Spritpreise, generell geht es um die zu hohen Lebenserhaltungskosten.
Vermummte haben Pflastersteine geschmissen und sind maßgeblich an der Gewalt beteiligt, wenn nicht gar die Verursacher. Es sind immer die selben Idioten, die friedliche Proteste sprengen, wie auch in Chemnitz. Und genau auf diese stürzen sich dann die Öffentlich - Rechtlichen. Aber ist doch schön, dass nun auch mal berichtet wird, letztes WE kam ja noch nichts.
ich bin Französin und komme von einem großen Dorf. die nächste Bushaltestelle ist 10km weit weg im Mitte der Feld, ie. am rand einer Straße ohne Beleuchtung oder Fußweg. es fährt ein Bus jede zweite Stunde. und ist eine Linie mit hohen Frequenzen. das ist das Bus für lycée (obere Stufe). für nicht Schüler ist ein Ticket sehr teuer. Schulbus gibt es für das College (Mittel Stufe) zwei mal am Tag. Grundschule gab es noch eine. Apotheke, Arzt, Einkauf, Metzger ... ohne Auto geht es nicht. und das ist eine Teil von Frankreich, die stark besiedelt ist. die Bevölkerung Verteilung ist ganz anders als in Deutschland. die Löhne sind niedriger als in Deutschland. und mit einem normalen Lohn (auch Grundschule Lehrer) kann du seit fünfzig Jahre keine Familie ernähren. es ist halt anders
Natürlich bringt diese Gewalt etwas! In Frankreich sind immer wieder Präsidenten vor den Demonstrationen, die in Frankreich generell wohl etwas anders sind als hier, eingeknickt. Macron hat die Gewerkschaften entmachtet, die bisher noch die Forderungen kanalisieren konnten. Jetzt alles sehr unkontrolliert und widersprüchlich. Das kann Macron sein Amt kosten. Die Spritpreise sind eigentlich nur das Tüpfelchen auf dem i. Frankreich hat riesige Probleme. Ich warte nur darauf, dass die Vororte wieder brennen und nicht nur ein paar Autos.
Diese Gewalt wird vermutlich nur in geringem Umfang, wenn überhaupt, von den protestierenden Gelbwesten ausgehen. Es sind gewaltbereite Vermummte wohl aus dem linken und rechten Lager und aus den Banlieus, die hier Frankreich in Brand stecken. Typisch, dass es bei uns in Deutschland so rüberkommt, als seien die ursprünglichen Demonstranten die brutalen Übeltäter. Mein Mann - frankophil, Frankreichurlauber, französische Presse lesend - meint übrigens seit Jahren, wir müssten nur nach Frankreich schauen um zu sehen, wie es auch in Deutschland kommen wird: Migrantenghettos, Straßenschlachten und zunehmende Gewalt in den Banlieus, islamistische Terroranschläge, Militärpräsenz und Absperrungen überall im Öffentlichen Raum, Spaltung zwischen den Reichen und der Mittelschicht, zunehmender öffentlicher Protest der ausgesaugten steuerzahlenden Masse und sicher noch anderes, wenig Gutes.
Banlieue heißt es, la banlieue mit e....
Ja, neu ist es nicht, aber deshalb nicht minder schrecklich . Gute Bekannte berichteten schon vor etlichen Jahren von der ganz bösen, schwelenden Grundstimmung, immer ganz knapp kurz vor der Explosion. Sie wohnten in einem Vorort von Paris, und auf dem Weg zur Arbeit durch eines der ärmeren Viertel fuhr er nur mit verriegeltem Auto und versuchte möglichst nicht an zu halten.
Als ich noch in England lebte, musste unsere Firma entscheiden, ob sie die Produktion bei uns oder in Frankreich dicht machen sollte... Sie haben sich zu unserem Entsetzen recht schnell für uns entschieden, aus Angst vor den Maschinenstürmern - die zerlegen dir erst die gesamte Fabrik und fackeln sie dann ab, und das Häusle vom Chef gleich mit.
Und das war vor 13 Jahren!
Die Furcht begründete sich übrigens nicht auf irgendwelchen vermummten Scharfmachern, die sich gerne schlagen, sondern ganz explizit auf die eigenen Mitarbeiter - normale Arbeiter am Band (und deren Gewerkschaften).
Die sind, könnt ich mir vorstellen, heute noch mindestens ebenso scharf wie 2005.
LG
Natürlich sind es einige wenige die Gewalt ausüben. Die tun das aber sehr effektiv. Und gerade weil ich den Blick auf Frankreich habe,graut es mir vor Masseneinwanderung, da es wohl nicht möglich sein wird ,alle gut zu integrieren aufgrund fehlender Kapazitäten. Es wird Ghettos geben. Und wie das dann läuft,sehen wir in Frankreich. Es ist ja unser direkter Nachbar. Mir war aber wirklich nicht bewusst wie unbeliebt Macrons Politik ist. Gut. Er macht Politik für die Reichen. Ich bin mal gespannt wie das dort weiter geht.
Und wenn ich es mir nicht leisten kann wenn die Benzinpreise steigen? Da interessiert mich doch kein Klimawandel.
Ich mag mich ja irren... Aber die Argumente hörten sich beim G20 in Hamburg irgendwie ganz anderes an...
Benzinpreise müssen steigen?? Dann hören einfach die Leute, die auf dem Dorf wohnen und zur Arbeit pendeln müssen und keinen gescheiten ÖPNV haben, auf zu arbeiten, oder?
... oder sie ziehen in die Staedte wo sie sich aber die Mieten nicht leisten koennen. Bei uns fahren auch kaum Busse. Im Sommer sind die Zeiten an die Touristen angepasst und im Rest des Jahres an die Schueler. Mal in die Stadt zum Einkaufen fahren ist kaum moeglich, weil dann ein halber Tag drauf geht (mit dem Auto braucht man pro Strecke ca. 20 - 25 Minuten) da selten Busse fahren.
Ja, hier in der nächsten größeren Stadt sind die Mieten auch utopisch. Das kann sich längst nicht jeder leisten und ich würde es mir nicht leisten wollen. Zudem würde ich gar nicht mitten in der Stadt wohnen wollen. Außerdem muss ich einfach flexibel sein und das ist mit dem ÖPNV schlichtweg gar nicht in der Art möglich, wie ich es brauche.
Das ist halt das Problem. Die Rahmenbedingungen stimmen nicht,die Leute haben es eh schon schwer und dann werden sie durch höhere Preise bestraft. Was die Armen besonders hart trifft. Warum wird nicht in besseren Nahverkehr investiert?
Deswegen lebe ich zur Zeit sehr gerne in der Stadt, da ich komplett ohne Auto leben kann...das genieße ich
bei meiner Eltern gibt seit 50 Jahren kein vernünftiges Nahverkehr Dorf zu Stadt. es wurde nicht investiert. man muss auch berücksichtigen, dass es sehr viele kleine Dörfer gibt. du kannst keine Buslinie zwischen alle Dörfer bauen. und wenn du in einem Dorf wohnst und in zwei Dörfer (kleine Betrieb) weiter arbeitest, geht es auf dem Land einfach nicht ohne Auto.
Diese komischen Gelbwestenträger gibts übrigens auch in D, die sind aber eher ein bisschen arg unfreiwillig komisch bis peinlich. Aber gut, wenn man sonst nix zu tun hat.
Was soll daran peinlich sein? Die französische Politnudel ist doch schon eingeknickt vor den Aktivisten.