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Das CDU-Präsidiumsmitglied Friedbert Pflüger denkt laut über eine Jamaika-Koalition in Berlin nach. Das Bekenntnis zu einem Bündnis mit den Grünen fällt so deutlich aus wie noch bei keinem anderen Unionspolitiker - wird die Hauptstadt zum Laborversuch? ANZEIGE Berlin - Die junge CDU-Bundestagsabgeordnete ist angetan. Viele hätten Friedbert Pflüger bedauert, als er von der Bundes- in die Landespolitik gewechselt sei, erzählt sie. Nun aber das: Kürzlich die gemeinsame Berlin-Konferenz mit den Grünen und der FDP, das sei doch ein Signal. Die Abgeordnete, selbst zu Schwarz-Grün neigend, sagt: "Er macht seine Sache gut". DDP CDU-Präsidiumsmitglied Pflüger mit grünem Schlips: "Union und Grüne sind sich- trotz bleibender Gegensätze - heute so nah wie nie zuvor" Friedbert Pflüger, seit Ende November im Bundespräsidium der CDU, hat sich lange vorgetastet in Sachen Schwarz-Grün. Er hat in zahlreichen Interviews die Grünen gelobt, er hat ein Bekenntnis - auch auf SPIEGEL ONLINE - gegen den Bau neuer Atomkraftwerke und für regenerative Energien abgelegt, Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen im Streit um mehr Krippenplätze unterstützt. Er hat, zusammen mit den Berliner Fraktionschefs von FDP und Grünen, einen Kongress zur Zukunft Berlins abgehalten. Kurzum, Pflüger hat schwarz-grüne Lockerungsübungen veranstaltet wie kaum ein Unionspolitiker in jüngster Zeit. Es ist, als habe er Gefallen gefunden an seiner Rolle in Berlin, um die ihn viele in der Union nicht beneiden. Ausgerechnet der einst tief zerstrittenen Hauptstadt-CDU will Pflüger zumuten, was noch bis vor kurzem unmöglich schien: Schwarz-Gelb-Grün. In der jüngsten Ausgabe der Monatszeitschrift "Cicero" legt er geradezu ein Bekenntnis für eine solche "Jamaika"-Konstellation - angelehnt an die Flagge des karibischen Inselstaates - in der Bundeshauptstadt ab. "In einer Jamaika-Koalition wäre nichts leicht, aber alles spannend. Jamaika wäre ein permanenter Gärungsprozess, aus dem Zukunft entsteht", schwärmt er. Im Kern ist die Botschaft jedoch eine andere, mit der auch der Artikel überschrieben ist: "Schwarz-Grün für Berlin". Oder, wie es Pflüger schreibt: "Union und Grüne sind sich - trotz bleibender Gegensätze - heute so nah wie nie zuvor". Von Ohnesorg zur Versöhnung Pflüger schlägt den Bogen weit, vom Tod des Studenten Benno Ohnesorg 1967 in Berlin, der über die folgenden Studentenunruhen in eine Kulturrevolution mündete. "Was läge näher, als in Berlin 40 Jahre später wieder zusammenzufügen, was damals auseinandergedriftet ist", fragt sich Pflüger in seinem Aufsatz. Die Zeit sei reif, schreibt er, "um mit einem Brückenschlag zwischen Bürgertum und den von der Revolution entlassenen Kindern den Kulturbruch von damals aufzuheben". Große Worte sind das - Pflüger neigt, auch einst als Außenpolitiker im Bundestag und Gegenspieler von Joschka Fischer, gelegentlich zum Pathos. Denn die Wirklichkeit in der Hauptstadt ist von jener Versöhnung, die sich Pflüger erträumt, noch entfernt. Als jüngst die linksalternative "taz" eine Initiative startete, einen Teil der Kochstraße nach dem Studentenführer Rudi Dutschke zu benennen, kämpfte die örtliche CDU mit grimmigen Ernst dagegen und sammelte erfolgreich Unterschriften für eine Volksabstimmung. Pflüger sammelte demonstrativ mit. Am Ende gewannen die Dutschke-Befürworter, die mit den Grünen und der PDS im Bezirk tatkräftige Unterstützer gefunden hatten. Immerhin konnte sich die CDU damit trösten, mit einem ursprünglich urgrünem Instrument - der Volksabstimmung - ein Thema öffentlich besetzt zu haben. Es ist ein langsamer Annäherungsprozess, der sich da ankündigt, seit Friedbert Pflüger im vergangenen Jahr vom Posten des parlamentarischen Staatssekretärs im Bundesverteidigungsministerium und aus dem Bundestag in die Landespolitik wechselte. Die Wahl zum Abgeordnetenhaus glich noch einer persönlichen Demütigung, die CDU erreichte mit ihm als Spitzenkandidaten im September sogar 2,5 Prozent weniger als 2001. Doch Pflüger, der Mann aus Hannover, ließ sich nicht beirren, er wurde Fraktionschef, auch wenn sich manche seiner Unterstützer wünschten, er hätte gleich auch noch den Parteivorsitz von Ingo Schmitt angestrebt. Pflüger tat das nicht. Bislang hält die Zweiteilung Pflüger/Schmitt. Die Partei folgt bislang Pflügers Neuerungskurs. Schwarz-Grüne Realität Schwarz-Grün ist woanders längst Realität - etwa in Frankfurt am Main, wo das Bündnis seit rund einem halben Jahr regiert und die CDU-Bürgermeisterin Petra Roth stützt. Doch in Berlin, selbst an der Seite der FDP, wäre eine solche Konstellation noch immer eine kleine Sensation. Nicht nur, weil hier Bundespolitik gemacht wird, weil die einzige wirkliche Großstadt Deutschlands im Mittelpunkt des Medieninteresses steht und ein Regierender Bürgermeister bundesweit Beachtung findet. In kaum einer anderen Stadt standen sich die Lager so unversöhnlich gegenüber wie in der einstigen Frontstadt Westberlin - hier das Milieu der kleinen Angestellten und dem Restbestand des Berliner Bürgertums, geeint im Antikommunismus und in der Abneigung gegen alternative Lebensformen, dort die Hinzugezogenen aus Westdeutschland, meist Studenten, von denen viele im Milieu der Hausbesetzer groß wurden und eine eigene Parallelgesellschaft in Kreuzberg auslebten. Doch die Zeiten haben sich geändert, seitdem die Mauer gefallen ist und seitdem 2002 die alte CDU-Garde um Eberhard Diepgen und Klaus-Rüdiger Landowsky mit dem Bankenskandal endgültig abtrat. Man redet miteinander, sogar zum Fußballspiel trafen sich CDU und Grüne. Zwar hat sich Pflügers Partei noch nicht runderneuert, ist sie weniger bürgerlich als kleinbürgerlich. Den größten Nutzen zieht das Jamaika-Modell aus dem Schwächeln der Koalition aus SPD und PDS. Die Presse für den Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit ist seit Monaten schlecht. In der letzten Forsa-Umfrage kamen SPD und Linkspartei/PDS gemeinsam nur noch auf 39 Prozent - die Jamaika-Konstellation stieg auf 45 Prozent, vor allem dank des Zuwachses der Grünen. Sie kommen aktuell auf 17 Prozent, die CDU auf 20. So wird ein Bündnis aus CDU, Grünen und FDP immer mehr zu einer Option - und findet zunehmend Gefallen in der Presse. Die Berliner CDU-Modernisierung sei "bedeutsam für Bundesparteichefin Angela Merkel, falls die frustrierten Sozialdemokraten nach einer Exitstrategie aus dem Bündnis mit der Union suchen", schrieb jüngst der "Tagesspiegel". Berlin als Option für Merkel? In der Tat. Berlin wäre eine Möglichkeit für die CDU, die schwarz-grüne Variante zu testen - auch in Begleitung der FDP. Jene in der Bundes-CDU, die insgeheim seit längerem für einen Testlauf mit den Grünen sind, hatten einst gehofft, in Baden-Württemberg könnte es klappen. Doch Günther Oettinger, der kurzzeitig im vergangenen Jahr mit dieser Variante flirtete, verließ sich dann doch lieber auf die Liberalen. Vor der Bundestagswahl 2009 wird in fünf Ländern - Bremen, Bayern, Hessen, Hamburg und Niedersachsen - gewählt. In keinem Land, so sieht es derzeit aus, gibt es eine Möglichkeit, Schwarz-Grün durchzuführen - eine Konstellation, die im Herbst 2009 der Union jenseits der Großen Koalition eine Machtoption böte. Offen wird dies unter den Schwarz-Grün-Anhängern in der CDU analysiert und bedauert. Bereits im November, pünktlich zum Grünen-Bundesparteitag in Köln, lotete die Merkel-Vertraute Hildegard Müller die Gemeinsamkeiten von Schwarz-Grün in einem Artikel aus. "Auch die CSU gilt es davon zu überzeugen, dass ein schwarz-grünes Bündnis auf einer gemeinsamen Basis steht und das Land voranbringt", so die Staatsministerin im Kanzleramt. Vor diesem Hintergrund erscheine "eine erfolgreiche Allianz in einem Bundesland, vielleicht in einem Stadtstaat", als die richtige und notwendige Ausgangsbasis, um zu zeigen, ob das gemeinsame Fundament "auch eine Koalition im Bund trägt". Wer weiß - vielleicht könnte Pflüger eines Tages den Vorläufer geben, selbst in der Jamaika-Variante und viel früher als gedacht. Schließlich regiert der rot-rote Senat mit knapper Mehrheit. Ich hatte von jeher siehe auch meine Beiträge damals zur Wahl immer eine Jamaika -Variante für die beste fürs Land (Umwelt), Leute, Wirtschaft. lG JOhanna
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