Wie nächtliche Situation verbessern?

 Kristina Wrede Frage an Kristina Wrede Stillberaterin

Frage: Wie nächtliche Situation verbessern?

Liebes Stillteam, ich habe schon einige Beiträge auf dieser Seite über das Thema gelesen und trotzdem muss ich jetzt selbst meine Frage(n) loswerden, denn langsam bin ich am verzweifeln. Mein Sohn 11 1/2 Monate schläft eigentlich bis auf sehr wenige Ausnahmen (da dann mal 3-4 Stunden) schon immer nur sehr kurz am Stück. Nach monatelangem stündlichem Aufwachen, hat es sich jetzt auf ca. 1 1/2 - 2 Stunden eingependelt. Soweit habe ich mich auch damit abgefunden und komme damit klar. Was mich aber wirklich an den Rand meiner Kräfte bringt ist, dass er nun seit einiger Zeit nicht mehr wirklich weiterschläft. Er schläft zwar nach dem Stillen erstmal ein, ist dann aber nach einigen Minuten wieder schreiend wach. Ich versuche ihn dann so zu beruhigen, was zwar nicht protestlos geht, aber doch recht schnell wieder zum Schlafen führt, aber nach einigen Minuten wieder das Ganze von vorne. Wenn ich ihn wieder Stille ist es auch nicht anders. Das Ganze kann sich dann schonmal eine bis mehrer Stunden hin ziehen bis er dann wieder seine gewohnten 1 1/2 Stunden schläft. Danach bin ich hell wach und mit den Nerven am Ende. Wenn ich ihn mehrmals hintereinander stille, schmerzt das auch sehr, denn er drückt mich beim Nuckeln gleichzeitig weg, reißt sich von der Brust mehrmals los oder drückt beim Saugen seine Zähne gegen die Brust (auch neu Anlegen hilft nicht). Ich würde ihn wirklich gerne so lange Stillen wie er es braucht und erwarte sicher kein Durchschlafen. Ich frage mich nur woher es kommt, dass die Schlafenssituation wirklich nie besser, sondern immer nur noch schlimmer wird. Ob es doch Gewohnheit ist mit der Brust einzuschlafen und abgewöhnt werden sollte (wobei er abends nach dem Stillen meistens noch wach ist und dann ohne Brust mit streicheln etc. einschläft). Zumal es hier im Kinderarztforum und auch von etlichen anderen (Fach)Personen empfohlen wird, das Stillen vom Einschlafen zu trennen. Wie gesagt, das ist nicht unbedingt mein Ziel, aber ich weiß nicht ob ich das so im schlimmsten Fall noch Jahre durchhalten kann und leider weiss man ja nicht wie lange das dauert. Tut mir leid, dass der Text jetzt so lange geworden ist, aber ich musste das jetzt mal loswerden und hoffe auf ein paar aufbauende Worte . Vielen Dank schonmal und auch ein Lob an eure tolle Arbeit hier, das hat mich schon ein paar Mal wieder aufgebaut (aber jetzt bin ich grad in einem tiefen Tief :-( )

von bine1084 am 22.07.2016, 09:42



Antwort auf: Wie nächtliche Situation verbessern?

Liebe bine1084, ganz ehrlich: Jede von uns wäre mit den Nerven am Ende, wenn wir solch eine Situation leben würden wie du. Die Sache ist die, dass herausgefunden werden sollte, warum er generell so schlecht schläft. Warst du schon mal mit ihm beim Osteopathen, beim Homöopathen oder hast du mal nebenan bei Frau Dr. Benz nachgefragt? Dein Kleiner ist vielleicht kein typisches Schreibaby, aber so ganz "normal" klingt sein Schlafverhalten nun auch nicht und manchmal bekommt man dann doch den richtigen Hinweis an unerwarteter Stelle. Gleich auch vorweg: Lass dir nicht vorwerfen, es läge an dir, oder am Stillen. Das ist Quatsch, kein Mensch könnte dafür Beweise finden, doch es ist ein gern verwendetes Argument, weil ja offenbar ALLE Babys, die NICHT in den Schlaf gestillt werden, ganz wunderbare Schläfer sind und völlig unproblematisch die Nächte überstehen. (*zwinker*) Und natürlich stehen die Buchhandlungen nur deshalb voll Schlafbüchern, weil sich die Eltern all dieser wunderbar schlafenden Säuglinge informieren möchte, was stillende Mütter an Hilfestellung brauchen. (*nochmal zwinker*). Nein, ganz im Ernst. Es ist dein Kind, das irgendetwas hat, das es am besseren Schlafen hindert. Oft ist es einfach nur eine Frage der neurologischen Reife und dann verwächst es sich in der Regel auch wirklich irgendwann. Manchmal finden Experten einen Grund und können ihn beheben. Von hier aus haben wir kaum eine Chance zu sagen, was bei deinem Sohnemann los ist. Tatsächlich gibt es kaum etwas, was wir dir empfehlen können und was garantiert hilft. Ihr schlaft wohl schon gemeinsam, so dass er deine Nähe und Sicherheit hat. Du bist da, wenn er wach wird, und begleitest ihn in den Schlaf. DAS sind die Sachen, die meist gut helfen. Bei euch leider nicht, und dass du am Anschlag bist, dafür hat wohl jeder hier nur Verständnis. Bevor du nun das Risiko eingehst, dein Kind vor Verzweiflung zu schütteln oder an die Wand zu klatschen (entschuldige die Klarheit, aber auch das kann wohl jede Mutter nachvollziehen, deren Kind ihr die Nachtruhe konsequent und anhaltend raubt), könntest du probieren, ob es hilft, wenn jemand dich zumindest teilweise ablöst in der Nacht. Solange dein Sohnemann nicht allein in seinem Bettchen weinen muss, sondern jemand bei ihm ist, der ihm Trost und Sicherheit schenkt, kannst du auch in Kauf nehmen, dass er weint. Denn es geht ja darum, dass DU überlebst! Und schau, ob sich tagsüber jemand mal für 3 Stunden um ihn kümmern kann, damit du in der Zeit schlafen kannst. Warst du schon mal in einer Stillgruppe, wo du auf gleichgesinnte Mütter treffen kannst, die ähnliches durchgemacht haben wie du jetzt? Adressen von Stillberaterinnen findest Du im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). Versuche auf jeden Fall auch, die Gründe für seine Schlaflstörungen herauszufinden, damit ihr das Übel an der Wurzel selbst gelöst bekommt. LIeben Gruß, Kristina

von Kristina Wrede am 22.07.2016



Antwort auf: Wie nächtliche Situation verbessern?

Vielen Dak für Deine schnelle Antwort. Wir haben wirklich schon so einiges versucht, aber vielleicht probieren wir nochmal den Ostheopathen aus, vielleicht war damals noch nicht der richtige Zeitpunkt. Leider erhält man von vielen nur die Antwort, dass es am Stillen liegt, bzw. daran, dass er nicht alleine einschlafen gelernt hat, aber wie das ohne Schreiprogramme gehen sollte weiß ich nicht und das kommt für uns nicht in Frage. Zugegeben hab ich schon versucht mich nur an sein Bett zu setzen, doch selbst da weint er bitterlich und beruhigt sich kein bisschen. Ich konnte das nicht lange aushalten und kann mir auch nicht vorstellen, dass das der richtige Weg ist. Naja, vielleicht kommt doch bald ein Backenzahn raus und der Spuk ist vorbei und er schläft immerhin wieder 1-2 Stunden ohne die Mehrfachunterbrechungen dazwischen. Man gibt sich ja mit kleinen Erfolgen zufrieden. Vielen Dank nochmal und liebe Grüße

von bine1084 am 22.07.2016, 18:32



Antwort auf: Wie nächtliche Situation verbessern?

Liebe bine, ich weiß wie das ist: Diese Kritik von außen kann total mürbe machen. Was, wenn sie doch recht haben? Auch ich habe meine erste Tochter mal Weinen lassen, weil ich dachte, dass es doch nicht stimmen kann dass alle anderen Unrecht haben. Was soll ich sagen: Es war ein Fehler. Wie sollen die Kleinen sich uns anvertrauen, sich von uns leiten lassen, wenn wir ihre Bedürfnisse so unterdrücken? Und nur aus Unsicherheit und Angst vor Kritik... Liebevolles Begleiten führt im Gegensatz dazu zu einer ganz anderen Beziehung - lebenslang!! Wenn wieder einmal ein Experte dir nahelegt, dass es am Stillen liegt, dann frage um Beweise. Welche Studie hat das gezeigt? Welche Untersuchungen dazu gibt es? Es ist nämlich wirklich leicht zu sagen: "Sie machen das falsch mit dem Stillen" als zuzugeben, dass es möglicherweise ein Problem gibt, das man schlicht und ergreifend nicht identifizieren und somit auch nicht lösen kann. Kennst du "Das 24-Stunden-Baby" von William Sears? Er hatte auch eines (unter 7 oder 8 Kindern), das extrem anhänglich und sehr betreuungsintensiv war. Und hat gelernt, damit umzugehen und es zu akzeptieren statt zu verbiegen. Heute ist das Kind eine starke erwachsene Frau, die ihren Weg gefunden hat und glücklich ist - und der Welt ihre Kunst schenkt. Ist das nicht ein lohnendes Ergebnis? Statt gebrochene Seelen, die dann die psychiatrischen Praxen füllen... Mag extrem klingen, läuft aber leider tatsächlich oft darauf hinaus, Jahrzehnte später.... Lieben Gruß, Kristina

von Kristina Wrede am 23.07.2016