Frage: stillen bei Epilepsie

Hallo Frau Welter, ich habe eine gut eingestellte Epilepsie mit 2 versch. Medikamenten. Ich bin jetzt Ende 8.Monat schwanger und mich beschäftigt die Frage stillen ja oder nein? Meine große Tochter durfte ich damals nicht stillen,aber mein behandeltender Neurologe sagt,dass nach heutigen wissenschaftl. Erkenntnissen es möglich wäre, solange es dem Kind gut geht da es die Medikamente in stärkerer Konzentration ja jetzt auch schon im Mutterleib bekommt. Was meinen Sie. Habe etwas Angst vor den hormonellen Schwankungen oder doch lieber gleich Flaschennahrung? Der FA sagt das entscheidet der Kinderarzt Vielen Dank Nanni82

Mitglied inaktiv - 01.10.2014, 10:37



Antwort auf: stillen bei Epilepsie

Liebe Nanni82, auch Epileptikerinnen können stillen, das Stillen bietet sowohl für die Mutter als auch das Kind auch in dieser Situation Vorteile. Sehr viele Menschen, die an Epilepsie leiden, können durch Medikamente ein anfallsfreies Leben führen, leider nicht alle. Durch die Hormonveränderungen der Schwangerschaft kann (nicht muss) es zudem zu Veränderungen auch im Krankheitsbild der Epilepsie kommen. Daher sollte eine Epileptikerin einige Vorbereitungen treffen, die Sicherheit des Babys für den Fall, dass die Mutter einen Anfall erleidet, gewährleisten. Diese Sicherheitsmaßnahmen gelten nicht nur für stillende Frauen, sondern auch für nicht stillende Mütter: • Die Mutter sollte, wenn vorhanden, in einem großen, weichen Sessel stillen. Sollte es zu einem plötzlichen Anfall kommen, trägt die Polsterung dazu bei, die Mutter in dem Sessel zu halten und das Baby zu schützen. • Stillt die Mutter in einem Schaukelstuhl oder einem anderen Stuhl, dessen Armlehnen nicht gepolstert sind, sollte sie die Lehnen polstern lassen. Eine Möglichkeit wäre, zwei dick gefaltete Handtücher um jede Armlehne zu wickeln und sie anzuheften, damit sie an Ort und Stelle bleiben. Dadurch entsteht ein Kissen für den Kopf des Babys und eine Polsterung für den Fall eines Anfalls. Zusätzliche Kissen können dabei helfen, Prellungen bei der Mutter zu vermeiden. • Stillt die Mutter in aufrecht sitzender Haltung, sollte sie ihre Füße durch einen kleinen Schemel höher stellen. Bei erhöht stehenden Beinen würde das Baby bei einem Anfall in ihren Schoß rollen. • Möchte die Mutter mit ihrem Baby zusammen schlafen, kann sie Bettgitter und Kissen zum Polstern benutzen. Auf einer Decke auf dem Boden zu liegen bietet ebenfalls Sicherheit für Mutter und Baby. • In jedem Stockwerk des Hauses sollte ein Laufstall oder ein (Reise)Bett aufgestellt werden. Spürt die Mutter, dass es zu einem Anfall kommt, kann sie ihr Baby an einem sicheren Platz ablegen. • Sobald das Baby krabbelt oder ins Kleinkindalter kommt, sollten an Treppen und Eingängen Gitter angebracht werden, so dass das Kind bei einem Anfall in einer sicheren Umgebung bleibt. • Wenn die Mutter mit dem Baby ausgeht, sollte sie einen Aufkleber oder einen Anhänger am Kinderwagen oder Buggy anbringen, mit einer Erklärung, dass sie unter Epilepsie leidet, und den Namen des Babys und einer Verwandten oder Freundin nennen, die erreichbar sind, um bei der Versorgung des Babys zu helfen. In Bezug auf die notwendigen Medikamente, sollten Sie mit Ihrer behandelnden Ärztin/arzt sprechen, da es durchaus stillverträgliche Möglichkeiten gibt. Damit sich Ihre Ärztin/Arzt über die neuesten Erfahrungen und Studien informieren kann, sollte sie sich an die Beratungsstelle für Vergiftungserscheinungen und Embryonaltoxikologie in Berlin Tel.: 030 306 867 11 wenden. Das Team um Dr. Schaefer verfügt immer über die neuesten Informationen zu Medikamentenfragen in Schwangerschaft und Stillzeit. Ihnen selbst möchte ich ans Herz legen, sich baldmöglichst gut über das Stillen und die grundlegenden Dinge wie korrektes Anlegen und Ansaugen, das Prinzip von Angebot und Nachfrage, Stillen nach Bedarf usw. informieren. Hierzu bietet sich neben dem Lesen der entsprechenden Literatur (z.B. "Stillen gesund und richtig" von Denise Both und Gabi Eugster, "Das Handbuch für die stillende Mutter" von der La Leche Liga, "Stillen einfach nur stillen" von Gwen Gotsch) der Besuch einer Stillgruppe an. In einer Stillgruppe treffen Sie nicht nur andere stillende Mütter, sondern Sie lernen auch gleich eine kompetente Ansprechpartnerin kennen, für den Fall, dass es nach der Geburt zu Stillproblemen kommen sollte. In jedem Fall würde Ihnen raten, noch während der Schwangerschaft eine Stillgruppe zu besuchen und sich dort informieren und beraten zu lassen. Dort lernen Sie auch gleich eine kompetente Ansprechpartnerin kennen, falls es nach der Geburt zu Problemen kommen sollte. Wenn Sie mir Ihren Wohnort mit Postleitzahl angeben, suche ich Ihnen gerne die nächstgelegene LLL Stillberaterin heraus. Ich wünsche Ihnen eine schöne restliche Schwangerschaft und eine gute Geburt. LLLiebe Grüße Biggi Welter

von Biggi Welter am 01.10.2014