Nächte werden immer schlimmer

 Kristina Wrede Frage an Kristina Wrede Stillberaterin

Frage: Nächte werden immer schlimmer

Hallo liebe Stillberaterinnen, ich brauche bitte einmal wieder euren Rat. Mein Sohn wird nächste Woche ein Jahr alt. Ich stille nach wie vor nach Bedarf. Brei hat gar nicht funktioniert, vom Familientisch isst er alles mit, aber nur sehr wenig, so dass er eine Stunde später die Brust verlangt. Letzte Woche bei der U6, Gewicht von der Kurve abgewichen aber nicht besorgniserregend. Ich soll ihm laut Kinderärztin nur noch Wasser anbieten, da Muttermilch keine geeignete Nahrungsquelle mehr sei für ein Kind in seinem Alter. Das entspricht aber nicht meiner Philosophie von Kinderbegleitung. Nur langsam kommen mir Zweifel. Die Nächte werden immer schlimmer. Vor ein paar Wochen hat es angefangen, dass er stündlich an die Brust wollte. Er trinkt nicht, er nuckelt nur. Irgendwann kommt dann zwar Milch, aber ich habe nicht das Gefühl, dass er es darauf anlegt. In dieser Zeit habe ich angefangen, ihn im Liegen zu stillen, sonst auf meinem Schoß, nur um auch ein bisschen Schlaf zu bekommen. Das Problem dabei ist, mit einem A Körbchen im Liegen muss ich mich so verrenken, dass sich mein alter Bandscheibenvorfall wieder massiv meldet und ich somit auch nicht schlafen kann. Ich merke nur, dass er daran gefallen gefunden hat. Den Schnuller, den er tagsüber oft nimmt und sich auch selbstständig holt, wirft er nachts nur im Bett herum und brüllt, als wollte ich ihn damit umbringen. Er fordert so intensiv das nuckeln im Liegen ein, ich weiß nicht mehr wie ich es "abstellen " kann. Er schläft bei mir mit im Bett und auch nie allein, ich lege mich immer zu ihm. Er hat jetzt auch sechs Zähne, was erschwerend dazu kommt und er spielt zusätzlich mit den Fingern an der Brustwarze. Sein Nachtschlaf beträgt in der Regel nur acht Stunden, den Rest holt er sich tagsüber. Ich merke, dass ich nicht mehr kann. Ich spüre mittlerweile echte Aggressionen und ich kann nicht mehr non stop geduldig reagieren. Acht Stunden Schlaf mit einem dauernuckelnden Kind. Tagsüber kann er schlafen, ich nicht. Ich bin so "drüber" das ich nicht einschlafen kann, zumal er sehr oft auch nur auf meinem Arm schläft. Leider gibt es keine Verwandte oder Freunde die ihn einmal für ein Stündchen betreuen können, mein Mann und ich sind auf uns allein gestellt. Ich habe ein Stillcafe getestet , aber dort war es mir zu militant. Ich hatte das Gefühl wenn ich nicht eine Hausgeburt hinter mir habe und nicht von vornherein vor habe, mein Kind übertrieben gesagt bis zur Einschulung zu stillen, hat man dort nichts zu suchen. Ja und nun meine Fragen: -Kann es sich um eine Phase handeln? Ist es vielleicht um den ersten Geburtstag herum normal? -Kann es damit zusammen hängen, dass er seit zwei Wochen frei läuft und tagsüber deutlich weniger stillt? -Ich habe auch das Gefühl, dass die Milch deutlich weniger geworden ist, kann das sein? Ich überlege ob ich ihm nachts das nuckeln ab einem bestimmten Punkt verwehren sollte, er hat ja den Schnuller, er schreit sich die Seele aus dem Leib und ich hätte nie gedacht, dass ich so was einmal in Erwägung ziehe, aber eine Mutter die nur noch hundemüde und ohne Geduld ist, ist ja auch nicht gut. Ich mache mir auch Sorgen um meinen Rücken, dass der Bandscheibenvorfall zurück kommt, wenn ich das im Liegen weiter zu lasse. Vielleicht könnt ihr mir einen Rat geben? Liebe Grüße Mamakastaniebaum

von Mamakastaniebaum am 29.06.2017, 04:25



Antwort auf: Nächte werden immer schlimmer

Liebe Mamakastanienbaum, dass Muttermilch keine geeignete Nahrungsquelle für einen Einjährigen ist stimmt überhaupt nicht. Darum ist nichts verkehrt daran, dass du weiterstillst. Tatsächlich aber soll eine Stillende nie zum Opfer werden. Dir muss es gut gehen, sonst geht es niemandem in der Familie lange gut. Und wenn die Nächte unerträglich sind, solltest du sie verändern. Etwa in dem du nachts eine stillfreie Zeit definierst. Doch obacht: So lange DU nicht ABSOLUT sicher bist, dass du weniger stillen möchtest, wird dein Kind das spüren. Ist die Mutter innerlich nicht davon überzeugt, dann ist dieser Zweifel für das Kind sehr deutlich fühlbar und es reagiert in fast allen Fällen so, dass es eher noch häufiger gestillt werden mag. Zweifel und Unsicherheit sind für ein Kind unerträglich, Kinder brauchen Klarheit. Dein Kind nimmt den Zwiespalt der Mutter ganz deutlich wahr, und da es sich nicht hinsetzen und sagen kann „Mama, ich spüre, dass Du dir nicht sicher bist, was jetzt das Richtige ist, deshalb werde ich dir bei deiner Entscheidungsfindung helfen.", reagiert es auf deine Zweifel mit Unruhe, Weinen und Verunsicherung. Es hat keine anderen Ausdrucksmöglichkeiten als Weinen und (vermehrte) Anhänglichkeit. Kinder sind für „geordnete Verhältnisse", Unsicherheit und Zweifel bringen sie aus dem Gleichgewicht. Wichtig ist nun, dass du dir darüber klar wirst, was Du willst und was Du nicht mehr willst. Wenn das die Stillpause in der Nacht ist, dann kannst du wie folgt vorgehen: Erkläre deinem Kind schon bei Tag, was sich ändern wird, und versuche, Signale zu definieren, die es wieder erkennen kann (z.B. "erst wenn der Radiowecker angeht, dann darfst Du trinken") und die sich eventuell anpassen lassen (den Radiowecker kann man etwa jeden 2. Tag eine viertel Stunde nach hinten programmieren, so dass die Pause immer länger wird). So wird die Nacht allmählich stillfrei. Wenn sich dein Kind dann beschwert, dass es nicht trinken darf (und das kann es natürlich nur durch weinen oder schreien), dann tröste es und sprich liebevoll-beruhigend mit ihm, und gestehe es ihm auch wirklich zu, sauer zu sein, aber bleib konsequent beim "Nein", bis der vereinbarte Zeitpunkt (z.B. der Radiowecker geht an) für das Stillen gekommen ist. Dann jedoch solltest Du auch von dir aus deinem Kind die Brust anbieten - so lernt es, dass es sich auf dein Wort verlassen kann. Natürlich kannst Du während der Nacht einen Schluck Wasser oder auch einen Schnuller anbieten, doch sei nicht allzu überrascht, wenn das anfangs mit Wut abgewiesen wird. Ehrlicherweise muss ich dazu sagen, dass die ersten Abende und Nächte zwangsläufig sehr unruhig sein werden. Doch in der Regel akzeptieren Kinder relativ schnell die neuen "Spielregeln", und je älter sie sind, desto einfacher. Einen "Knacks" beim Kind brauchst du nicht befürchten, wenn du ihm wirklich beistehst und ihn nicht "strafst" für seine natürliche Reaktion auf diese Veränderung. Dieser Vorschlag stammt von Elizabeth Pantley, Autorin des Buchs "Schlafen statt Schreien: Das liebevolle Einschlafbuch: Das 10-Schritte-Progamm für ruhige Nächte", das ich wärmstens empfehlen kann. Pantley hat ein Programm entwickelt, mit dem man älteren Babys, auch Stillkinder, dabei helfen kann, auch ohne Brust oder ständiges Stillen die Nacht zu schaffen. Auch wenn man nicht alle ihre Schritte anwendet haben viele Mütter doch gute Erfahrungen mit diesem Buch gemacht. Deine Kleine wird vermutlich schreien, toben, treten oder dich schlagen wollen. Ist das schlimm? Nein, es ist völlig normal, denn es ist die einzige Art, wie sie in diesem zarten Alter ihren Frust ausdrücken kann. Wie kannst du damit umgehen? Lass es zu. Lass dich nicht verunsichern, denn es geht deinem Kind ja trotzdem gut, es bekommt kein Trauma fürs Leben, wird nicht an deiner Liebe zweifeln. Dein Baby ist sauer, und das wird auch wieder vergehen. Bleibe bei ihm und sei du ruhig und klar, so dass deine Kleine sich an dir orientieren kann. Vielleicht wirst du ihr ein wenig ablenken wollen (falls sie sich ablenken lässt), vielleicht bleibst du auch einfach nur in ihrer Nähe und versicherst ihr, dass alles ok ist, und dass ihr weiter stillen könnt (oder kuscheln), sobald sie sich etwas beruhigt hat. Wenn du konsequent bleibst, wird es klappen. Nur davon hängt es ab: Schaffst DU es?? Lieben Gruß, Kristina

von Kristina Wrede am 29.06.2017



Ähnliche Fragen ähnliche Fragen

Unruhige / schlaflose Nächte

Hallo ich brauche Ihre Hilfe. Mein Sohn ist nun 9,5 Monate alt und ist seit 3 Monaten ein miserabler Schläfer. Tagsüber ist er ein sehr neugieriger aufgeschlossene Entdecker, laut Kinderarzt ist er schon sehr weit entwickelt, er krabbelt, zieht sich überall hoch und läuft auch schon mit dem Lauflernwagen durch die Wohnung. Jetzt kommt das Pro...


Flasche, Blähungen und schlechte nächte

Hallo ihr Lieben! Ich habe ein paar Fragen bezüglich meiner Tochter (11 Monate). Sie schläft aktuell sehr schlecht. Sie ist gerade in der Umstellung von 3 auf 2 Tagschläfchen. Tagsüber wenn sie zweimal schläft, schläft sie meist insgesamt 2 Stunden tagsüber. Nachts ist sie sehr unruhig. Sie trinkt noch 2 Flaschen (jeweils ca. 120-150 ml). Sie...


Ständiger Seitenwechsel beim Einschlafstillen/unruhige Nächte durch Drehen

Hallo liebe Frau Welter, Meine Tochter ist 8 Monate alt. Unsere Nächte sind seit einer Woche echt super anstrengend. Nach dem Abendritual lege ich mich mit ihr ins Bett und beginne das Einschlafstillen. Normalerweise komplett problemlos - Stillen, ins Beistellbett legen, ca. 2-3 Std. schlafen, wieder stillen usw. Aktuell tut sie sich enorm sc...


Abstillen - besser ein paar Nächte zu Papa?

Hallo Biggi Ich versuche, nicht zu weit aufzuholen, aber ich muss ein bisschen Kontext mitgeben.. Du hast mir vor einem Jahr sehr geholfen, das Ruder für den nicht so gelungenen Stillstart noch mal rumzureißen und es hat bis zum ersten Geburtstag gut gepasst. Danke noch mal dafür, das war eine ganz tolle Hilfe < 3 Nun möchte ich mit 13 Monat...


Horror-Nächte

Liebe Biggi, eigentlich bin ich Stillprofi, aber nun brauche ich doch mal Hilfe. Mein Sohn ist 15 Wochen alt und von Anfang an sind die Nächte sehr schlecht. Bisher hat er maximal zwei Stunden am Stück geschlafen. In letzter Zeit wird er die ganze Nacht stündlich wach. Er meckert dann so lange, bis er die Brust bekommt, sonst würde er weinen. E...


Nächte

Guten Morgen, Ich habe eine Frage, ich bin vorhin ganz erschrocken wach geworden und fühle mich jetzt richtig schlecht. Meine Tochter hat jetzt mit 15 Wochen (sie ist bei 36+4 geboren und wiegt aktuell 5800g) 8 Stunden geschlafen. Ich vermute jedoch das ich einfach nicht wach geworden bin. Sie liegt neben mir. Ich bin zur Zeit aber sehr ersch...


Nächte mit großem Stillbaby

Hallo! Mein Sohn ist 12 Monate alt und wird noch gestillt. Schnuller und Flasche wollte er nie, allerdings hab ich es auch nicht sehr darauf angelegt. Mittlerweile ist es bei uns so, dass mein Sohn fast nur noch nach Bedarf nuckelt (Mittags und abends zum Einschlafen, nachts und tagsüber zur Beruhigung usw). Hunger ist selten Beweggrund. Ein pa...


Nächte plötzlich sehr unruhig und viel stillen

Hallo, mein Sohn wurde gerade drei Monate alt und seit ein paar Nächten ist er sehr unruhig und will stündlich an die Brust, hab angefangen im Liegen zu stillen-klappt wunderbar, allerdings würde er da am liebsten die ganze Nacht dann am Busen bleiben nur zum nuckeln und das möchte ich eigentlich nicht aus angst dass es zur Gewohnheit wird. Schnul...


Einschlafstillen - unruhige Nächte?

Hallo Frau Welter, unser Sohn ist 7 Monate alt und kennt - neben dem Einschlafstillen am Abend - auch das Einschlafen im Kinderwagen oder im Auto tagsüber. An manchen Abenden schläft er bei meinem Mann auf dem Arm ein. An anderen Abenden wird er einschlafgestillt. Je nachdem, was für ihn am Besten passt. Unser Sohn war noch nie ein guter Sch...


Zwei Nächte weg ohne Abstillen (Kleinkind)

Hallo, ich stille meinen Sohn (19 Monate) am Tag noch ein bis zwei mal und nachts nach Bedarf (meist noch 2-3mal). Nun steht im Sommer eine Dienstreise mit zwei Übernachtungen (drei Tage) an. Ich will nicht abstillen, frage mich aber ob ich dann die Reise antreten kann. Ich habe Angst vor einem Milchstau oder dass es dann mit dem stillen nich...