Baby schläft beim Stillen immer ein

 Kristina Wrede Frage an Kristina Wrede Stillberaterin

Frage: Baby schläft beim Stillen immer ein

Hallo, mein Baby ist jetzt 2 Wochen alt und das Stillen klappte die ersten Tage recht gut, sie wirkte zufrieden und satt nach jedem Stillen. Seit einigen Tagen schläft sie nach kurzer Zeit an der Brust ein und ist kaum erweckbar. Zwischen den Wechsel von links auf rechts wickel ich sie, damit sie wieder wach wird. Doch trotzdem trinkt sie nur kurz und nuckelt oftmals nur an der Brust. Die Folge: sie ist sehr unzufrieden und hungrig, wird nach paar Minuten wieder wach und schreit, lässt sich dann aber auch wieder anlegen, trinkt dann aber genauso wie eben beschrieben. Meine Hebamme sagt, dass ich nach jeden zweiten Stillvorgang Milch abpumpen und ihr mit der Flasche geben soll, so ist sie zumindest satt. Milch ist genug da. Meine Frage, wie schaffe ich es, das mein Baby richtig und lange genug an der Brust trinkt? Vielen Dank im voraus MfG

von Miss89 am 11.08.2017, 11:44



Antwort auf: Baby schläft beim Stillen immer ein

Liebe Miss89, ich empfehle dir ein anderes Vorgehen, um eine Saugverwirrung zu vermeiden (die entsteht häufig bei jungen Säuglingen, die mit den unterschiedlichen Trinktechniken an Flasche und Brust nicht zurechtkommen). Generell aber ist es wichtig für dich zu wissen, dass in diesem Alter dein Baby keinerlei festen Rhythmus hat, gar nicht haben kann. Bedenke, dass sie bis vor kurzem ununterbrochen ernährt wurde durch die Nabelschnur. Da sind minutenlange Pausen jetzt schon eine Leistung! Sie werden allmählich länger, je weniger du probierst, deinem Baby einen Rhythmus aufzudrängen. Wichtig ist darauf zu achten, ob sie eine Neugeborenengelbsucht entwickelt. Ist diese stark, kann das dazu führen, dass dein Baby zu wenig/selten trinkt, und das kann zu einem Teufelskreis der Unterversorgung führen. Auch wichtig ist auf ihre Gewichtsentwicklung zu achten (nicht aber vor und nach dem Stillen zu wiegen!). Ob dein Kind gedeiht kannst Du bei einem vollgestillten Baby an den folgenden Anzeichen erkennen: • mindestens fünf bis sechs nasse Wegwerfwindeln hat (um zu sehen wie nass „nass" ist, kannst Du sechs Esslöffel Wasser auf eine trockene Windel geben). Diese Regel gilt aber nur für voll gestillte Kinder, das heißt das Baby bekommt nichts außer Muttermilch (kein Wasser, Tee, Saft usw.). • in den ersten sechs Wochen täglich mindestens zwei bis vier Stuhlentleerungen (später sind seltenere Darmentleerungen normal) • eine durchschnittliche wöchentliche Gewichtszunahme von mindestens 150g pro Woche ausgehend vom niedrigsten Gewicht (mit zunehmendem Alter verringert sich die durchschnittliche Gewichtszunahme), • eine gute Hautfarbe und eine feste Haut, • Wachstum in die Länge und Zunahme des Kopfumfangs • ein aufmerksames und lebhaftes Verhalten des Babys in den Wachphasen. So kleine Babys wollen im Schnitt zwischen acht und zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden. Im Schnitt heißt, es gibt Babys die seltener nach der Brust verlangen (eher wenige Babys) und es gibt Babys, die häufiger an die Brust wollen (die Mehrzahl). Nun ist es jedoch nicht so, dass ein Kind zügig zwanzig Minuten trinkt und sich dann nach drei Stunden das nächste Mal rührt, sondern es kommt immer wieder zu Stillepisoden, die so ablaufen: das Kind trinkt eine kurze Weile, hört auf, döst vielleicht sogar weg und beginnt erneut kurz zu trinken usw. Dieses Verhalten heißt Clusterfeeding und ist absolut normal für kleine Babys. Besonders gehäuft treten diese Stillepisoden am Nachmittag und Abend auf, wie überhaupt die Abstände zwischen den Stillzeiten im Verlauf des Tages immer kürzer werden. Dazu kommt, dass in bestimmten Altersstufen Wachstumsschübe zu erwarten sind, in denen die Baby manchmal schier ununterbrochen an die Brust wollen. Wachstumsschübe sind Zeiten erhöhter Nachfrage, in denen das Baby sehr oft gestillt werden möchte. Wird das Baby dann auch häufig angelegt (etwa alle zwei Stunden, manchmal sogar noch häufiger), erhält der Körper der Frau das Signal „mehr Milch bilden" und nach ein paar Tagen ist der Spuk vorbei und die Milchmenge hat sich dem Bedarf des Babys wieder angepasst. Stillen funktioniert nach dem Prinzip von Angebot und Nachfrage. Wird in dieser Situation zugefüttert, wird der Brust kein erhöhter Bedarf signalisiert und die Milchmenge kann sich auch nicht auf den erhöhten Bedarf einstellen. Das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage wird gestört und es kann der Beginn eines unfreiwilligen Abstillens sein. Darum raten wir erst dann zur Gabe von künstlicher Milch, wenn keine andere Maßnahme geholfen hat - oder das Kind deutlich zu wenig zugenommen hat! Aber auch ohne Wachstumsschub ist es normal, dass ein so kleines Baby mindestens acht bis zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden will. Muttermilch ist innerhalb von 60 bis 90 Minuten verdaut und der Organismus eines Babys ist auf häufige Mahlzeiten eingestellt. Das Dauerstillen kann sehr anstrengend und auch nervend sein, aber es hat seinen Sinn. Rein wissenschaftlich gesehen ist es so, dass das Baby durch den Stillmarathon die Prolaktinausschüttung anregt und so dafür sorgt, dass die Milchbildung angeregt wird und genügend Milch für das Kind zur Verfügung steht. Ich kann dir gerne empfehlen, einmal ein Stillgruppentreffen zu besuchen oder zumindest einmal mit einer Stillberaterin in deiner Nähe ein direktes Gespräch (auch am Telefon) zu führen. Viele Unsicherheiten lassen sich im direkten Gespräch sehr viel besser ausräumen und der Austausch mit anderen stillenden Müttern kann sehr ermutigend sein und vor allem wirst Du sehen und erleben, dass sich andere Babys genau so verhalten wie dein kleines Menschlein. Adressen von Stillberaterinnen findest Du im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). Lieben Gruß, Kristina

von Kristina Wrede am 11.08.2017