Hallo Frau Neumann,
mein Kleiner ist fast 10 Monate. Bis jetzt bekam er Gläschen. Jetzt möchte ich den Mittagsbrei gerne selbst kochen. Kann man abgepacktes, aufgeschnittenes Bio Fleisch nehmen oder sollte es frisch geschnitten sein? Welches Fleisch wäre zu empfehlen? Gulasch ist wahrscheinlich zu fett. Hackfleisch wird wahrscheinlich mehr Keime haben, oder (zumindest das fertig abgepackte)?
Ab wann kann ich Nudeln zum Kosten geben? Sollten die dann ohne Ei sein?
Bis jetzt habe ich jede neue Zutat immer 4 Tage lang gegeben wegen eventueller Unverträglichkeiten.
Danke schon einmal für Ihre Antwort.
Liebe Grüße
von
Blink18
am 25.11.2016, 20:34
Antwort auf:
abgepacktes Fleisch
Hallo Blink18
wenn dein Baby bisher eigentlich das Meiste immer gut vertragen hat, kannst du jetzt mit der Familienkost loslegen.
Bei der ersten Familienkost geht es vor allem um die Vielfalt der Speisen - um das kennen lernen eines neuen Geschmacks, um das Erlebnis, das Erhalten von neuen Eindrücken, um die Gemeinsamkeit bei Tisch, um Esskultur, um das Erleben von neuen und auch einmal außergewöhnlichen, gar extremen Geschmackserlebnissen (bspw eine Zitronenscheibe kosten, Oliven).
Hinzu kommt ab dem 10. Lm die erste Brotmahlzeit, die morgens zum Frühstück und abends in den Plan integriert werden kann.
Die Brotmahlzeit ist empfehlenswert, damit die Kleinsten ausreichend Gelegenheit haben, das Kauen zu trainieren. Die Kaumuskulatur muss gefordert werden, um sich gut auszubilden.
Schneide ca 1/2 Scheibe Brot, dünn mit Butter betrichen, in kleine Stückche. Serviere das Brot auf einem Teller, einem Holzbrettchen oder was auch immer und schaue zunächst einfach zu, was dein Kleiner damit anstellt. Idealerweise greift er zu und steckt sie Stückchen in den Mund.
Butter/Margarine/ggf Frischkäse reichen als Brotbelag vorerst aus. Auch möglich sind:
Avocadomus, Frischkäse, weisses Mandelmus, Fleischbrei aus dem Gläschen, vegetarische Brotaufstriche (ggf selbst gemacht) u.v.m.
Nur gepökelte Wurstwaren, bzw Schinken, Salami, Rohwurst oder Rohmilchkäse sind noch nicht geeignet.
Du darfst jetzt auch immer öfter kleinkindtaugliche Familienkost mittags und zwischendurch zum Probieren anbieten. Familienkost darf bereits schon gewürzt (sparsam) sein. Besonders gut eignen sich einfache Speisen wie Kartoffeln, kleine Nudeln, weiche Gemüsesorten, weiches Obst, Brot..
Beobachte deinen Kleinen, mache Angebote und lass ihn mit Essen und Geschmack sowie verschiedenen Konsistenzen experimentieren.
Möglich sind bspw auch folgende Alternativen am Nachmittag oder Abend:
Apfel-Zimt Muffins:
2 Äpfel grob reiben
mit
100g Weizen-Vollkornmehl
150g Dinkelmehl Type 630
2 TL Backpulver
1/2 TL Natron
1,5 TL Ceylon-Zimt
1/4 P Vanillezucker Bourbonvanille
80g fein gemahlene Mandeln ohne Schale (weiß)
vermischen
1 Ei
mit 150g braunem Zucker
100 ml Rapsöl
2 Becher Naturjoghurt (300g)
verquirlen
Die Mehlmasse unterheben und in Muffinförmchen im Muffinblech einfüllen.
Beo 180° ca 25 min backen
Hafer-Bananen-Cookies:
1 große, reife, gelbe Banane (oder Apfelmus)
ca 100-120g feine Haferflocken
viel weniger als 1 Msp Bourbonvanille
zerkleinere die Haferflocken in einem Blitzhacker zu "Mehl". Zermuse oder püriere die Banane, vermische sie mit der Vanille.
Gib das Hafermehl dazu und bereite aus allen Zutaten einen Brei
Heize den Ofen auf 175° hoch und bereite ein Backblech mit Backpapier vor. Mit Hilfe von 2 TL und deinen Händen kannst du jetzt aus dem Teig kleine Kekse formen, etwas flach drücken und ca 10-12, ggf länger, im Ofen backen. Anschließend auf einem Kuchengitter auskühlen lassen.
Diese Kekse sind bei vielen Müttern und ihren Babys beliebt. Ggf musst du etwas experimentieren, bis du nach dem Backen die richtige Konsistenz erhältst.
Grießschnitten:
200ml Kuhmilch
ca 35g-40g (+/-) Grieß
Grieß mit der Milch in einem geeigneten Topf aufkochen, rühren, rühren, rühren und kurz quellen lassen, danach auf einen Teller streichen, stehen lassen, bis es gut fest ist. Das geht schnell. Jetzt kannst du entweder Motive ausstechen oder den festen Brei in Stücke schneiden, dazu etwas flüssige Butter, ggf nochmals erwärmen und Obstmus (selbst zubereitet?) zugeben
Milchreis
1 Teil Milchreis mit 2 Teilen Wasser und 2 Teilen Milch, 1 Prise Salz, kochen, ca 25 min, bis der Reis gut weich ist. Ggf Milch zugeben und ab und zu rühren.
Die Gewöhnung an Familienkost funktioniert allgemein so:
Die Kleinen unterscheiden noch nicht zwischen Spiel und Mahlzeit. Sie beobachten aber ihre Mitwelt und imitieren diese.
Die gemeinsamen Mahlzeiten haben darum vorrangig den Zweck, eurem Kind zwanglos die hiesige Esskultur mit all ihren kulinarischen Besonderheiten zu präsentieren.
Je mehr Kinder dabei sehen, riechen. erleben, desto besser.
Sie sollten die Gelegenheit bekommen, neue Dinge kennen zu lernen, ohne Zwang, aber durch eigene Neugier, in eigenem Tempo.
Sie sollten dabei stets die ihnen bekannten Speisen bekommen, mit denen sie sich satt essen können - und zusätzlich die Gelegenheit erhalten, Neues kennen zu lernen.
Kennen lernen von Speisen geht so:
Kinder untersuchen die neuen Dinge i.d.R. zuerst mit den Händen, dann erst mit dem Mund. Manches wird in den Mund genommen und nach kurzen Kaubewegungen geschluckt und manches aber durchaus wieder ausgespuckt.
Macht die gemeinsamen Mahlzeiten zum Erlebnis. Farbenvielfalt, verschiedene Gerüche, die sich schon beim Kochen in der Wohnung verteilen, Kostproben direkt am Herd. All das macht Lust und Neugier auf Essen.
Esst alle zusammen - vielseitig.
Kinder sind in dieser Hinsicht sehr anpassungsfähig.
Kinder lernen Essen, indem sie ihre Mitwelt beobachten und nachahmen.
Wichtig ist, dass regelmäßig Essen bei Tisch angeboten wird.
Schaffe beim Essen ausserdem viel Gewohnheit und Routine. Mit der Routine steigt die Neugier auf Neues und daraus resultiert die Gewöhnung und der Grundstein für ein darauf aufbauendes unkompliziertes Essverhalten, im späteren Leben, ist damit "gelegt".
Die Einführung der Familienkost - zwischen dem 10.-18. Lm geht weit über die reine Nährstoffversorgung hinaus. Es geht um Ernährungserziehung, um Spaß beim Essen, um das Vermitteln von Esskultur und um die Gewöhnung. Überlege dir jetzt einmal, wie du die Ernährung zukünftig halten willst. Wie und welche Gerichte du auch bspw in 1- 2 -5 Jahren gerne regelmäßig kochen und auf dem Esstisch stehen sehen möchtest. Daran solltest du dein Kind gewöhnen. Denn Kinder essen später am liebsten das, was sie kennen.
Empfehlenswert an Fleischgerichten für euch wären bspw Frikadellen oder Gerichte, in den Hack eingearbeitet ist.
Die Kost sollte stets so aufbereitet sein, dass sie dein Kind ohne "Gefahr" essen kann. Verschlucken sollte vermieden werden. Mangelnde Bezahnung ist meist kein Hinderungsgrund für festere Speisen. Mit den Kauleisten und dem Gaumen können die Kleinen enormen Druck ausüben.
Auch gekochte Nudeln sind bestens geeignet, denn sie lassen sich am Gaumen zerdrücken.
Brotstückchen (ohne !!! Kerne, Saaten Kleie) sind gut geeignet, weil sie zum Kauen animieren. Kauen muss geübt werden und du darfst dein Kind immer wieder dazu ermuntern. Die Kaumuskulatur sollte sich ausbilden, was wiederum für die Mundmotorik, das Sprechen bedeutsam ist.
Indem euer Kind die Nahrung auf eigene Faust erkunden kann, wird er diese vorsichtig und langsam, in seinem Entwicklungstempo, auch bald vermehrt stückige Kost essen. Er wird diese auch nur essen, wenn er "reif" dafür ist. Wichtig ist dafür dass euer Sohn diese Erfahrungen alleine machen kann. Er wird das Stückchen so in den Mund nehmen, dass er es langsam mit den Tastrezeptoren im Mund ertasten kann. Diese Tastrezeptoren sind bei Babys/Kleinkindern sehr weit vorne im Mund/Zunge platziert. Darum ist das Ablutschen zunächst wichtig, Dadurch entsteht Berührungskontakt. Dein Sohn kann langsam die Oberflächenstruktur eines neuen Lebensmittels erspüren und sich daran gewöhnen. Die "Hemmschwelle" es weiter in den Mund zu nehmen wird irgendwann "gebrochen". Er wird das neue Lebensmittel dann lutschen, ggf erste Kaubewegungen machen und möglicherweise schlucken oder ausspucken. Die Zeit der Annäherung kann etwas dauern, aber sie führt zum Ziel.
Für den Mittagsbrei/Fleischbrei kannst du mageres Fleisch wie bspw
Hühnerbrustfilet, Rinderlende, Putenbrustfilet, Hackfleisch, magere Stücke von Schwein, Rind, Kalb nehmen. Wenn du die Wahl, kannst du Bio-Produkte kaufen. Es wäre auch in Ordnung ein Stück Fleisch beim Metzger deines Vertrauens zu kaufen oder Bioprodukte aus dem Discounter. Abgepacktes Fleisch sollte möglichst sehr kühl gelagert werden und schnellstmöglich verbraucht werden.
Hier ein Rezept für einen einfachen Fleischbrei:
Qualitativ hochwertiges Fleisch in Wasser garen. Dann in einem guten Püriergerät (Blitzhacker, Mixer etc) zermusen. Verwende mageres Muskelfleisch wie etwa Rindersteak.
Alternativ kannst du das Fleischstück/Steak bereits beim Metzger durch den Fleischwolf drehen lassen. Zuhause in einem Topf fin etwas Wasser oder am besten zusammen mit dem Gemüse und der Kartoffel garen. Das erleichtert das Pürieren.
Geflügel kannst du nur leider nicht durch den Wolf jagen lassen, wegen der Salmonellengefahr. Um das Fleisch nach dem Garen gut zerkleinern zu können, benötigst du ein entsprechend gutes Gerät.
Gegart wird ohne Öl.
Ca 30g Fleisch kommen in eine Gemüsebreiportion von 190g.
Bei der Familienkost kannst du dein Kind auch weiche Fleischstücke mitessen lassen. Fleischstücke im Gulasch sind bspw besonders zart.
Nudeln kannst du im Rahmen der Familienkost jetzt in leicht gelsazenem Wasser garen. Die Nudeln müssen nicht eifrei sein.
Also dann
Grüße
Birgit S.
von
Birgit Neumann
am 28.11.2016