Essgewohnheit

 Anke Claus Frage an Anke Claus Master der Ernährungsmedizin

Frage: Essgewohnheit

Guten Tag, mein Sohn ist eben 12 Monate alt geworden. Er hat bisher jedoch nur 2 Zähne unten, wodurch er leider noch nicht richtig festere Narungsmitteln "verarbeiten" kann. Das heißt es gibt hauptsächlich noch Brei oder Gläschen mit "Bröckelchen". Wir hatten bereits angefangen mit Brot, Wurst und Käse, was ich einfach etwas zerkleinert habe, eingeweichtem Zwieback, gekochtes Gemüse etc. und das ging 3-4 mal am Tag recht gut. Seit einiger Zeit jedoch findet mein Sohn essen wohl langweilig und möchte immer spielen dabei. Eigentlich habe ich immer für eine ruhige Essensatmosphäre am Tisch gesorgt, regelmäßige Essenszeiten und eben keine Spielereien. Zuerst dachte ich, er hat den Brei vielleicht über, aber eher im Gegenteil – er mag nun einegtlich auch die bisher festeren Lebensmittel nicht mehr. Ich bin kreativ geworden und habe von Pfannkuchen, Waffeln, Milchreis, Sojatalern, Mozzarella... gekauft und gekocht was ich konnte (immer Bio, ohne Salz, Zucker etc.), doch ich konnte ihn nicht begeistern. Er darf auch alles probieren von uns, ich biete ihm abwechslungsreich vieles an... aber nein, kein Interesse. Brei und dann auch nur mit viel spielen nebenbei. Solange er zahnt, oder mal kränkelt, ist das ja uch ok für mich--da ist der Apetitt ja sowieso nicht da, und der Mund tut weh. Aber unter normalen Bedingungen??? Wie soll ich mich verhalten? Ist das Spielen in gewissem Maße ok? Wie kann ich ihn vielleicht doch wieder an festere Nahrung und Alternativen zu Brei heranführen? Momentan versorge ich ihn ab und zu zusätzlich mit Kuh- oder Dinkel-/Hafer-/Reis-milch (50% Wasser) und Premilch. Stillen tue ich nachts nur noch 1 bis 2 mal. Trinken ist auch nicht seine Stärke. Auch hier greife ich schweren Herzens zu Wasser mit einem Teil Fruchtsaft oder Tee mit einem Schuss Fruchtsaft statt Wasser pur, was er fast gar nie annimmt. Auch wenn ich ihn nicht dauernuckeln lasse, ist dieser Fruchtzucker bestimmt nicht gut :-( Weviel ml sollte ein 12 monatiges Kind denn trinken am Tag? Für ein paar Tipps und Einschätzungen wäre ich Ihnen sehr dankbar.

von Glücksmamma am 26.09.2016, 12:13



Antwort auf: Essgewohnheit

Liebe „Glücksmama“, Sie achten sehr gut auf die Ernährung Ihres Kleinen! Machen Sie weiter so und sehen Sie die „alles andere ist wichtiger als essen“-Phase als etwas ganz normales. Das Essverhalten der Kleinkinder ist nur in den wenigsten Fällen so wie es „sein sollte“. Kinder in diesem Alter haben ihren eigenen Kopf und entwickeln spezielle Vorlieben. Die Kinder werden wählerischer, haben keine Zeit zum Essen und schaffen oftmals nur Spatzenportionen. Und Neues probieren wollen sie auch nicht (mehr). Während dieser Phase werden Kinder sich auch mehr darüber bewusst wie ein Speisenteller auszusehen hat, sie weigern sich, wenn das Essen nicht "richtig" aussieht oder der Teller bzw. das Brettchen nicht richtig platziert sind usw. Irgendwann platzt immer der Knoten. Bis dahin ist Ihr Junge eben mit so wenig zufrieden. Lassen Sie sich da nicht entmutigen. Ich bin mir ganz sicher, die Speisenauswahl wird wieder umfangreicher werden. Am besten ist es wohl, wenn Sie weiter keine allzu „große Sache“ daraus machen. Sonst lernt Ihr Kleiner nur, dass er mit seiner Verhaltensweise viel Aufmerksamkeit bekommt. Und das gefällt den Kleinen besonders: Mama und Papa tun alles, damit ich mehr und gesund esse. „Das ist so toll, dass sie sich mir so intensiv zuwenden.“ Mein Tipp: Leben Sie Ihrem Jungen wie jetzt schon als Vorbild abwechslungsreiches Essen vor. Zeigen Sie Ihrem Sohn wie viel Freude das Essen macht, und dass es so viele schmackhafte Gerichte gibt. Besetzen Sie das Essen positiv. Vermeiden Sie Tadel, Zwang und zu große Aufmerksamkeit gegenüber seinem Verhalten. Je weniger Sie dem Verhalten Ihres Kindes Bedeutung beimessen und je weniger Sie erzwingen, umso mehr wird sich Ihr Junge am Essen interessieren. Lassen Sie Ihren Kleinen mit dem Essen selbstständig umgehen, mit dem Löffel oder auch den Fingerchen. Versuchen Sie die Mahlzeiten auf drei Hauptmahlzeiten und zwei Zwischenmahlzeiten zu begrenzen. Snacks zwischendurch mindern den Appetit bei den wichtigen Hauptmahlzeiten. Also keine kleinen Happen zwischendurch, damit sich ordentlich Hunger aufbauen kann. Auch die Milch braucht es nicht. In seinem Alter reichen Ihrem Kleinen 300mL Milch inkl g Milchprodukte, wie Käse, Joghurt, Milchbrei etc. Die Milch kann nur den Appetit auf die festen Mahlzeiten mindern. Ich bin mir ganz sicher, die Speisenauswahl wird wieder umfangreicher werden! Auch das Trinken können Sie ganz gelassen sehen. Eine genaue Trinkmenge lässt sich schwer sagen, denn jedes Kind hat hier seinen ganz eigenen Bedarf. Auch sind die Breie, die Ihr Kleiner noch bekommt recht „nass“ und die Milch zählt auch als Flüssigkeit. Gaaanz grob werden 600mL Flüssigkeit für das zweite Lebensjahr empfohlen. Verlassen Sie sich aber besser auf das Durstgefühl Ihres Kleinen! Er holt sich was er braucht. Üben Sie den Blick in die Windel, ist sie regelmäßig gut nass und schwer ist Ihr Schatz bestens versorgt, das gibt Ihnen Sicherheit. Da bin ich Ihrer Meinung, Wasser ist der beste Durstlöscher. Ab und an zur Abwechslung kann es dann auch mal eine dünne Saftschorle oder einen ungesüßten Tee geben. Bleiben Sie beim Wasser und vertrauen Sie darauf, dass Ihr Kleiner dieses trinkt, wenn er Durst hat. Ich wünsche Ihnen alles Gute und weiterhin viel Freude mit Ihrem Kleinen! Liebe Grüße Anke Claus

von Anke Claus am 27.09.2016