Wie mit extremer Anhänglichkeit umgehen?

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Wie mit extremer Anhänglichkeit umgehen?

Hallo, ich brauche bitte dringend einen Rat. Mein kind 1 Jahr, war immer schon eher anhänglich, zb möchte es seit es 4 Monate alt ist, ständig getragen werden und ständig gestillt werden. Dh nachts ca alle 3 std, tagsüber manchmal mehrmals pro Stunde. Wenn mein großes Kind mit mir kuscheln möchte, kommt der Kleine weinend angerannt und versucht sich dazwischen zu drängen und möchte gestillt werden. Derzeit lässt er sich von Papa und anderen Personen manchmal gar nicht halten. Durch dieses Verhalten ist es manchmal schwer, mich um mein großes Kind 3 und um den Haushalt zu kümmern. Ein großes Problem ist allerdings, dass ich nicht mehr weiß, wie ich mit dem Schlafen machen soll. Abends braucht er 1-2 std, bis er schläft. Er schläft im Familienbett beim Stillen ein. Oft dauert es aber auch so lange, dass ich auch gleich schlafen gehen kann. Beim Mittagsschlaf schläft er im Bett an der Brust ein und nur so lange ich mit im Bett liegen bleibe. Allerdings kann ich selten während des ganzen Mittagsschlafs dabei bleiben, da ich ja noch ein weiteres Kind habe, dass mich braucht. Während ich also versuche, den Kleinen niederzulegen, ruft mein großes Kind immer wieder nach mir, was die Sache erschwert und hinaus zögert. Ich hab auch versucht, den Kleinen im Kinderwagen beim spazieren mittags zum schlafen zu bringen, was gut klappt, allerdings schläft er dann,auch nur eine 3/4 std. Wir gehen nachmittags auch immer raus und da ich zu dieser Zeit auch kochen muss und mein großes Kind Mittagessen möchte, schieb ich den Kleinen ins Haus, sobald er im Kinderwagen eingeschlafen ist. Wenn er mittags dann mit dem Kinderwagen im Haus schläft, muss alles leise sein, man darf nur flüstern, obwohl er im Nebenzimmer schläft, sonst ist es mit dem Schlafen sowieso gelaufen.Zur info: er steht ca zw 7 und 8 auf und geht ca um 20:30 abends ins Bett. Ich hab das Gefühl, dass er nachmittags immer müde ist. An eine Phase, bzgl der Anhänglich, glaub ich nicht mehr, da es ja schon lange so ist. Meine Fragen daher: Wo soll ich ihn mittags am besten zum Schlafen legen und wie? Wie kann ich ihn dazu bringen, damit er alleine im Familienbett schlafen bleibt, nach dem ich ihn dort in den Schlaf gestillt habe? Was kann ich tun, damit mein großes Kind bei der extremen Anhänglichkeit nicht zu kurz kommt? Liebe Grüße

von Natja am 31.01.2017, 15:09



Antwort auf: Wie mit extremer Anhänglichkeit umgehen?

Liebe Natja, zwei kleine Kinder sind eine ungeheuere Herausforderung. Doch das zweite Kind weiß nicht, dass es das zweite ist und dass seine Mutter noch ein Geschwisterkind zu versorgen hat und deshalb benimmt es sich wie alle Babys: es will durchschnittlich acht bis zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden und es wacht auch in der Nacht regelmäßig auf. Gibt es die Möglichkeit, dass jemand Sie bei der Hausarbeit entlastet? Können Sie vielleicht einen zuverlässigen Teenager finden, der bereit ist sich stundenweise mit Ihrem älteren Kind zu beschäftigen, so dass Sie etwas Luft zum Ausruhen und Entspannen finden können? Wenn es einen Weg gibt, dass Sie wieder mehr Zeit für sich finden können und so zu etwas Erholung kommen, sind die häufigen Stillzeiten unter Umständen nicht mehr so ein großes Problem. Ihr älteres Kind kann mit Ihnen zusammen zumindest einen Teil der Stillzeiten zu „besonderen" Zeiten machen. Sie können die Stillzeiten dazu nutzen mit dem älteren Kind ein Buch anzuschauen z.B. Astrid Lindgren „Ich will auch Geschwister haben" oder ein Fotoalbum mit Babybildern des größeren Kindes, damit es sieht wie es war, als es so klein war. Sie können auch eine „Stillkiste" zusammenstellen. In dieser Kiste sind besondere Dinge (z.B. ganz spezielle Stifte und glänzende Papierbögen, bunte Perlen, die zu Ketten aufgereiht werden können, ein Spielzeugauto je nachdem, was für das große Kind besonders attraktiv sein kann), die nur zu den Stillzeiten benutzt werden dürfen. Haben Sie ein Tragetuch? Für meine Begriffe gehört ein Tragetuch zu den wichtigsten Dingen der Babyausstattung. Es gibt Ihnen mehr Mobilität und gleichzeitig kann Ihr Baby Ihre Nähe spüren und Sie haben mindestens eine Hand für das Geschwisterkind oder andere Tätigkeiten frei. Ihr Baby kann auch im Tagebuch schlafen, so können Sie den Abend für sich nutzen und müssen nicht stundenlang warten, bis das Baby schläft. Irgendwann ist Ihr Baby reif genug, dass es auch anders klappt. Bitten Sie Ihren Partner, Ihnen am Morgen einen Teller mit Häppchen zurechtzumachen, die Sie mit einer Hand essen können. So können Sie immer wieder einmal etwas aus dem Kühlschrank nehmen und essen. Stellen Sie sich an die Plätze, an denen Sie stillen ein Flasche Mineralwasser, eine Flasche Saft und ein Glas. So können Sie bei jedem Stillen immer etwas trinken. Fahren Sie den Haushalt radikal zurück. Ungeputzte Fenster verursachen keine Seuchen und nächstes Jahr fragt niemand mehr danach, wie oft Sie Fenster geputzt hast, aber eine ausgeruhte Mutter, fühlt sich besser. Tiefkühlgemüse ist nicht giftig und muss nicht geputzt werden. Nicht alles muss wirklich gebügelt werden. Denken Sie immer nur einen Tag weit und nicht „o Gott wie lange wird das noch so weitergehen". Ich wünsche Ihnen bald wieder ruhigere Zeiten und hoffe, es war ein Hinweis dabei, der Ihnen weiterhilft. LLLiebe Grüße Biggi Welter

von Biggi Welter am 31.01.2017