Wie kann ich das Ess- und Schlafverhalten meiner Tochter ändern?

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Wie kann ich das Ess- und Schlafverhalten meiner Tochter ändern?

Hallo zusammen! Vorweg sei gesagt, dass meine Tochter 1 Monat früher Dank eines HELLP Syndroms zur Welt kam. Sie hat daher anfangs jede Art Sauger/Fläschchen/Schnuller nehmen müssen/akzeptiert. Seit dem 3. Tag stille ich voll, anfangs gabs abgepumpte Fläschchen, die wir ihr aber eher unbeabsichtigt "abtrainiert haben nach 3 Monaten! Sie ist nun 8,5 Monate und möchte nichts anderes außer stillen! Max 10 BabyLöffelchen Gläschen isst sie, probiert alles, lutscht salatgurken, tomaten, brot, Zwieback, isst kleine Stücke Banane, aber hat noch verstärkt diesen Zungenreflex und kauen kann sie auch noch nicht. Wobei sie nun schon 7 zähne hat... Demzufolge schläft sie auch nicht annähernd durch und kommt alle 2-3 Std. Langsam zeichnet sich ein Rhythmus ab...aber noch sehr undeutlich. Ab Juni "muss" ich wieder arbeiten 60% und Papa ist bei ihr. Ich möchte nun gerne abstillen und weiß nicht wie... Ich stille sie auch abends zum schlafen. Mittlerweile gehe ich am Stock, kann nur tagsüber unter Leute und das ja auch begrenzt. Sobald sie alleine bei Papa oder Oma ist, geht die Sirene nach 1-2 Stunden los :'( Sie verweigert auch schonmal die Brust, aber dann isst sie auch max ein paar mini babylöffel Möhren/pastinaken/kartoffelmix. Habe vor und nach dem Schlafen versucht, mittags oder abends... Probiere nun seit Dez -auch versch Sauger- und habe langsam kein Durchhaltevermögen mehr, da es mir sowohl körperlich als auch psychisch nicht gut geht. Trinke dagg tägl 20 ml Lecithin-seitdem geht's einigermaßen. Ihr geht's seit dem 1.Tag hervorragend, sie wiegt ca9kg bei 72cm, ist total agil, krabbelt fast schon und lacht oft. Bin ich zu inkonsequent? Ich weiß mir keinen Rat mehr. Will stark genug sein für mein Kind, habe aber keine Energie mehr. Akku leer und meine Partnerschaft leidet leider auch sehr darunter :'( Was kann ich anders/besser machen?!? Bedanke mich im Voraus schon für die Antwort und freue mich auf Rückfragen! Hoffe, ich war nicht zu ausführlich und durcheinander ;) und habe im richtigen Bereich angefragt, da mein Problem wohl mehrere Expertenthemen hier trifft! Beste Grüße ChrisiLisi

von ChrisiLisi am 16.02.2015, 13:36



Antwort auf: Wie kann ich das Ess- und Schlafverhalten meiner Tochter ändern?

Liebe ChrisiLisi, du vermutest schon richtig, dass es überhaupt nicht ungewöhnlich ist, dass ein 8 Monate altes Kind nachts an der Brust NUCKELN möchte. Das Nuckeln selbst hat auch seinen Sinn, denn es wirkt bei der neurologischen Reife eines Menschenkindes mit. Und weil Kinder das wissen, fordern sie es auch so vehement ein. Wenn das für dich aber ein NO-GO ist, dann ist es dein gutes Recht, zumindest eine Weile lang die Brust zu verweigern. Deine Kleine braucht nun einen Brustersatz, und den wird sie - das ist auch normal - zunächst einmal ablehnen. Wer will schon Plastik, wenn es auch das wunderbar weiche und kuschelig duftende Original gäbe!! Ganz ohne Widerspruch wird es nicht gehen, das hast du ja bereits gemerkt. Wenn du sie also nicht mit in dein Bett nehmen magst, wo sie selbst nach Bedarf an- und abdocken könnte, dann empfehle ich dir die Einführung der Stillfreien Zeit nach dem Pantley-Modell - auch wenn deine Tochter mit 8 Monaten im Grunde noch viel zu jung dafür ist. Erkläre deinem Kind schon bei Tag, was sich in der Nacht ändern wird, und versuche, Signale zu definieren, die es wieder erkennen kann (z.B. "erst wenn der Radiowecker angeht, dann darfst Du trinken") und die sich eventuell anpassen lassen (den Radiowecker kann man etwa jeden 2. Tag eine viertel Stunde nach hinten programmieren, so dass die Pause immer länger wird). So wird die Nacht allmählich stillfrei. Auch junge Kinder lernen, das zu verstehen, wenn die Signale der Mutter ganz klar sind! Wenn sich dein Kind dann in der Nacht beschwert, dass es nicht trinken darf (und das kann es natürlich nur durch weinen oder schreien), dann tröste es und sprich liebevoll-beruhigend mit ihm, und gestehe es ihm auch wirklich zu, sauer zu sein, aber bleib konsequent beim "Nein", bis der vereinbarte Zeitpunkt (z.B. der Radiowecker geht an) für das Stillen gekommen ist. Dann jedoch solltest Du auch von dir aus deinem Kind die Brust anbieten - so lernt es, dass es sich auf dein Wort verlassen kann. Natürlich kannst Du ihm während der Nacht einen Schluck Wasser oder auch einen Schnuller anbieten, doch sei nicht allzu überrascht, wenn das anfangs mit Wut abgewiesen wird. Ehrlicherweise muss ich dazu sagen, dass die ersten Nächte zwangsläufig sehr unruhig sein werden. Doch in der Regel akzeptieren Kinder relativ schnell die neuen "Spielregeln", und je älter sie sind, desto einfacher. Einen "Knacks" beim Kind brauchst du nicht befürchten, wenn du ihm wirklich beistehst und ihn nicht "strafst" für seine natürliche Reaktion auf diese Veränderung. Wichtig ist, dass dein Kind weiterhin deine Liebe und Zuneigung spürt und Du nicht gleich die Geduld verlierst, wenn es nicht so schnell klappt. Nur wenn sich dein Kind über mehrere Tage hinweg gegen diese stillfreie Zeit sperrt, oder gar tagsüber extrem anhänglich bzw. weinerlich wird, oder gar eine Hautreaktion zeigt, dann weißt du, dass es noch zu früh ist und du vielleicht einfach noch ein paar Wochen warten und durchhalten solltest. Dieser Vorschlag stammt von Elizabeth Pantley, Autorin des Buchs "Schlafen statt Schreien: Das liebevolle Einschlafbuch: Das 10-Schritte-Progamm für ruhige Nächte", das ich wärmstens empfehlen kann. Pantley hat ein Programm entwickelt, mit dem man älteren Babys, auch Stillkinder, dabei helfen kann, auch ohne Brust oder ständiges Stillen die Nacht zu schaffen. Auch wenn man nicht alle ihre Schritte anwendet haben viele Mütter doch gute Erfahrungen mit diesem Buch gemacht. Wie gesagt, wirklich Erfolgversprechend ist es jedoch erst bei deutlich älteren Kindern, weil die Kleinen die mütterliche Nähe nachts einfach BRAUCHEN. Vielleicht probierst Du einfach doch noch, die Flasche schmackhaft zu machern. Da sich die Techniken des Trinkens an der Flasche und an der Brust deutlich unterscheiden und sich ein Flaschensauger ganz anders anfühlt als die Brust, lehnen viele Stillkinder die Flasche ab. Wenn die Mutter die Flasche geben will kommt noch dazu, dass es sich denkt „Was soll denn damit? Ich kann doch die Milch meiner Mutter riechen und fühle ihre Brust und bekomme so etwas Seltsames in den Mund gesteckt". In einigen Fällen hilft es daher, wenn jemand Anderes die Flaschenfütterung übernimmt. Es empfiehlt sich auch, nicht zu warten, bis das Baby sehr hungrig oder müde ist. Müde oder hungrige Babys sind nicht unbedingt daran interessiert etwas Neues auszuprobieren. Manche Babys wollen auch einfach nicht aus einer Flasche trinken. Bei diesen Kindern kann man dann versuchen, ob sie aus einer Trinklerntasse (Schnabeltasse) trinken. Viele Mütter berichten, dass ihre Babys die Trinklerntasse von Avent mit dem weichen Schnabelaufsatz gerne (oder zumindest lieber) annehmen. Unter Umständen kann man auch löffeln. Hier noch ein paar Tipps, wie das Baby die Flasche vielleicht besser annimmt: • die Flasche anbieten, ehe das Baby zu hungrig ist • das Baby beim Flaschegeben in ein Kleidungsstück der Mutter (Geruch) einwickeln • den Flaschensauger nicht in den Mund des Babys stecken, sondern die Lippen des Babys damit berühren, so wie die Mutter dies mit der Brustwarze tut • den Flaschensauger mit warmem Wasser auf Körpertemperatur bringen oder beim einem zahnenden Baby abkühlen, um die Zahnleisten zu beruhigen • verschiedene Saugerformen und Lochgrößen ausprobieren • verschiedene Haltungen beim Füttern einnehmen • versuchen das Baby im Halbschlaf zu füttern • geduldig bleiben und auch alternative Fütterungsmethoden in Betracht ziehen (z.B. Becher, Löffel) Die Becherfütterung ist mit der richtigen Technik keineswegs aufwändiger als die Flaschenfütterung und deshalb durchaus eine Alternative zur Flasche und gerade bei einem Kind ab sechs Monaten lässt sich der Becher gut einführen und die Flasche muss nicht mehr in jedem Fall unbedingt eingeführt werden. Wichtig ist, dass Du wirklich geduldig bleibst. LLLiebe Grüße, Biggi

von Biggi Welter am 16.02.2015



Antwort auf: Wie kann ich das Ess- und Schlafverhalten meiner Tochter ändern?

Herzlichen Dank für diese sehr ausführliche und hilfreiche Antwort. Habe mich nicht so gut ausgedrückt... Ich denke, das Problem ist mehr, dass sie nicht mehr satt genug wird von der MuMi. Mit 3 Monaten schlief sie noch 6-7 Std und das wurde eben immer weniger! Sie schreit sich hysterisch weg, wenn die Flasche kommt oder aber sie kaut auf dem Sauger. Schnuller nimmt sie nicht. Ganz selten trinkt sie Wasser aus der Flasche ohne Aufsatz und mimt dann meist einen Erstickungsanfall. Neuerdings trinkt sie manchmal auch beide Brüste... Mit der NÄHE bin ich absolut d'accord! Sie schläft meist in der Besucherritze, wenn ich merke, dass sie nicht allein sein will oder in ihrem Bettchen in unserem Zimmer. Aufgrund ihrer Vorgeschichte hat sie und sucht sie auch immer unsere Nähe und hat sie auch bekommen. Das soll nicht falsch rüberkommen. Meine Sorge isst mehr, was passiert ab Juni, wenn ich 3 Tage von ca 6.00-15.30/45 "weg" bin?!? Kann auch leider keine großen Flaschenexperimente mit anderen machen, weil ich meist alleine bin. Probiert haben wir was schon mit viel Gebrüll! Verschwindet dieser Zungenreflex i.wann, mit dem sie den Brei meist wieder rausbefördert?!? Wie kann ich sie ins Bett bringen, wenn sie nur frisch gestillt schlafen will?!? Sie schläft nicht immer überm stillen ein, aber oft. Komm mir halt voll blöd vor, weil ich es mir mit ihr so "schwer" mache. Hebamme und stillberaterin waren schon da. Aber erstere meinte, ich solle durchhalten bis sie 8-9 Monate ist, dann hört dieser Zungenreflex auf und sie isst. Zweite riet mir auch nur Geduld. Ungeduld war und ist schon jeher eine meiner größten Schwächen!! Ich bin ein planungsmensch aber ebenso chaotisch - eine schwierige Kombi ;) In hoffnungsvoller wartestellung auf eine Antwort, Mit lieben Grüßen! ChrisiLisi < 3

von ChrisiLisi am 18.02.2015, 11:44