Hallo liebe Biggi!
Mein Sohn ist jetzt 23 Wochen alt und wird nach wie vor gestillt.
Nun ist es so, dass er sich generell nur an meiner Brust beruhigen lässt und dort auch am liebsten einschläft. Im Grunde stört mich das auch nicht, ABER seit ungefähr 8-9 Wochen ist es so, dass er auch nachts stündlich aufwacht und an meine Brust will um zu nuckeln. Ich hatte ihn dann mit in mein Bett genommen, damit ich ihn nicht ständig hin und her legen musste. Mittlerweile stört mich das nächtliche Dauerstillen jedoch sehr, weil ich kaum noch schlafen kann und quasi nur noch auf der Hut bin, ob er denn gleich munter wird. Auch von dem Selbstbedienen werde ich wach und liege eigentlich völlig unbequem im Bett um ihn gewähren zu lasen. Ich bin sehr unzufrieden damit und habe das Gefühl, es ist eine extreme Gewöhnung von ihm. Er findet einfach überhaupt nicht ohne Brust in den Schlaf. Ich muss dazu sagen, dass er mit 8 Tagen leider operiert werden musste und aufgrund dessen 2 Wochen nicht gestillt werden durfte. Er ist aber ein Brustkind durch und durch (nimmt weder Flasche noch Schnuller).
Ich gebe auch offen zu, dass ich es mit "jedes Kind kann schlafen lernen" versucht habe, da es bei meinem ersten Kind völlig problemlos sofort geklappt hatte (auch er war ein brustkind durch und durch). Nun habe ich aber den Eindruck, dass das nicht der Weg zum Ziel ist. Ich habe nichts gegen nächtliches stillen, aber stündlich ist mir zu viel. Kuscheln allein macht den Kleinen nur noch verrückter und mein Mann und mein großer Sohn schlafen ja auch mit im Raum (der Große allerdings im eigenen Bett). Ich bin auch kein Fan von Familienbetten, wir brauchen unser Bett in der Nacht für uns um erholsam schlafen zu können. Ich möchte auch nicht Jahre lang Geduld üben müssen, bis mein Kind einen anderen weg findet sich beruhigen zu können. Ich möchte einen Weg finden ihn dahin zu führen auch ohne Brust zu schlafen und auch ein paar Stunden am Stück zu schlafen. Er schläft ja an der Brust ein, ich nehme sie weg, er wacht nach teilweise einer halben Stunde wieder auf, stellt fest die Brust ist weg, fängt an zu suchen und ist erst dann beruhigt, wenn er sie wieder hat. Das ist kein Zustand für mich. Am Tag schläft er auch jeweils nur eine halbe Stunde, egal wo. Es macht keinen Unterschied, ob er im Tragetuch ist, im Kinderwagen, Auto, Bett... Ich habe alles probiert. Ich bin ehrlich verzweifelt und nicht der Typ Mensch, der wartet bis sich alles irgendwann von selbst regelt. Ich glaube manche Dinge regeln sich nicht von alleine, ohne das man etwas nachhilft. Einem Kind das trocken werden soll muss man ja auch erst mal zeigen, wie es trocken werden kann und dann klappt es auch irgendwann, wenn es soweit ist.
Verstehen Sie wie ich meine? Ich will/kann ihn nicht radikal zwingen, muss ihm ja aber alternativen aufzeigen können und vorallem allen mal wieder einen erholsamen Schlaf ermöglichen. Ich kann mir nämlich auch nicht vorstellen, dass der Kleine einen erholsamen Schlaf hat, wenn er ständig nur nach der Brust sucht.
Danke schon mal für Ihre Antwort.
von
Suson
am 14.07.2016, 15:30
Antwort auf:
Wie helfe ich meinem Kind ohne Brust zu schlafen?
Liebe Suson,
seit Jahrtausenden und in unzähligen Kulturen ist es so, dass Mütter ihre Babys in den Schlaf stillen. Das Saugen wirkt beruhigend und nicht umsonst wurden im Laufe der Zeit die verschiedensten Brustattrappen (z.B. Schnuller s.o.) erfunden. Von der Natur ist es nicht vorgesehen, dass ein Baby oder Kleinkind allein ist und alleine einschläft. Nur passt dieses „natürliche" Verhalten des Babys nicht in unsere derzeitige Zeitströmung und damit haben wir ein (von uns selbst produziertes) Problem: Babys wissen nicht, was zur Zeit „Mode" ist und benehmen sich so, wie sie es seit Anbeginn der Menschheit getan haben.
Es hat seinen Grund, warum stillende Mütter die besten Einschlafhilfen SIND. Beim Saugen an der Brust findet ein Baby das, was es braucht: Trost, Nahrung, Sicherheit. Es liegt vermutlich an einer gewissen neurologischen Unreife, wenn einige Babys das mehr brauchen als andere, und es "verwächst" sich wirklich von alleine!!
Die Kinder beginnen um diesen Zeitraum die Welt sehr konkret zu erleben, sie müssen das am Tag Erlebte in der Nacht verarbeiten, sie lernen neue Fähigkeiten (umdrehen, robben, krabbeln, gezieltes Greifen ...), sie beginnen den Unterschied zwischen fremd und bekannt zu erkennen. All dies ist ungeheuer aufregend und auch anstrengend. Dazu kommt, dass sich die Zähne verstärkt bemerkbar machen, dass vielleicht die erste Erkältung kommt und, und, und ...
Ein Baby muss eine gewisse Reife erreichen, um längere Zeit schlafen zu können. Wann dieser Zeitpunkt erreicht wird, ist von Kind zu Kind unterschiedlich. Eine Flasche mit künstlicher
Säuglingsnahrung (oder ein Abendbrei) verbessern das Schlafverhalten nicht (das wurde in
Studien nachgewiesen). Es gibt nicht wenige Kinder, die dann sogar noch weniger schlafen. Auch wenn das Kind am Tag viel isst, schläft es nicht besser, denn es wacht ja nicht nur wegen dem Hunger auf, sondern sucht Nähe und Geborgenheit!
Abgesehen von den umstrittenen Schlaftrainingsprogrammen, die von Stillexperten nahezu einhellig abgelehnt werden, bleibt dir in dieser Zeit nicht viel, als geduldig zu bleiben und sich die Tage und Nächte so einfach wie möglich zu gestalten.
Auch wenn es bei deinem ersten Kind geklappt hat, so zeigt dir dein Baby jetzt deutlich, dass es noch nicht soweit ist.
Dein Baby braucht also vor allem eines: Zeit zum Reifen. Vielleicht "schenkst" Du ihm einfach noch ein bisschen von dieser Zeit, in der du ihm gestattest, so zu sein, wie es ist.
Sehr empfehlenswert ist von Sibylle Lüpold das Buch: "Ich will bei euch schlafen - Ruhige Nächte für Eltern und Kinder." Von ihr ist auch die Broschüre "Kinder brauchen uns auch nachts", in der 20 namhafte Experten wie Dr. William Sears, Prof. Dr. Gerald Hüther und Prof. Dr. Remo Largo gute Argumente liefern , weshalb von der Anwendung eines Schlaftrainings, wie zum Beispiel der Ferber-Methode, abzuraten ist.
http://www.fuerkinder.org/files/broschre_kinder_brauchen_uns_auch_nachts_de.pdf
Ich hoffe, Du bist nicht enttäuscht von meiner Antwort.
LLLiebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 14.07.2016