Wie am Besten das Schlafritual ändern?

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Wie am Besten das Schlafritual ändern?

Hallo Biggi, hallo Kristina, Nach länger Zeit habe ich mal wieder ein paar Fragen auf dem Herzen. Mein Baby ist mittlerweile 11,5 Monate alt und letzte Woche hatten wir mal wieder einen Abend an dem sie geweint (ohne Tränen) hat. Mich hat das ganze an die ersten Lebensmonate erinnert, wo sie abends "erzählt" hat. Kann das in dem Alter auch noch sein? Nach dem Waschen und anziehen, gebe ich ihr abends die Flasche meistens schläft sie dabei ein, wenn sie nicht eingeschlafen ist trage ich sie oder lege sie noch mal an. In der Nacht akzeptiert sie leider nicht die Flasche. Mein Hausarzt hat mir aus gesundheitlichen Gründen geraten abzustillen. Und dies möchte ich auch tun, aber mir bricht es das Herz, wenn sie nachts weint, also stille ich sie nachts. Aber ich komme immer weiter an meine Grenze und möchte gerne abstillen. Wenn sie sich jedoch so dagegen wehrt, habe ich Angst unsere Bindung zu zerstören. Könnte das passieren? Vielen Dank und Grüße Maren

von MarenBa am 18.03.2015, 17:59



Antwort auf: Wie am Besten das Schlafritual ändern?

Liebe Maren, warum sollst Du denn abstillen? Dein Kind wird nicht besser schlafen, wenn Du abstillst und Du wirst noch mehr Stress haben, weil Du dein Baby auf andere Weise beruhigen musst. Du kannst jetzt mit vielen Tricks versuchen, die Situation zu verändern, aber es wird nur Stress und Tränen geben, denn dein Kind IST einfach in der Phase, in der es dich so viel braucht. Die unruhigen Nächte sind furchtbar anstrengend, daran kann ich mich auch noch gut erinnern. Trotzdem: Sie sind normal und werden garantiert irgendwann vorbei sein. Wann, kann ich leider nicht sagen. Aber sie gehen wirklich vorbei! Bis dahin kannst du probieren, dir den Alltag so einfach wie möglich zu machen, so dass auch du tagsüber mal ein kurzes Nickerchen machen kannst. Abgesehen von den umstrittenen Schlaftrainingsprogrammen, die von Stillexperten nahezu einhellig abgelehnt werden, bleibt in dieser Zeit nicht viel, als geduldig zu bleiben und sich die Tage und Nächte so einfach wie möglich zu gestalten. Der immer wieder verbreitete Gedanke, dass ein Baby ab sechs Monaten (oder einer anderen Altersgrenze) nachts nicht mehr aufwachen darf und nachts keine Nahrung mehr braucht entspringt in keinster Weise dem natürlichen Verhalten und den Bedürfnissen eines Babys oder Kleinkindes, sondern er entstammt dem (verständlichen) Wunsch der Erwachsenen, die gerne ihre Nachtruhe hätten. Eine Studie von Jelliffe und Jelliffe ergab, dass Babys im Alter von 10 Monaten mindestens 25 % ihrer Muttermilchaufnahme nachts zu sich nehmen. Das spricht eindeutig dafür, dass Babys auch nach den ersten sechs Monaten nachts noch hungrig sind. Es gibt Kinder, die nachts keine Nahrung mehr brauchen, aber es gibt eben auch sehr viele Kinder, die auch mit 12 Monaten noch nicht so weit sind. WENN Du allerdings wirklich überzeugt bist, dass Du so nicht weitermachen kannst, dann ist das OKAY!!!! Aber DU musst das wollen! Dein Baby spürt jetzt deinen Zwiespalt und da es sich nicht hinsetzen und sagen kann „Mama, ich spüre, dass Du dir nicht sicher bist, was jetzt das Richtige ist, deshalb werde ich dir jetzt bei deiner Entscheidungsfindung helfen" reagiert es auf deine Zweifel mit Unruhe, Weinen und Verunsicherung. Es hat keine anderen Ausdrucksmöglichkeiten als Weinen und (vermehrte) Anhänglichkeit. Babys sind für „geordnete Verhältnisse", Unsicherheit und Zweifel bringen sie aus dem Gleichgewicht. Wichtig ist nun, dass ihr zum einen wirklich miteinander redet und Du deinem Kind klar erklärst und sagst, was Du willst und was Du nicht mehr willst. Zum anderen muss für dein Kind deutlich erkennbar sein, wo deine Grenzen gesetzt sind. Liebevolle Konsequenz ist das Zaubermittel in der Erziehung. Sie wird vermutlich schreien, toben, treten oder dich schlagen wollen. Ist das schlimm? Nein, es ist völlig normal, denn es ist die einzige Art, wie sie in diesem zarten Alter ihren Frust ausdrücken kann. Wie kannst du damit umgehen? Lass es zu. Lass dich nicht verunsichern, denn es geht deiner Tochter ja trotzdem gut, sie bekommt kein Trauma fürs Leben, wird nicht an deiner Liebe zweifeln. Sie ist sauer, und das wird auch wieder vergehen. Bleibe bei ihr und sei du ruhig und klar, so dass sie sich an dir orientieren kann. Vielleicht wirst du sie ein wenig ablenken wollen (falls sie sich ablenken lässt), vielleicht bleibst du auch einfach nur in ihrer Nähe und versicherst ihr, dass alles ok ist, und dass ihr weiter stillen könnt (oder kuscheln), sobald sie sich etwas beruhigt hat. Wenn du konsequent bleibst, wird es klappen. Nur davon hängt es ab: Schaffst DU es... Ich würde mich freuen, wenn Du mir in ein paar Tagen noch einmal schreibst, wie es Euch dann geht. LLLiebe Grüße, Biggi

von Biggi Welter am 18.03.2015



Antwort auf: Wie am Besten das Schlafritual ändern?

Hallo Biggi. Lieben Dank für Deine Antwort. Ich habe so stark abgenommen und bin daher öfters krank. Eigentlich so gar ziemlich häufig. Organisch gibt es keine Gründe für meinen Gewichtsverlust, daher meinte mein Hausarzt das es vom Stillen kommt. Die Nacht von Mittwoch auf Donnerstag war super. Ich habe meinem Baby um 22:00 und 1:00 Uhr die Flasch gegeben und um 4:00 Uhr habe ich sie wieder gestillt. Das hat super funktioniert. Keine Ahnung warum sie auf einmal nachts die Flasche akzeptiert hat. Die letzte Nacht war leider nicht so gut. Zusätzlich zu zwei Flaschen musste ich sie noch zwei Mal stillen und auch noch nach den Flaschen stillen. Mein Baby ist auch gerade sehr anhänglich. Es kommen neue Zähne und sie lernt gerade laufen. Tagsüber kuscheln wir sehr viel und ich trage sie viel herum. Mal sehen wie es heute Nacht wird. Liebe Grüße und ein schönes Wochenende Maren

von MarenBa am 20.03.2015, 17:10