Hallo,
meine Tochter ist zweieinhalb Wochen alt, und bisher habe ich sie fast nur mit Muttermilch ernährt, was mir von Anfang an große Schmerzen bereitet hat und immer schlimmer wird. Mittlerweile weine ich vor Schmerzen sowohl während des Stillens (was auch meine Tochter zu verunsichern scheint) als auch danach, wenn ich sie hochnehme oder auch einfach nur die Kleidung die Brustwarzen berührt, und wenn sie gerade nicht trinkt, habe ich permanent Angst, dass die Kleine wieder Hunger bekommt und ich wieder stillen muss.
Seit gestern halte ich es gar nicht mehr aus und pumpe erstmal ab oder gebe ab und an ein Fläschchen mit Ersatzmilch, wenn die abgepumpte Milch nicht reicht. Aber ich merke schon, dass ich das rein vom zeitlichen Aufwand her nicht lange durchhalten kann. Deshalb will ich damit nun zumindest so lange den Milchfluss aufrechterhalten, bis ich geklärt habe, ob es noch eine Chance gibt, dass ich weiter stillen kann oder nicht.
Laut Hebamme sehen sowohl die Brustwarzen als auch die Anlegetechnik gut aus. Sie meint, dass ich einfach sehr empfindliche Brustwarzen hätte und schauen müsste, ob ich die Schmerzen noch so lange aushalte, bis sie mehr abgehärtet sind.
Als Hilfen habe ich von ihr bisher an die Hand bekommen:
- Lanolin (trage ich nach dem Stillen jedesmal auf, aber hat nicht verhindert, dass es so weit gekommen ist)
- Heilwolle (hat mir für 1-2 Tage ein wenig Linderung verschafft, danach nicht mehr, und mittlerweile ertrage ich die raue Oberfläche gar nicht mehr auf den Brustwarzen, weil sie mir noch mehr Schmerzen bereitet)
- Multi-Mam Kompressen (nicht von der Hebamme, sondern schon im Krankenhaus, aber die Brustwarzen sehen ja nicht kaputt aus, und besser wird es dadurch auch nicht)
- Stillöl, um die Brust vorher damit zu massieren und den Milchfluss noch stärker anzuregen (nach anderthalb Tagen fing meine ganze Brust damit an zu jucken und zu brennen, so dass ich das Öl wieder weggelassen habe, aber die Milch fließt ohnehin gut)
- Stillhütchen (damit beißt meine Tochter zumindest nicht ganz so fest zu, sie kriegt die Brust besser zu fassen, und es tut ein kleines bisschen weniger weh, aber immer noch so schlimm, dass mir die Tränen kommen)
- Teebeutel mit schwarzem Tee auf die Brustwarzen legen, damit die Gerbsäure sie mehr abhärtet (Effekt lässt auf sich warten)
- Brust kalt abduschen (hat sie mir gestern erst empfohlen, seitdem bin ich noch nicht zum Duschen gekommen)
Haben Sie vielleicht noch eine Idee, wie ich das Stillen durchhalten und die Schmerzen reduzieren könnte? Ich habe inzwischen schon öfter gelesen, dass Stillen nicht wehtun muss, aber gilt das tatsächlich auch für diese erste Zeit, oder muss ich mit solchen schmerzempfindlichen Brustwarzen einfach akzeptieren, dass es nicht mehr geht? Unter so starken Schmerzen zu stillen tut auch meiner Tochter nicht gut, und es zehrt körperlich so sehr an mir, dass ich mich dann auch gar nicht gut um sie kümmern kann.
Sorry für den langen Text!
Viele Grüße
Glaseule
von
Glaseule
am 11.12.2014, 14:41
Antwort auf:
Weiterstillen trotz Schmerzen möglich?
Liebe Glaseule,
es ist wirklich unerlässlich, dass herausgefunden wird, warum die Brustwarze wund geworden ist. Solange die Ursache nicht behoben ist, sind alle Versuche mit Salben nur Kosmetik, die nicht wirklich helfen werden.
Um die Heilung zu beschleunigen, haben sich die folgenden Tipps bewährt:
• vor dem Stillen etwas Milch ausstreichen, um den Milchspendereflex auszulösen, bevor das Baby an die Brust anlegt wird.
• an der weniger wunden Seite (so es eine gibt) zuerst anlegen
• nach dem Stillen etwas Muttermilch ausstreichen und auf den Brustwarzen trocknen lassen (dies wird nicht empfohlen, wenn das Wundsein durch eine Soorinfektion verursacht wird, da Soor auf Milch gute Wachstumsbedingungen findet).
• ausreichend hochgereinigtes Lanolin (unter den Handelsnamen Lansinoh, Purelan oder Lanosin erhältlich) auf die Brustwarze auftragen, um sie zwischen den Stillmahlzeiten feucht zu halten (aber nicht zu viel Lanolin verwenden, sonst wird die Brustwarze glitschig und das Baby kann beim Stillen abrutschen). Es hat sich herausgestellt, dass dadurch der Heilungsprozess bei wunden, offenen und blutenden Brustwarzen beschleunigt wird, wenn diese durch schlechte Stillhaltung, falsche Anlegetechnik oder Saugprobleme entstanden sind.
• zwischen den Stillmahlzeiten Brustwarzenschoner mit großen Öffnungen und Löchern zur Luftzirkulation im Büstenhalter tragen, um die Brustwarzen zu schützen. Es können auch mehrere Einmalstilleinlagen aufeinandergeschichtet und in der Mitte ein Loch, das als Aussparung für die Brustwarze dient, hineingeschnitten werden.
Außerdem ist es sinnvoll, dass Du dein Kind so anlegst, dass die Wunde genau in seinen Mundwinkel zu liegen kommt, dann kommt nicht so viel Spannung drauf und sie wird weniger belastet.
In manchen besonders schlimmen Fällen kann eine vorübergehende Stillpause, während der die Milch von Hand ausgestrichen oder mit einer guten Pumpe vorsichtig abgepumpt wird, sinnvoll sein. Das Baby wird während der Stillpause am besten mit einer alternativen Fütterungsmethode gefüttert. Auch über das Handausstreichen, Abpumpen und alternative Fütterungsmethoden kann Sie eine Kollegin vor Ort genau informieren, die Ihnen auch bei der Ursachenforschung behilflich sein kann.
Schmerzende Brustwarzen können mehrere Ursachen haben:
1. Dein Baby nimmt nicht genug Brust in den Mund und darum ist der Druck auf die Brustwarze selbst zu groß. Beim Stillen muss das Baby den Mund ganz weit auf machen, so dass es richtig viel Brust in den Mund nimmt. Versuche doch mal, die Anlegetechnik zu korrigieren (mehr dazu in der Suchfunktion unter dem Suchbegriff "korrektem Anlegen").
2. Die Stillhütchen könnten zu klein sein und deine Brustwarzen quetschen.
3. Wenn die Brustwarzen zudem fast blutleer erscheinen, dann könnte dir die Einnahme von Magnesium rasche Linderung bringen.
4. Vielleicht hat sich auf der wunden Haut auch schon ein Soor (Pilzinfektion) gebildet. In dem Fall hilft entweder Naturjogurt Auflagen (dann aber bitte vor dem Stillen mit viel Wasser wieder gründlich abwaschen) oder spezielle Mittel, die du in der Apotheke bekommst. Sollte es ein Soor sein, hat wahrscheinlich auch dein Baby einen wunden Po, oder "Ausschlag" am Po, und weiße Beläge im Mund, die sich nicht wegwischen lassen...
5. Kontaktallergie könnte natürlich auch sein, aber dann würde wahrscheinlich die gesamte Haut, die mit dem Hütchen in Kontakt kommt, reagieren. Ist das so?
Wenn es dir wirklich so sehr weh tut, dass du nicht mehr stillen kannst, und es mit dem Abpumpen gut klappt, die Brust zu leeren, dann gib die Milch deiner Kleinen nicht mit der Flasche, sondern lieber mit einem Becherchen. Das lernen die Kleinen ganz schnell und du vermeidest, dass eine Saugverwirrung entsteht. Hier siehst du, wie das gehen kann:
http://www.youtube.com/watch?v= G NJGerSZY&feature=related und
http://www.youtube.com/watch?v=OAQcvHkFbdc
Hast du eine Stillberaterin in deiner Nähe, die sich vielleicht mal eure Anlegetechnik vor Ort anschauen könnte? Eine Stillberaterin in deiner Nähe findest Du im Internet unter http://wwwlalecheliga.de (La Leche Liga), http://www.afs stillen.de (Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl stillen.de (Still und Laktationsberaterinnen IBCLC).
LLLiebe Grüße
Biggi Welter
von
Biggi Welter
am 11.12.2014