Hallo,
Meine Tochter ist nun gut 6 Wochen alt. Bis vor einigen Tagen habe ich gestillt uns zugefüttert. Sie hat zuletzt pro Tag ca 150 ml Pre zusätzlich bekommen, also nicht viel. Durch Geburtsstress und Wochenbettdepression lief die Milch anfangs einfach nicht und durch ständiges Anlegen dann aber besser.
Seit einigen Tagen geht es mir viel besser und ich habe neues Vertrauen in meinen Körper gefasst. Und auch der Milchfluss kam immer besser in Gang. Nun stille ich seit drei Tagen voll, hab aber Angst dass sie nicht genug bekommt... Sie trinkt gut an der Brust, aber insbesondere nachmittags und abends will sie ständig trinken. Da sie ohnehin sehr unruhig ist und viel weint, ist das Schreien oft nicht eindeutig. Sie schreit auch ohne Hunger extrem viel. Ich habe aber den Eindruck, dass sie grds das Stillen genießt. Allerdings sind ihre Windeln trockener als vorher, sie hat aber nach wie vor mehrfach am Tag Stuhlgang. Woran merke ich, dass sie genug bekommt? Kann ich die Windeln von 24 Stunden wiegen? Mit Stuhlgang? Wie sollte die Differenz sein?
Ich habe wahnsinnig Angst ihr zu schaden wenn sie nicht ausreichend bekommt. Sooo gut ist mein neues Selbstvertrauen dann doch noch nicht. Meine Hebamme kommt in einer Woche erst wieder. Mit der Messung der Gewichtszunahme müssen wir also noch warten. Kann ihr bis dahin was passieren? Bis jetzt war die Gewichtszunahme super, aber mit zufüttern: 3.400 zur Geburt, nach 6 Wochen 4.800 Gramm.
Soll ich ihr nach der Mahlzeit lieber weiterhin ein Fläschchen anbieten?
von
Karin32
am 31.08.2016, 21:26
Antwort auf:
Trinkt sie genug?
Liebe Karin32,
das abendliche „Marathonstillen“ ist in diesem Alter so weit verbreitet, dass es als „normal“
angesehen werden sollte. Der Fachausdruck dafür lautet „Cluster Feeding“. So kleine Babys
wollen häufig, aber vor allem in unregelmäßigen Abständen gestillt werden und fast alle Babys
haben eine Tageszeit, zu der sie fast ununterbrochen an der Brust trinken (oder auch nur nuckeln) wollen.
Das Nervensystem eines Babys ist ständigen Reizen ausgesetzt und während des Tages sind das viel mehr Reize als in der Nacht. So ist es nicht erstaunlich, dass sich bis zum späten Nachmittag oder frühen Abend einiges aufgestaut hat und das Kind dann „über" reizt ist und sich wieder abreagieren und beruhigen muss. Dazu kommt, dass auch die Mutter nach einem langen Tag ebenfalls mehr oder weniger stark belastet und gestresst ist und sich die Gefühle und Stimmung der Mutter auf das Kind übertragen.
Ein weiterer Punkt ist der Prolaktinspiegel der Mutter. Damit Milch gebildet wird, braucht die Frau (vor allem in den ersten Wochen der Stillzeit) eine gewisse Prolaktionausschüttung, die durch das Saugen des Kindes angeregt wird. Das „Marathonstillen" am Abend sorgt dafür, dass die Prolaktinausschüttung angeregt wird und dem Kind dann im weiteren Verlauf genügend Milch zur Verfügung steht.
Das Marathonstillen kann für Sie sehr anstrengend und auch nervend sein, aber es hat seinen
Sinn. Rein wissenschaftlich gesehen ist es so, dass das Baby durch den Stillmarathon die
Prolaktinausschüttung anregt und so dafür sorgt, dass die Milchbildung angeregt wird und
genügend Milch für das Kind zur Verfügung steht.
Die Vorstellung, dass die Brust (ähnlich wie eine Flasche) nach dem Stillen leer ist und erst wieder aufgefüllt werden muss, ist so nicht richtig. Zwar wird zwischen den Stillmahlzeiten Milch produziert, der Hauptanteil der Milch wird jedoch erst während des Stillens gebildet. Das Saugen des Kindes gibt das entsprechende Signal zur Milchbildung, der Milchspendereflex wird dann ausgelöst. Deshalb ist es auch falsch zwischen den Stilmahlzeiten eine längere Pause einzulegen, damit sich die Milch in der Brust sammelt, sondern es muss häufiger angelegt werden, um die Milchmenge zu steigern.
In den ersten 6 Wochen haben voll gestillte Säuglinge im Regelfall sechs bis acht nasse Stoffwindeln oder fünf bis sechs nasse Wegwerfwindeln pro Tag. "Nass" bedeutet dabei ca. 30-60 ml Flüssigkeit darin. Du siehst, da ist auch schon eine ziemliche Spanne drin, weil jedes Kind ganz individuell ist, was seinen Milchbedarf angeht. Manche wachsen und gedeihen mit der Hälfte der Milchmenge, die ein anderes Kind verwertet, um die gleiche Gewichtszunahme und Wachstum zu erreichen.
Nach sechs Wochen kann die Anzahl der nassen Windeln auf fünf bis
sechs (Stoff) bzw. vier bis fünf (Wegwerfwindeln) zurückgehen, aber die
Urinmenge pro Windel wird zunehmen (116 ml und mehr). Der Grund dafür
ist, dass mit zunehmendem Alter des Babs auch die Blase größer wird. Dann kann es sein, dass einzelne Windeln deutlich mehr Urin enthalten und die Gesamtzahl der nassen Windeln zurückgeht.
Hier die Kriterien für ein gut gedeihendes
Baby:
• mindestens fünf bis sechs nasse Wegwerfwindeln hat (um zu sehen wie nass „nass“ ist,
können Sie sechs Esslöffel Wasser auf eine trockene Windel geben). Diese Regel gilt
aber nur für voll gestillte Kinder, das heißt das Baby bekommt nichts außer Muttermilch
(kein Wasser, Tee, Saft usw.).
• in den ersten sechs Wochen täglich mindestens zwei bis vier Stuhlentleerungen (später
sind seltenere Darmentleerungen normal)
• eine durchschnittliche wöchentliche Gewichtszunahme von mindestens 150 g pro
Woche ausgehend vom niedrigsten Gewicht
• eine gute Hautfarbe und eine feste Haut,
• Wachstum in die Länge und Zunahme des Kopfumfangs
• ein aufmerksames und lebhaftes Verhalten des Babys in den Wachphasen.
Wenn Ihr Baby all diese Punkte erfüllt, dann dürfte alles in Ordnung sein, ansonsten besteht Handlungsbedarf!
Es wäre auch gut, wenn Sie sich an eine Kollegin vor Ort wenden könnten, denn sie kann euch beim Stillen beobachten und dann zielgerichtete Tipps geben. Adressen von Stillberaterinnen finden Sie im Internet unter:
http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC).
LLLiebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 31.08.2016
Antwort auf:
Trinkt sie genug?
Nachtrag: eine Saugverwirrung liegt nicht vor, sie nimmt die Brust sehr gut. Lediglich meckert sie mal wenn es etwas mühsamer wird. Geschrien wird aber trotzdem, insbesondere abends wenn sie ständig trinken will.
Eine Pumpe habe ich versucht, das hat mich aber so gestresst dass gar nichts mehr lief :(
von
Karin32
am 31.08.2016, 21:35