Hallo liebes Team,
ihr habt mir schon ein paar Mal sehr gut geholfen und nun gibt es eine Frage, die mich einerseits neugierig macht, andererseits etwas verunsichert.
Es heißt ja immer, dass Kinder einige Infekte durchmachen müssen um ihren Immunschutz aufzubauen. Gleichzeitig erhalten sie durch die Muttermilch Immunschutz. Stört nun dieser Immunschutz 'von außen' den eigenen Immunaufbau? Oder lernt der kindliche Körper quasi von den mütterlichen Abwehrstoffen?
Die Frage kam mir, da meine Kleine demnächst in die Kita geht. Sie hatte bisher in 10 Monaten keine ernst zu nehmenden Erkrankungen, was ich auf Glück und das ausgiebige Stillen zurückführe.
Die Erzieherin meinte beim Eingewöhnungsgespräch nun, dass ich mich darauf einstellen muss, dass sie erst recht oft krank sein wird und stärker krank (höheres Fieber, länger, etc.) weil sie ja noch keine echten Infekte durchgemacht hat.
Ich habe vor weiter zu stillen und eher gehofft, dass sie dadurch tendenziell weniger krank ist... Ist die Hoffnung berechtigt?
Danke für eure Meinung im Voraus!
MfG
Claudia
von
CLEE_GLUECK
am 10.12.2014, 16:20
Antwort auf:
Stört oder unterstützt Langzeitstillen den Immunaufbau?
Liebe Claudia,
meines Wissens gibt es keine Studie, die diesen direkten Vergleich angestrengt hätte. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass die Muttermilch-"Immunisierung" quasi unechter wäre... Es sind ja speziell für das Kind gebildete Abwehrstoffe mit dabei. Um die genauen biochemischen Abläufe zu erfahren müsstest du vielleicht eine IBCLC anfragen.
Hoffen darfst du auf jeden Fall, was kommen wird, kann keiner sagen. Es gibt ja auch durchaus voll gestillte Säuglinge, die doch mehr Infekte durchstehen müssen als andere...
Lieben Gruß,
Kristina
von
Kristina Wrede
am 10.12.2014
Antwort auf:
Stört oder unterstützt Langzeitstillen den Immunaufbau?
Interessante Frage. Ich bin zwar keine Stillexpertin, aber Immunologin.
Lies mal http://www.geburtsallianz.at/downloads/kongressbericht2002immunologischevorteiledermu.pdf
Darin sind u.a. Studien beschrieben, dass gestillte Kinder auch noch Jahre nach dem Abstillen weniger an bestimmten Erkrankungen (Mittelohrentzündung etc. erkranken. Daraus kann man schließen, dass das Stillen den Aufbau des Immunsystems sicher nicht hemmt, sondern eher fördert.
In der Muttermilch sind im wesentlichen Antikörper enthalten, die es dem Kind erleichtern dürften, mit Infekten klarzukommen. Diese Antikörper werden sicher nach einiger Zeit abgebaut. Da auch die Mutter größere Mengen der gerade richtigen Antikörper (z.B. gegen ein spezielles Durchfallvirus) erst herstellt, wenn sie damit (wieder) in Kontakt kommt (dann aber iA schneller als das Kind, v.a., weil es oft eine Zweit-Infektion sein wird, wenn das Immunsystem der Mutter den Erreger schon kennt), würde ich denken, dass in der Zwischenzeit auch das Kind Zeit hat, selbst eine Immunantwort einzuleiten, so dass auch hier beim nächsten gleichen Infekt der Vorteil des immunologischen Gedächtnisses entsteht.
Das Kind ist aber nicht nur auf seine eigenen Antikörper angewiesen, sondern bekommt Hilfe, so dass es wahrscheinlich schneller und besser mit dem Erreger fertig wird.
Es sind in der Muttermilch auch Lymphozyten und Makrophagen drin, also Zellen, die z.B. entweder Antikörper herstellen oder unspezifisch Erreger bekämpfen können. In dem oben zitierten Artikel steht, dass der Körper des Kindes auch davon lernt, "immunologische Informationen transferiert". Ganz ehrlich, wie das funktionieren soll, ist mir unklar, Ich kann mir kaum vorstellen, dass diese Zellen (immerhin körperfremden Zellen) langfristig im Kind überleben oder sich dort vermehren. Aber wer weiß, vielleicht funktioniert es doch, vielleicht gibt es da Toleranz-Mechanismen? Spannend!
Aus eigener Erfahrung: ganz ohne Infekte wird es sicher auch mit Stillen nicht ablaufen - aber Stillen hilft sogar, wenn man die immunologischen Vorteile mal außer Acht läßt. Stillen mag das Kind wahrscheinlich auch bei Fieber, Durchfall usw, wenn man sonst nix hineinbekommt. Und es tröstet...
von
zweizwerge
am 12.12.2014, 12:45