Liebe Biggi,
als erstes möchte ich mich für die vielen kompetenten und liebevollen Ratschläge bedanken, die du allen stillenden Muttis gibst. Sie haben mir schon oft geholfen und mich in meinem Standpunkt gestärkt, die Stillzeit weiterzuführen, obwohl alle Muttis in meiner Umgebung mit Kindern im Alter meines Sohnes, nach und nach aufhörten.
Nun zu meiner Frage:
Mein Sohn ist, wie gesagt, 18Monate alt und ich stille ihn noch vor dem Einschlafen und nachts 2/3 mal. Je nach Tagesform.
Vor einigen Wochen hatte er eine Magen-Darm-Grippe gepaart mit einer Mittelohrentzündung, die mit einem Antibiotikum behandelt werden musste. Danach bekam er wegen des geschwächten Immunsystems einen Mundsoor, der natürlich auch auf meine Brustwarzen überging. Wir behandelten mit Mycoderm Mundgel sowohl seinen Mund, als auch meine Brustwarzen und die weißen Bläschen im Mund meines Sohnes verschwanden schnell. Leider war mir nicht klar, dass man die Behandlung auch nach Verschwinden der Symptome fortsetzen muss. Der Kinderarzt sagte davon auch nichts... Der Pilz kam also schnell wieder und der Kinderazt verschrieb uns Daktarin Mundgel. Ich behandelte also uns beide mit dem neuen Mundgel und bei meinem Sohn verschwand der Pilz nach ein paar Tagen. Das Jucken und Brennen in meinen Brustwarzen blieb. Ich setzte also die Behandlung bei uns beiden fort und hatte das Gefühl, dass meine Haut durch das Mundgel noch zusätzlich ausgetrocknet würde. Leider war mein Frauenarzt in dieser Zeit im Urlaub und ich ging zu seiner Vertretung, die mir sagte, ich solle doch mal in mich gehen und überlegen ob das Stillen eines 18 Monate alten Kindes denn das Richtige wäre... Das wäre sowieso schon viel zu lange (Genau so einen Kommentar braucht man in dieser Situation)
Er wollte mir eine Creme in der Apotheke zusammen mischen lassen in der Cortison und alles mögliche andere drin sein sollte.. Davon war ich nicht überzeugt und wechselte bei der Behandlung meiner Brustwarzen auf Miconazol KSK, die ich für den Windelbereich meines Sohnes vom Kinderarzt bekommen hatte. Die Haut ist nicht mehr schuppig und es juckt und brennt nicht mehr, weg ist es aber immer noch nicht. Heute war ich bei meinem Frauenarzt und habe eine Tablette mit dem Wirkstoff Fluconazol bekommen. Soll ich weiter an den geliebten Stillgewohnheiten trotz allem festhalten? Oder sollte nun die Vernunft im Vordergrund stehen, die mir sagt, dass die Gefahr einer erneuten Ansteckung meines Sohnes zu groß ist?
Das war jetzt ein richtiger Roman... Sorry, aber eine Kurzversion hab ich nicht hinbekommen.
Liebe Grüße und vielen Dank im Voraus.
von
Löwenherz15
am 03.01.2017, 18:53
Antwort auf:
Stillzeit nach 18 Monaten wegen Pilzinfektion beenden?
Liebe Löwenherz15,
Du musst ganz sicher nicht abstillen - nur beide lange genug behandeln.
Soor ist eine ungeheuer hartnäckige Sache und muss mit ebenso ungeheurer Konsequenz mit dem richtigen Mittel und lange genug behandelt werden. Ganz wichtig ist dabei, dass nicht nur die Mutter, sondern auch das Baby behandelt wird, auch wenn das Baby, was allerdings nur sehr selten der Fall ist, symptomfrei erscheint. Wird nur die Mutter behandelt und das Kind nicht, dann stecken sich beide gegenseitig immer
wieder an (Ping Pong Effekt).
Da Pilzinfektionen so seeeeehr hartnäckig sind, ist neben der Behandlung absolute Hygiene unabdinglich ist absolute Hygiene wichtig und Du musst auch noch weiter behandeln, wenn schon alle Symptome verschwunden sind. Die Pilze halten sich nämlich noch eine Weile, nachdem die Symptome bereits verschwunden sind und schlagen erneut zu, wenn die Behandlung zu früh beendet wird.
Candida albicans, der Erreger des Soors liebt Zucker und deshalb wird bei Soorbefall empfohlen auf Zucker weitgehend zu verzichten. Muttermilch enthält Laktose, das ist ebenfalls ein Zucker und Candidapilze leben ganz gut davon. Deshalb sollte bei einer Soorinfektion die Milch nach dem Stillen nicht auf den Brustwarzen eintrocknen, sondern mit klarem Wasser abgewaschen werden, um dem Soor die Lebensgrundlage zu entziehen.
Hier noch einige generelle Hinweise zum Thema Soor:
Nachdem die Behandlung der Soorinfektion begonnen wurde, können die Beschwerden für ein bis zwei Tage schlimmer erscheinen, bevor eine Besserung eintritt. Die Mutter sollte ihre Brustwarzen nach jedem Stillen mit klarem Wasser abspülen und an der Luft trocknen lassen, da Soor in Milch und feuchtem Milieu gut gedeiht. Bis der Schmerz verschwindet, können folgende Vorschläge dazu beitragen, das Stillen weniger schmerzhaft zu machen: häufigere, kürzere Stillmahlzeiten anbieten, an der weniger schmerzhaften Seite zuerst anlegen (wenn es eine weniger schmerzhafte Seite gibt), den Saugschluss des Babys unterbrechen, bevor es von der Brust genommen wird, indem sanft am Kinn des Babys oder am Mundwinkel des Babys gezogen wird.
Soorpilze können sich an vielen Stellen (einschließlich Muttermilch) halten. Deshalb sollte sich die Mutter ihre Hände häufig waschen und die folgenden Vorsichtsmaßnahmen einhalten, um einen Rückfall zu vermeiden.
Das Baby kann mit abgepumpter Milch gefüttert werden. Die Milch, die während einer Soorinfektion abgepumpt wurde, sollte jedoch nicht aufbewahrt und eingefroren werden. Einfrieren inaktiviert Hefepilze, tötet sie aber nicht ab (Rosa 1990). Daher kann eingefrorene Milch, die das Baby nach Abschluss der Behandlung erhält, einen Rückfall verursachen. Erhält das Baby einen Beruhigungssauger oder werden Flaschensauger oder Beißringe benutzt, müssen sie einmal täglich zwanzig Minuten lang ausgekocht werden, um die Soorerreger abzutöten. Nach einer Behandlungsdauer von einer Woche sollten sie weggeworfen und neue gekauft werden.
Wird eine Milchpumpe benutzt, müssen alle Teile, die mit der Milch in Berührung kommen (mit Ausnahme der Gummidichtungen), täglich ausgekocht werden.
Einmalstilleinlagen sollten nach jedem Stillen weggeworfen werden. Stilleinlagen aus Stoff sollte die Mutter nach jedem Stillen wechseln und erst wieder benutzen, nachdem sie in heißem Seifenwasser gewaschen wurden.
Ist das Baby bereits alt genug, um mit Spielsachen zu spielen, muss alles, was es in den Mund nehmen kann, häufig mit heißem Seifenwasser abgewaschen werden, um eine erneute Infektion und ein Weiterverbreiten der Infektion an andere Kinder zu verhindern.
Auf der Webseite von LLL findest du ein Infoblatt zum Thema Soorinfektion in der Stillzeit http://lalecheliga.de/downloads
Dort ist das geballte LLL-Wissen zu diesem Übel zusammengefasst!
LLLiebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 03.01.2017
Antwort auf:
Stillzeit nach 18 Monaten wegen Pilzinfektion beenden?
Hey, mir hat bei unserem Soor noch geholfen komplett auf BHs zu verzichten und wann immer es ging oben ohne zu sein. Wir hatten es sehr hartnäckig durch zwei Wochen intravenös Antibiotika bei mir direkt nach der Geburt. Beim ersten Mal hab ich auch nicht lange genug behandelt und den Fehler gemacht Daktar Gel auf meine Brustwarzen zu schmieren. Das tat vielleicht weh. Mein Hautarzt meinte das dann das geht gar nicht für die Brustwarzen. Die hab ich dann mit Nystatin Salbe behandelt und das Baby mit Daktar Gel. Beides bestimmt zehn Tage lang und nun sind wir dauerhaft Pilzfrei. Meine Salbe hab ich mit Wasser und etwas Sebamed abgewaschen vorm stillen. Ich will dir eigentlich nur Mut machen...es geht gut weg!! Vielleicht auch ohne Tablette:)
von
Saeb
am 03.01.2017, 23:25
Antwort auf:
Stillzeit nach 18 Monaten wegen Pilzinfektion beenden?
Danke Saeb,
den BH lass ich jetzt auch mal weg, die Tablette hab ich allerdings schon genommen und hoffe, dass die ganze Sache dadurch beschleunigt wird. Nach dieser Geschichte habe ich mir wieder vorgenommen, alle Packungsbeilagen von Medikamenten die man so nimmt zu lesen. Zu dem Antimykotikum vom Frauenarzt hat sowohl der Arzt, als auch die Apothekerin nachgelesen ob das Mittel in der Stillzeit genommen werden darf. Beide sagten ja. In der Packungsbeilagen steht dann: bevor Sie Fluconazol einnehmen, sollten sie abgestillt haben. Na, dankeschön. Das nervt doch echt, aber ich denke mir, dass es ja nicht schaden kann, wenn der kleine Mann ein bisschen von dem Zeug abbekommt... Er muss den Pilz ja auch loswerden ;-)
Danke auf jeden Fall für's Mut machen, tut gut zu hören, dass es andere auch geschafft haben.
von
Löwenherz15
am 04.01.2017, 12:52
Antwort auf:
Stillzeit nach 18 Monaten wegen Pilzinfektion beenden?
Danke Biggi für deine schnelle Antwort. Es beruhigt mich, dass ich noch nicht abstillen muss, ich hänge nämlich noch fast genauso an diesen Kuscheleinheiten, wie mein kleiner Mann. Und es ist so schön zu sehen wie friedlich und ohne jegliches Quengeln er einschläft, wenn er vorher an die Brust dürfte.
Ich habe das Antimykotikum eingenommen und der Frauenarzt sagte es wirkt drei Tage und ich solle wiederkommen, falls es danach nicht weg sein sollte. Wirkliche Schmerzen hatte ich ja nicht und ich habe jetzt nur ein wenig Angst, dass ich gar nicht richtig erkenne ob der Pilz wirklich weg ist, nach den drei Tagen. Die Creme werde ich auf jeden Fall noch min. eine Woche weiter benutzen.
Was mich total ärgert ist die Tatsache, dass sowohl der Frauenarzt, als auch die Apothekerin bestätigt haben, dass man das Fluconazol während der Stillzeit einnehmen darf und in der Packungsbeilagen dann zu lesen ist: Vor der Einnahme von Fluconazol sollten sie abstillen. Will die Pharmaindustrie da keine Verantwortung übernehmen, oder gibt es da einfach keine Studien zu, die zu einheitlichen Ergebnissen geführt haben?
von
Löwenherz15
am 04.01.2017, 13:08
Antwort auf:
Stillzeit nach 18 Monaten wegen Pilzinfektion beenden?
Liebe Löwenherz15,
leider wird Medikamentenrisiko häufig überbewertet und die Konsequenzen, die ein plötzliches Abstillen für das Kind mit sich bringen, werden häufig unterschätzt. Tatsächlich kommt es selten zu Symptomen einer gesundheitsschädigenden Wirkung von Medikamenten über die Muttermilch. Die Risikoinformationen in Beipackzetteln und Einschätzungen in Arzneibüchern sind irreführend und geben keine Hilfestellung bei der Wahl einer adäquaten Therapie. Für die meisten Erkrankungen stehen Medikamente zur Verfügung, die mit dem Stillen zu vereinbaren sind.
Nicht jedem Arzt ist bewusst, dass im Beipackzettel oder in der "Roten Liste" in der Regel steht, dass ein Medikament in der Stillzeit nicht gegeben werden darf, obwohl es doch möglich ist.
Darum kann und sollte sich dein behandelnder Arzt bei der Embryotox in Berlin gezielt beraten lassen!! Es ist dein gutes Recht, das auch von ihm abzufordern... Das Berliner Pharmakovigilanz und Beratungszentrum für Embryonaltoxikologie ("Embryotox") berät Ärzte und andere Fachleute bei Fragen zur Vereinbarkeit von Medikamenten und Stillzeit (und natürlich auch Schwangerschaft). Es ist unter der Telefonnr. 030 30308 111 erreichbar, per mail unter mail@embryotox.de, oder online unter www.embryotox.de bzw. http://www.bbges.de/content/index024a.html.
LLLiebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 04.01.2017