Frage: Stillschlafen minimieren

Hallo, ich hoffe, Sie können mir Tipps bzgl. "Stillschlafen minimieren" geben. Mein 6 Monate alter Sohn und ich schlafen beide stillend im Elternbett ein. Nach ca.2Stunden wache ich auf und ziehe ihn ins Beistellbett. Seit 3 Wochen sucht er mich auch in der 1.Nachthälfte und wacht auf, wenn ich ihn nicht gleich wieder stillen würde. Das heißt die Nächte sind für mich sehr zeitintensiv und ich stehe das nur durch, weil ich mit Baby um ca.17:30 abends auch schlafen gehe. Können Sie mir sagen, was ich tun kann, dass er mit weniger Mamabrust in der Nacht auskommt? Besten Dank!

von Greti am 01.02.2016, 07:52



Antwort auf: Stillschlafen minimieren

Liebe Greti, seit Jahrtausenden und in unzähligen Kulturen ist es so, dass Mütter ihre Babys in den Schlaf stillen. Das Saugen wirkt beruhigend und nicht umsonst wurden im Laufe der Zeit die verschiedensten Brustattrappen (z.B. Schnuller s.o.) erfunden. Von der Natur ist es nicht vorgesehen, dass ein Baby oder Kleinkind allein ist und alleine einschläft. Nur passt dieses „natürliche" Verhalten des Babys nicht in unsere derzeitige Zeitströmung und damit haben wir ein (von uns selbst produziertes) Problem: Babys wissen nicht, was zur Zeit „Mode" ist und benehmen sich so, wie sie es seit Anbeginn der Menschheit getan haben. Es hat seinen Grund, warum stillende Mütter die besten Einschlafhilfen SIND. Beim Saugen an der Brust findet ein Baby das, was es braucht: Trost, Nahrung, Sicherheit. Es liegt vermutlich an einer gewissen neurologischen Unreife, wenn einige Babys das mehr brauchen als andere, und es "verwächst" sich wirklich von alleine!! Die Kinder beginnen um diesen Zeitraum die Welt sehr konkret zu erleben, sie müssen das am Tag Erlebte in der Nacht verarbeiten, sie lernen neue Fähigkeiten (umdrehen, robben, krabbeln, gezieltes Greifen ...), sie beginnen den Unterschied zwischen fremd und bekannt zu erkennen. All dies ist ungeheuer aufregend und auch anstrengend. Dazu kommt, dass sich die Zähne verstärkt bemerkbar machen, dass vielleicht die erste Erkältung kommt und, und, und ... Der scheinbare Rückschritt im Schlafverhalten ist eigentlich ein Fortschritt, denn er zeigt, dass die Entwicklung des Kindes voranschreitet. Ein Baby muss eine gewisse Reife erreichen, um längere Zeit schlafen zu können. Wann dieser Zeitpunkt erreicht wird, ist von Kind zu Kind unterschiedlich. Eine Flasche mit künstlicher Säuglingsnahrung (oder ein Abendbrei) verbessern das Schlafverhalten nicht (das wurde in Studien nachgewiesen). Es gibt nicht wenige Kinder, die dann sogar noch weniger schlafen. Auch wenn das Kind am Tag viel isst, schläft es nicht besser, denn es wacht ja nicht nur wegen dem Hunger auf, sondern sucht Nähe und Geborgenheit! Abgesehen von den umstrittenen Schlaftrainingsprogrammen, die von Stillexperten nahezu einhellig abgelehnt werden, bleibt dir in dieser Zeit nicht viel, als geduldig zu bleiben und sich die Tage und Nächte so einfach wie möglich zu gestalten. Dein Baby braucht also vor allem eines: Zeit zum Reifen. Vielleicht "schenkst" Du ihm einfach noch ein bisschen von dieser Zeit, in der du ihm gestattest, so zu sein, wie es ist. Du machst nichts falsch! Die unruhigen Nächte sind furchtbar anstrengend, daran kann ich mich auch noch gut erinnern. Trotzdem: Sie sind normal und werden garantiert irgendwann vorbei sein. Wann, kann ich leider nicht sagen. Aber sie gehen wirklich vorbei! Bis dahin kannst du probieren, dir den Alltag so einfach wie möglich zu machen, so dass auch du tagsüber mal ein kurzes Nickerchen machen kannst. Sehr empfehlenswert ist von Sibylle Lüpold das Buch: "Ich will bei euch schlafen - Ruhige Nächte für Eltern und Kinder." Von ihr ist auch die Broschüre "Kinder brauchen uns auch nachts", in der 20 namhafte Experten wie Dr. William Sears, Prof. Dr. Gerald Hüther und Prof. Dr. Remo Largo gute Argumente liefern , weshalb von der Anwendung eines Schlaftrainings, wie zum Beispiel der Ferber-Methode, abzuraten ist. http://www.fuerkinder.org/files/broschre_kinder_brauchen_uns_auch_nachts_de.pdf LLLiebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 01.02.2016



Antwort auf: Stillschlafen minimieren

Liebe Frau Welter, Ich, Mutter von 3 Kindern (10, 7 und 6 Monate) dachte bis vor wenigen Minuten, ausgelöst durch akuten Schlafmangel, Kopfschmerzen, Unsicherheit und Resignation... HILFE, ich brauche dringend ein Zaubermittel, damit mein Kind nachts endlich länger schläft. Nach 2 Kindern dachte ich, klar- mir kann niemand mehr etwas vor machen, ich weiß wie der Hase läuft. Doch dann kam meine Tochter (6 Monate bereits) zur Welt und alles sollte sich ändern. Um es kürzer zu gestalten. Sie schläft... ja... ca. 3,5 Stunden abends und kommt dann im Takt von ca. 1,5-2,0 Stunden. Das dies kraftraubend und des öfteren unbefriedigend ist, brauche ich nicht zu erwähnen. Zahlreiche Tipps und Ratschläge (Flasche geben, Brei füttern, Wasser geben...) habe ich ausprobiert. Alles wohl eher um ein Gewissen zu beruhigen, um nicht sagen zu müssen, du hast es nicht versucht. Gebracht hat es gar nichts, außer einer noch gestressteren Mutter, nem unruhigeren Kind... Und nun kam ihr Link daher. Ich muss zugeben, auch mir wurde bei meinen großen Kindern das Buch "Jedes Kind kann schlafen lernen" empfohlen und auch ich habe diese Methode, allerdings erfolglos (man muss wohl eher sagen, früh abgebrochen), ausprobiert. Je mehr ich dieses Prospekt und die Aussagen der "Fachleute" gelesen und verinnerlicht hatte, umso ruhiger wurde ich. Und eine Sache bestärkte mich ungemein: Wir müssen wieder anfangen auf unser Bauchgefühl zu hören!!! Sicher sagt mir dieses nach schlaflosen Nächten auch mal: "Lass sie schreien, du kannst nicht mehr, sie nutzt dich aus. Auch diese Gefühle sind aufgrund von Schlafmangel und den daraus resultierenden Nebenwirkungen (Konzentrationsstörungen, Kopfschmerz, sehr dünnes Nervenkostüm) meines Erachtens völlig normal. Nur tief im inneren weiß ich auch, das mein Kind sicherlich nicht so oft wach wird, weil es mich ärgern will, sondern Bedürfnisse hat und diese nur durch Weinen äußern kann. Dann ist es doch umso schöner, das man als Stillmutter nicht aufstehen muss, um ein Fläschchen warm zu machen o.ä. Es reicht, sich "freizumachen", sein Kind ran zu ziehen und es im Arm zu halten. Aber ich kann auch alle anderen Mütter verstehen, die wie ich, auch des öfteren verzweifeln, beten, nur in dieser Nacht mal wieder mehr Schlaf zu bekommen. In einer Welt, in der alles zu funktionieren hat, schickt es sich nicht, sagen zu müssen, nein, mein Kind schläft nicht durch. Aber zeugt es nicht eigentlich mehr von Stärke, ehrlich und selbstbewusst zu sagen: Nein mein Kind schläft noch nicht durch, und ja, man sieht es mir an, aber ich erkenne seine Bedürfnisse und handele aus dem Bauch heraus! Denn auch ich bin leider ein Kind, das früher schreien gelassen wurde und die Auswirkungen möchte ich Ihnen lieber nicht erläutern. In diesem Sinne, vielen Dank für den tollen Link und ein stilles Hoffen auf ein wenig mehr Schlaf in der kommenden Nacht bleibt Müde, aber herzliche Grüße S. Schlichtmann

von SvenjaSch. am 01.02.2016, 21:28



Antwort auf: Stillschlafen minimieren

Liebe S. Schlichtmann, wie schön, dass Sie das geschrieben haben, gerade heute kann ich das wirklich gut gebrauchen :-). Ich sitze so oft hier und frage mich, ob manche vielleicht meinen, ich rede so leicht daher und bin eine Besserwisserin ;-)......und dann kommen Ihre Zeilen und ich spüre wieder, dass es gut ist so und ich doch auch schriftlich erreiche, dass manche Mütter sich sicherer fühlen und nicht mehr zweifeln. Mit einem dankbaren Lächeln verabschiede ich mich und wünsche uns beiden eine gute und erholsame Nacht Biggi

von Biggi Welter am 01.02.2016