Hallo,
ich frage hier für meine Tochter. Sie ist im 4. Monat schwanger und hat jetzt schon durch ihre Neurodermitis sehr viel Last mit den Brustwarzen. Sie möchte gerne das Baby stillen hat aber Bedenken ob das überhaupt klappen kann. Die Brustwarzen sind zum jetzigen Zeitpunkt schon sehr entzündet und wund. Sie hat inzwischen eine Salbe mit Kortison vom Arzt bekommen aber ganz hat sie die Sache noch nicht im Griff. Denken sie, dass stillen trotzdem möglich ist?
von
Nouni
am 04.06.2015, 08:34
Antwort auf:
Stillen trotz Neurodermitis?
Liebe Nouni,
auf alle Fälle!
Einige Frauen haben leider Probleme mit sehr empfindlichen oder sogar wunden Brustwarzen, die auf die Hormonumstellung durch die Schwangerschaft zurückzuführen sind. Wie lange diese Empfindlichkeit und das Wundsein anhalten, lässt sich nicht vorhersagen. Leider helfen, die meisten Empfehlungen für wunde Brustwarzen in dieser Situation nicht.
Alle der früher empfohlenen Vorbereitungsmaßnahmen und zum Teil wirklich
unangenehmen und abschreckenden Abhärtungsmaßnahmen werden von Stillexperten nicht
mehr empfohlen. Es ist ohnehin nicht möglich und auch nicht wünschenswert die Brustwarzen
abzuhärten. Brustwarzen sind sensibles, erektiles Gewebe und dieses Gewebe kann nicht
abgehärtet werden und die Empfindsamkeit soll keinesfalls beeinträchtig werden. (Niemand
käme auf den Gedanken einen Penis abzuhärten).
Die beste Vorbereitung auf das Stillen besteht darin sich so gut wie möglich zu informieren.
Wunden Brustwarzen und anderen Stillproblemen kann frau am besten dadurch vorbeugen, indem sie sich informiert. Wunde Brustwarzen entstehen in über 80 % der Fälle durch falsches
Anlegen oder Ansaugen. Es ist extrem wichtig, korrekt anzulegen.
Deshalb ist es entscheidend, dass Ihre Tochter sich möglichst gut über das Stillen und die grundlegenden
Dinge wie korrektes Anlegen und Ansaugen, das Prinzip von Angebot und Nachfrage, Stillen
nach Bedarf usw. informiert. Ganz wichtig ist, dass sie weiß, wie korrekt angelegt wird und woran sie
erkennt, dass ihr Baby richtig ansaugt und effektiv an der Brust trinkt.
Hierzu bietet sich neben dem Lesen der entsprechenden Literatur (z.B. „Stillen Rat und praktische
Hilfe für alle Phasen der Stillzeit“ von Marta Guoth Gumberger und Elizabeth Hormann, „Das
Handbuch für die stillende Mutter“ von der La Leche Liga, „Stillen einfach nur stillen“ von Gwen
Gotsch, das erste bekommen Sie im Buchhandel, die beiden letzteren im Buchhandel, bei der La
Leche Liga oder jeder LLL Stillberaterin) der Besuch einer Stillgruppe an. In einer Stillgruppe trifft Ihre Tochter
nicht nur andere stillende Mütter, sondern sie lernt auch gleich eine kompetente Ansprechpartnerin
kennen, für den Fall, dass es nach der Geburt zu Stillproblemen kommen sollte.
Adressen von Stillberaterinnen finden Sie im Internet unter:
http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC).
Ansonsten sollte darauf geachtet werden, dass die Brustwarzen und der Brustwarzenhof
beim Waschen nur mit klarem Wasser abgespült wird. Seife oder gar Alkohol (wird
manchmal immer noch zum Abreiben der Brustwarzen empfohlen) trocknen die Haut aus
und machen sie anfälliger für wunde Brustwarzen. Wenn die Haut sehr trocken ist und
auch die Haut der Brustwarzen sehr trocken ist, kann Ihre Tochter die Brustwarzen ganz sparsam und dünn mit
hochgereinigtem Lanolin einreiben (gibt es unter dem Handelsnamen Purelan, Lanosin oder
Lansinoh in der Apotheke). Hochgereinigtes Lanolin muss auch später vor dem Stillen nicht
abgewaschen werden, aber bitte wirklich nur hauchdünn verwenden.
Während der Schwangerschaft bewirken Hormone, dass die Brust sich auf die Stillzeit
einstellt. Die Haut wird geschmeidiger und elastischer, um sich der Brustentwicklung
anzupassen, während Brustwarzen und Brustwarzenhof sich vergrößern und die
schützende Pigmentierung zunimmt. Die Montgomerydrüsen, kleine Erhebungen am
Brustwarzenhof, sondern eine pflegende und schützende Substanz ab, die die Brustwarzen
und den Brustwarzenhof vor Austrocknung und Abschuppung schützt. Daher ist sind
Abhärtungsmaßnahmen wie Rubbeln mit Frotteetüchern und dergleichen nicht sinnvoll,
denn dabei würde diese Schutzschicht entfernt.
Viele Frauen machen gar nichts zur Vorbereitung, andere finden es angenehm ihre Brust in
den letzten Wochen der Schwangerschaft zu massieren. Als Grundregel gilt: sei liebevoll mit
deiner Brust und tue nichts, was dir unangenehm ist.
Ich freue mich, dass Sie sich schon jetzt für Ihre Tochter einsetzen und hoffe, ein wenig helfen zu können.
LLLiebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 04.06.2015