Liebes Stillteam,
erneut meinen herzlichsten Dank für die Arbeit hier...ich habe durch das stille mitlesen so viel gelernt! Und glaubte, mich auszukennen - bis heute:
Ich war heute mit Leander, 16 Wochen, bei der U4 beim Kinderarzt. Dieser machte mich auf das Thema Beikost aufmerksam (ich werde dazu auch noch mal im Kinderernährungsforum fragen) und sagte mir folgendes:
"Die WHO empfiehlt, 4 Monate voll zu stillen. Danach hat stillen keinen positiven Effekt mehr auf die Gesundheit des Kindes. Beginnen Sie mit Gemüse mittags. Wenn diese Mahlzeit (nur Gemüse, ohne Kartoffeln und Fleisch) vollständig das Stillen ersetzt, fangen Sie abends mit Getreide an. Würden Sie die Flasche geben, könnten Sie auch Schmelzflocken geben".
Ich bin wirklich sehr irritiert, habe zwar von dem "immunologischen Zeitfenster" gehört, nachdem frühzeitige Exposition mit Gluten und Kuhmilch günstig sein soll, habe aber gleichzeitig gelesen, daß dies unter dem "Schutz von Muttermilch" erfolgen sollte. Und Schmelzflocken? Ich glaubte, das würde doch schon eher einer anderen Generation angehören.
Und stillen soll keinen Effekt mehr haben? Ich kenne dieses Forum rauf und runter, was ist mit den Immunglobulinen, der generell guten Verdaulichkeit von Muttermilch? Und den psychischen Effekten? Die Ärztin war kurz davor, mir zum abstillen zu raten (so hat sie das nicht gesagt, aber da sie der Meinung war, es hätte ja gar keinen Nutzen mehr, schien sie zumindest sagen zu wollen "Sie können das mit dem Stillen ruhig lassen"). Zudem wird bei Leander eine Kuhmilchallergie (durch mich hindurch) vermutet, Beikost wird ohnehin schwierig (weil in den meisten Nahrungsmitteln doch Milchbestandteile enthalten sind) und in dieser Diagnosephase stelle ich mir vor, es könnte günstig sein, auf weitere potentielle Allergene zu verzichten.
(Tut mir leid, es ist so ein bißchen eine Mischfragen Stillen/ Beikost....aber ich liebe stillen so sehr - und es soll schon vorbei sein? Daher hier die Frage in Ausführlichkeit, denn Sie von der La Leche Liga wissen vielleicht um die Stillbedeutung noch mehr als der Kinderarzt).
Ich danke Ihnen für die Beantwortung...wenn das die aktuelle Empfehlung ist, sind vermutlich noch mehr Mamas irritiert.
Liebe Grüße
Stefanie und Leander
von
Elisabeth3011
am 26.09.2014, 11:09
Antwort auf:
Stillen laut WHO 2014 nach dem 4. Monat "ohne Bedeutung"
Liebe Stefanie,
ich habe mich jetzt noch einmal auf der WHO-Seite umgeschaut, und KEINEN Hinweis darauf gefunden, dass die WHO etwas anderes empfiehlt als 6 MONATE voll zu stillen (ohne irgend etwas anderes zu geben).
Ab dem sechsten Monat wird empfohlen, zuzufüttern, aber trotzdem weiterzustillen bis zum 2. Geburtstag. Ich zitiere mal die englische Seite:
"Complementary feeding
Around the age of 6 months, an infant’s need for energy and nutrients starts to exceed what is provided by breast milk, and complementary foods are necessary to meet those needs. An infant of this age is also developmentally ready for other foods. If complementary foods are not introduced when a child has reached 6 months, or if they are given inappropriately, an infant’s growth may falter. Guiding principles for appropriate complementary feeding are:
continue frequent, on-demand breastfeeding until two years of age or beyond;
practise responsive feeding (e.g. feed infants directly and assist older children. Feed slowly and patiently, encourage them to eat but do not force them, talk to the child and maintain eye contact);
practise good hygiene and proper food handling;
start at six months with small amounts of food and increase gradually as the child gets older;
gradually increase food consistency and variety;
increase the number of times that the child is fed: 2-3 meals per day for infants 6-8 months of age and 3-4 meals per day for infants 9-23 months of age, with 1-2 additional snacks as required;
use fortified complementary foods or vitamin-mineral supplements as needed; and
during illness, increase fluid intake including more breastfeeding, and offer soft, favourite foods."
Quelle: http://www.who.int/mediacentre/factsheets/fs342/en/
Vielleicht magst du deinem Arzt diese Infos weitergeben?
Es gibt durchaus Untersuchungen und Vermutungen, dass es NICHT schadet, wenn das Kind auch früher als bisher empfohlen mit potentiellen Allergenen in Kontakt kommt. Dennoch hat die WHO nichts revidiert, und kein Baby sollte Beikost bekommen, bevor es nicht ganz von selbst zeigt, dass es soweit ist (immer vorausgesetzt, es handelt sich um ein voll ausgetragenes, gesundes Kind).
Lieben Gruß,
Kristina
von
Kristina Wrede
am 26.09.2014