Guten Abend,
ich habe das 2. Kind bekommen und konnte beim ersten Mal nicht richtig stillen bzw. musste nach 2 Wochen schon zufüttern und nach 6 Wochen abstillen weil meine BW völlig kaputt/zerbissen/blutig und eitrig waren. Angeblich hatte ich einfach zu wenig Milch.
Nun ist Baby 2 da und morgen geht's aus dem KH. Leider habe ich 1 Woche keine Hebi die mich beim stillen betreuen kann.
Nun meine Frage: ich habe seit heute den Milcheinschuß und die Hebis hier im KH sind zufrieden mit der Brust der Menge etc. Meine Warzen sind schon wieder sehr schmerzhaft aber ich ertrage es und habe jede Seite immer ca.15 Min. gegeben.
Nun habe ich den Rat bekommen je Mahlzeit nur immer eine Brust zu nehmen!? Sprich jede Brust wäre ca. alle 8h dran! Macht das langfristig Sinn um die Bws zu schonen oder wird die Milchproduktion wieder so runtergefahren das die Gefahr besteht zu wenig zu produzieren? In den ganzen Tipps finde ich nichts was mir wirklich hilft und ich bin einfach schon total verunsichert.
Vielen Dank für die Hilfe
Mia und Amelie Josephine
von
Daeumelinchen
am 18.10.2016, 20:06
Antwort auf:
Stillen einseitig je Mahlzeit?
Liebe Mia und Amelie Josephine,
am allerbesten wäre es, wenn du bald mit einer Stillberaterin in Eurer Nähe Kontakt aufnehmen könntest. Erstens hast du dann gleich die kompetente Fachfrau zur Hand, wenn es Probleme geben sollte und zweitens kannst du dich im Rahmen von Stillgruppentreffen optimal unterstützen lassen.
Eine Stillberaterin in deiner Nähe findest Du im Internet unter http://wwwlalecheliga.de (La Leche Liga), http://www.afs stillen.de (Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl stillen.de (Still und Laktationsberaterinnen IBCLC).
Es tut mit so leid, dass du beim ersten Baby nicht stillen konntest, und dass ihr einen so schweren Start hattet. Aber das muss sich keinesfalls wiederholen!!
Ganz kurz kann man die wichtigsten Punkte für den Grundstein einer erfolgreichen Stillbeziehung auf die folgenden Schlagworte zusammenfassen:
Bald stillen, oft stillen, nur stillen; keine Flüssigkeit oder andere Nahrung dazugeben außer bei medizinisch begründeten Fällen; keine Schnuller oder künstliche Sauger in den ersten Lebenswochen.
Das Baby sollte so bald wie möglich nach der Geburt zum ersten Mal angelegt werden und dann jederzeit und ohne zeitliche Einschränkung an die Brust dürfen, wenn es das will. Bei eher schläfrigen Kindern oder Babys mit verstärkter Neugeborenengelbsucht muss die Mutter unter Umständen den Takt angeben und dafür sorgen, dass das Kind mindestens acht bis zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden an der Brust trinkt.
Tee, Glukoselösung oder Wasser sind überflüssig und vor allem bei einer eventuell verstärkten Neugeborenengelbsucht sogar kontraproduktiv. Das Bilirubin (der gelbe Farbstoff, der für die Gelbfärbung der Haut bei der Neugeborenengelbsucht verantwortlich ist) wird nur zu zwei Prozent über den Urin ausgeschieden, der Rest wird durch den Darm ausgeschieden. Daher ist es unsinnig, die Gelbsucht "ausschwemmen" zu wollen. Wichtig ist, dass der Darm mit Nahrung versorgt wird und die Verdauung angeregt wird, das Mekonium möglichst rasch ausgeschieden wird. Das Kolostrum, die wichtige erste Milch wirkt abführend und begünstigt damit die Ausscheidung des Bilirubins.
Der Organismus eines Neugeborenen ist auf viele, kleine Mahlzeiten eingestellt. Sein Magen hat etwa die Größe eines Teebeutels. Kleine Mengen an Muttermilch sind also absolut richtig und in Ordnung. In den ersten Wochen stillt ein Baby etwa 10-12 Mal in 24 Stunden.
Wichtig ist, dass dein Baby ab dem zweiten, dritten Tag mindestens drei bis vier Darmentleerungen hat und ausreichend Urin ausscheidet. Eine Gewichtsabnahme von etwa sieben Prozent des Geburtsgewichtes innerhalb der ersten Tage ist normal, bis zehn Prozent sind bei einem ansonsten gesunden Kind tolerierbar. Spätestens mit drei Wochen sollte dein Baby sein Geburtsgewicht wieder erreicht haben.
Milchbildungstee ist nicht notwendig und es hat keinen Sinn ihn bereits während der Schwangerschaft zu trinken. Wenn überhaupt Milchbildungstee getrunken wird, dann bitte auch nicht mehr als höchstens zwei bis drei Tassen täglich, da mehr zu Bauchproblemen beim Kind führen kann.
Im Moment würde ich die Stillmahlzeiten nicht auf eine Brust begrenzen, wenn die Brustwarzen schmerzen, stimmt etwas mit der Anlegetechnik nicht!
Solange die Ursache nicht behoben ist, sind alle Versuche mit Salben nur Kosmetik, die nicht wirklich helfen werden.
Um die Heilung zu beschleunigen, haben sich die folgenden Tipps bewährt:
• vor dem Stillen etwas Milch ausstreichen, um den Milchspendereflex auszulösen, bevor das Baby an die Brust anlegt wird.
• an der weniger wunden Seite (so es eine gibt) zuerst anlegen
• nach dem Stillen etwas Muttermilch ausstreichen und auf den Brustwarzen trocknen lassen (dies wird nicht empfohlen, wenn das Wundsein durch eine Soorinfektion verursacht wird, da Soor auf Milch gute Wachstumsbedingungen findet).
• ausreichend hochgereinigtes Lanolin (unter den Handelsnamen Lansinoh, Purelan oder Lanosin erhältlich) auf die Brustwarze auftragen, um sie zwischen den Stillmahlzeiten feucht zu halten (aber nicht zu viel Lanolin verwenden, sonst wird die Brustwarze glitschig und das Baby kann beim Stillen abrutschen). Es hat sich herausgestellt, dass dadurch der Heilungsprozess bei wunden, offenen und blutenden Brustwarzen beschleunigt wird, wenn diese durch schlechte Stillhaltung, falsche Anlegetechnik oder Saugprobleme entstanden sind.
• zwischen den Stillmahlzeiten Brustwarzenschoner mit großen Öffnungen und Löchern zur Luftzirkulation im Büstenhalter tragen, um die Brustwarzen zu schützen. Es können auch mehrere Einmalstilleinlagen aufeinandergeschichtet und in der Mitte ein Loch, das als Aussparung für die Brustwarze dient, hineingeschnitten werden.
Außerdem ist es sinnvoll, dass Du dein Kind so anlegst, dass die Wunde genau in seinen Mundwinkel zu liegen kommt, dann kommt nicht so viel Spannung drauf und sie wird weniger belastet.
Wende dich wirklich an eine Kollegin vor Ort, die sehr viel gezielter helfen kann!
LLLiebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 18.10.2016