Stillen 2tes Kind

 Kristina Wrede Frage an Kristina Wrede Stillberaterin

Frage: Stillen 2tes Kind

Hallo liebes Team, Bin aktuell in der 29 ssw mit meinem zweiten Kind und wünsche mir von Herzen , dass es diesmal mit dem stillen klappt. Kurz zur Vorgeschichte : Tochter an ET+2 geboren, natürliche sehr kräftige Wehen , doch pathologisches CTG , grünes FW, Saugglockenentbindung ( Einsatz der Saugglocke dauerte 35 min, da sie 3mal trotz mitpressen vom Kopf gesprungen war) Meine Tochter war grün/blau , wurde gleich versorgt . Hatte leichten Sauerstoffmangel, erholte sich jedoch sofort(körperlich ) und musste nicht auf die Kinderintensiv. Mir ging es trotzallem sehr gut und war einfach dankbar , dass meine Tochter das alles überstanden hat. Habe sie gleich im Kreißsaal angelegt, aber sie hat nur geschrien und zeigte kein Interesse an der Brust . Hebamme sagte, sie sei einfach zu kaputt von der Geburt . Auf Station habe ich meine Tochter immer wieder angelegt, da sie sehr unruhig war und merkte , dass sie Hunger hat. Doch es kam nichts raus , nicht einmal ein Tropfen -ich merkte sie saugt gut nur würde sie immer hastiger und ungeduldiger , weil eben nichts raus kam. Am zweiten Tag , sollte ich zusätzlich abpumpen , damit man mir zeigt , dass da doch etwas raus kommt. Ergebnis , nur 1 Tropfen , den ich dann mit einer pimpette auf die Lippen meiner mittlerweile sehr erschöpften und schreienden Tochter tupfen sollte. Am 3ten Tag habe ich meiner Tochter dann pre Milch gegeben, da bei mir weiter nichts raus kam und sie viel abgenommen hatte und Max 30 min am Stück schlief und dann vor Hunger schrie. Nachdem sie etwas pre getrunken hat, hat sie zum ersten Mal 3 std am Stück geschlafen und wirkte endlich zufrieden. Ich habe sie weiterhin angelegt und zusätzlich abgepummt, am 5ten Tag hatte ich dann endlich den Milcheinschuss - aber der milchfluss blieb immer sehr zaghaft, ich hätte nie feuchte Brustwarzen und brauchte auch nie Einlagen . Bis zum dritten Monat habe ich alle 2std abgepummt und zusätzlich angelegt , bis ich eines Tages keine Milch mehr hatte. Ich war sehr traurig . Auch jetzt merke ich keinerlei vormilch, wie sie bei einigen Schwangeren vorkommt. Kann es sein, dass meine Brust einfach nicht zum stillen gemacht ist? Keine Frau mütterlicherseits konnte richtig stillen. Selbst meine Oma 90 sagt, sie hatte keinen "stillbusen" und konnte nie stillen. Kann ich meine Brust bzw den milchspendereflex schon vor der Geburt trainieren? Zum Bsp kurz vor ET mit einer handpumpe stimulieren ? LG Elisa und herzlichen Dank fürs lesen!

von Tobecontinued am 04.10.2016, 11:10



Antwort auf: Stillen 2tes Kind

Liebe Elisa, am allerbesten wäre es, wenn du bereits jetzt mit einer Stillberaterin in eurer Nähe Kontakt aufnehmen könntest. Erstens hast du dann gleich die kompetente Fachfrau zur Hand, wenn dein 2. Baby da ist, und zweitens kannst du dich im Rahmen von Stillgruppentreffen optimal aufs Stillen vorbereiten - mit dem nötigen Wissen. Eine Stillberaterin in deiner Nähe findest Du im Internet unter http://wwwlalecheliga.de (La Leche Liga), http://www.afs stillen.de (Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl stillen.de (Still und Laktationsberaterinnen IBCLC). Aber glaub einfach mal daran, dass du stillen kannst. Deine Oma bist nicht du, und es ist von Frau zu Frau ganz unterschiedlich, ab wann und wieviel Milch bereits während der Schwangerschaft aus der Brust austritt. Bei manchen Frauen kommt bereits recht früh etwas, bei anderen bis zur Geburt überhaupt nichts. Beides ist total normal und sagt nichts über die Stillfähigkeit aus! Gründe für eine zu geringe Milchbildung oder gar ein Ausbleiben der Milchbildung können in unterentwickeltem Drüsengewebe, aber auch bei Stoffwechselproblemen liegen (so hat eine Schilddrüsenunterfunktion möglicherweise einen gravierenden Einfluss auf die Milchbildung). Auch extrem starke Blutungen nach der Geburt können dazu führen, dass die Frau eine Art Hypophyseninfarkt erleidet und keine oder nur sehr wenig Milch bilden kann (Sheehan Syndrom). Dass eine Frau tatsächlich zu wenig oder gar kein Brustdrüsengewebe hat und deshalb nicht (voll) stillen kann, kommt extrem selten vor. Es tut mit so leid, dass du beim ersten Baby nicht stillen konntest, und dass ihr einen so schwerern Start hattet. Aber das muss sich keinesfalls wiederholen!! Die Brust solltest du nicht stimulieren, aber eben wissen, worauf es nach der Geburt ankommt, damit es klappen kann. Dazu gehört auch, im Vorfeld schon dafür zu sorgen, dass deine "Große" gut versorgt und "betüdelt" wird, während du im Wochenbett bist. Dass genug Essen eingefroren ist, damit du nicht täglich kochen musst... Dass dir jemand in den ersten Wochen bei der Hausarbeit zur Hand geht... Dass du die Rückendeckung vom Papa, den (Schwieger-)Eltern und dir selbst hast! Ganz kurz kann man die wichtigsten Punkte für den Grundstein einer erfolgreichen Stillbeziehung auf die folgenden Schlagworte zusammenfassen: Bald stillen, oft stillen, nur stillen; keine Flüssigkeit oder andere Nahrung dazugeben außer bei medizinisch begründeten Fällen; keine Schnuller oder künstliche Sauger in den ersten Lebenswochen. Das Baby sollte so bald wie möglich nach der Geburt zum ersten Mal angelegt werden und dann jederzeit und ohne zeitliche Einschränkung an die Brust dürfen, wenn es das will. Bei eher schläfrigen Kindern oder Babys mit verstärkter Neugeborenengelbsucht muss die Mutter unter Umständen den Takt angeben und dafür sorgen, dass das Kind mindestens acht bis zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden an der Brust trinkt. Tee, Glukoselösung oder Wasser sind überflüssig und vor allem bei einer eventuell verstärkten Neugeborenengelbsucht sogar kontraproduktiv. Das Bilirubin (der gelbe Farbstoff, der für die Gelbfärbung der Haut bei der Neugeborenengelbsucht verantwortlich ist) wird nur zu zwei Prozent über den Urin ausgeschieden, der Rest wird durch den Darm ausgeschieden. Daher ist es unsinnig, die Gelbsucht "ausschwemmen" zu wollen. Wichtig ist, dass der Darm mit Nahrung versorgt wird und die Verdauung angeregt wird, das Mekonium möglichst rasch ausgeschieden wird. Das Kolostrum, die wichtige erste Milch wirkt abführend und begünstigt damit die Ausscheidung des Bilirubins. Der Organismus eines Neugeborenen ist auf viele, kleine Mahlzeiten eingestellt. Sein Magen hat etwa die Größe eines Teebeutels. Kleine Mengen an Muttermilch sind also absolut richtig und in Ordnung. In den ersten Wochen stillt ein Baby etwa 10-12 Mal in 24 Stunden. Wichtig ist, dass dein Baby ab dem zweiten, dritten Tag mindestens drei bis vier Darmentleerungen hat und ausreichend Urin ausscheidet. Eine Gewichtsabnahme von etwa sieben Prozent des Geburtsgewichtes innerhalb der ersten Tage ist normal, bis zehn Prozent sind bei einem ansonsten gesunden Kind tolerierbar. Spätestens mit drei Wochen sollte dein Baby sein Geburtsgewicht wieder erreicht haben. Milchbildungstee ist nicht notwendig und es hat keinen Sinn ihn bereits während der Schwangerschaft zu trinken. Wenn überhaupt Milchbildungstee getrunken wird, dann bitte auch nicht mehr als höchstens zwei bis drei Tassen täglich, da mehr zu Bauchproblemen beim Kind führen kann. Lieben Gruß, Kristina

von Kristina Wrede am 04.10.2016